Rheinische Post Hilden

Im Nähkästche­n mit Boris Becker

Auf einer Bühne in Dessau erzählt der Tennis-Star zwei Stunden aus seinem Leben. Über Schlaftabl­etten, Steffi Graf und sein Spiegelbil­d. Was er ausblendet: Ihm steht nächste Woche in London ein unerfreuli­cher Termin bevor.

- VON ROBERT SEMMLER

DESSAU-ROSSLAU einem britischen Gericht für zahlungsun­fähig erklärt worden. Die Insolvenzb­ehörde führt nun strafrecht­liche Ermittlung­en gegen ihn, da er nicht so mit den Behörden zusammenge­arbeitet haben soll, wie die Auflagen es vorsehen. Am 22. Oktober beginnt die Verhandlun­g, in der sich Becker seinem Anwalt zufolge energisch gegen die Vorwürfe verteidige­n will.

Über das Thema sprechen zwar anschließe­nd auch Zuschauer, doch sie können gut damit leben, dazu während des knapp zweistündi­gen Interviews nichts gehört zu haben. Becker selbst erklärt, es werde seit 30 Jahren allerhand über ihn geschriebe­n, das meiste davon stimme zum Glück nicht. Menschen würden sich ihn oft anders vorstellen, bevor sie ihn erlebt hätten. So sagt er: „Wir sind alle nur Menschen, wir sind keine Maschinen, wir machen Fehler, wir lernen dazu.“Hauptaufga­be seines Lebens werde immer sein, Vater seiner vier Kinder zu sein. „Wenn meine Kinder mich im Alter noch brauchen, habe ich vieles richtig gemacht.“

Becker erzählt auch Geschichte­n aus dem Nähkästche­n. Weil er vor dem Wimbledonf­inale 1990 gegen Stefan Edberg Schlafprob­leme hatte, nahm er nachts eine starke Tablette und war dann in dem verlorenen Endspiel eigentlich zu spät wirklich wach.

Seine bislang letzte Unterhaltu­ng mit Steffi Graf fand Anfang des Jahres am Rande der Australian Open hinter einem Baum in Melbourne statt. Denn die deutsche Damentenni­s-Ikone, die das Licht der Öffentlich­keit eher scheut, habe sich eine Mütze aufgesetzt, um nicht erkannt zu werden. Doch Becker sah sie und sprach sie an. „Sag’s keinem, dass ich da bin“, habe ihn die mit seinem einstigen Rivalen und jetzigen Kumpel Andre Agassi verheirate­te Graf gebeten. So versteckte­n sich laut Becker beide Sportgröße­n hinter einem Baum und sprachen dort fünf bis zehn Minuten miteinande­r.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Vorhang auf und Bühne frei für Boris Becker: Deutschlan­ds Tennis-Legende bei einer Veranstalt­ung in Dessau.

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