Corona-Risikogebiet fordert Krisenstab
Hilden und der gesamte Kreis sind seit Mittwoch Corona-Risikogebiet. Es gibt keine Ansteckungshotspots mehr, berichtet Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes: „Die Erkrankung verteilt sich auf die gesamte Bevölkerung.“
HILDEN Die Inzidenz liegt am Donnerstag bei 63,0 – deutlich über dem kritischen Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Und sie steigt weiter an. Bislang steckten sich Menschen mit dem Coronavirus vor allem bei privaten Feiern oder am Arbeitsplatz an: Der prominenteste Fall dieser Arbeit war der Corona-Ausbruch in einem Zerlegebetrieb von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Solche Fälle gab es aber auch im Kreis Mettmann, allerdings in kleineren Dimensionen, beispielsweise auf Hochzeiten.
Dieses Szenario hat sich jedoch geändert. „Es gibt nicht mehr vereinzelte Hotspots“, berichtet Rudolf Lange, Leiter des Kreisgesundheitsamtes: „Die Erkrankung verteilt sich inzwischen auf die gesamte Bevölkerung.“Es gebe bereits mehr als 100 Schulen und Kindergärten im Kreis Mettmann, die in irgendeiner Weise von der Pandemie betroffen seien. Dabei handelt es sich laut Kreissprecherin Daniela Hitzenmann aber immer um Einzelfälle, die zu keinem Hotspot in den Einrichtungen führen.
Das Problem ist dabei, dass die Behörden immer mehr Probleme haben, die Infektionsketten zeitnah zurückzuverfolgen. Das ist aber – neben Abstandsgebot und Hygiene – aktuell die einzige Chance, die Infektionsketten wirkungsvoll zu durchbrechen und die Pandemie einzudämmen.
„Ebenso wie das Kreisgesundheitsamt arbeiten wir am Anschlag“, berichtet Michael Siebert, Leiter des Krisenstabs in Hilden. Wie viele Mitarbeiter er genau zur Verfügung hat, will der Ordnungsamtsleiter nicht sagen: „Zu wenig.“Zu Beginn der Pandemie haben Kollegen aus anderen Bereichen der Stadtverwaltung bei der Überwachung der Corona-Schutzverordnung ausgeholfen. Das sei jetzt nicht mehr möglich, weil sie an ihren originären Arbeitsplätzen gebraucht würden. „Wir müssen und werden uns personell verstärken“, sagt Siebert: „Denn die nächsten Wochen und
Monate werden entscheidend sein.“
Die seit Donnerstag geltenden, verschärften Corona-Schutzmaßnahmen (Sperrstunden von 0 bis 6 Uhr, maximal fünf Personen bei Treffen im öffentlichen Raum/Gastronomie, Feiern nur mit maximal 25 Gästen) müssen überwacht werden. „Das werden wir auch tun“, betont der Leiter des Krisenstabs und kündigt Kontrollen in der Gastronomie an.
Das Ordnungsamt habe dieser Tage eine Feier kontrolliert: „25 Gäste waren angemeldet, es waren aber weniger da. Und die Adresslisten waren perfekt ausgefüllt.“Solche Erfahrungen lassen Siebert hoffen, dass die allermeisten Bürger verstanden haben, um was es geht.
Das belegten auch die zahlreichen Anfragen, mit denen das Ordnungsamt aktuell regelrecht bombardiert werde. Darf die Oma zu uns kommen? Dürfen wir überhaupt noch privat zu Hause feiern und wenn ja, was müssen wir beachten? „Das sind die Fragen, die viele Bürger jetzt haben“, berichtet Michael Siebert:
„Es geht um Fragen, nicht um Anzeigen von Feiern. Wir werden alles tun, um diese Fragen schnellstmöglich zu beantworten.“
Die Allgemeinverfügung des Kreises Mettmann und die darin beschriebenen Corona-Schutzmaßnahmen bleiben übrigens trotz der am Donnerstagabend verkündeten Beschlüsse von Bund und Ländern erst einmal weiterhin gültig, erklärt Kreissprecherin Daniela Hitzemann.
Es dauere erfahrungsgemäß ein paar Tage, bis die Verfügungen vom Bund oder vom Land im Kreis ankommen. Obwohl im Bund beispielsweise einheitlich eine Obergrenze von zehn Personen bei Zusammentreffen in der Öffentlichkeit festgelegt worden sind, dürfen im Kreis Mettmann vorerst nur fünf Personen zusammentreffen. Sobald die neue Bundesoder Landes-Verfügung beim Kreis eintrifft, setzen sich dort die Verantwortlichen
im Krisenstab zusammen und schauen, ob die Maßnahmen im Kreis angepasst werden müssen – oder ob sie beispielsweise bei der Beschränkung auf fünf Personen bleiben können.
Die Einstufung des Kreises als Risikogebiet hat vor allem auf Urlauber Auswirkungen: Sie dürfen die Herbstferien wegen des Beherbergungsverbotes nur in wenigen Regionen Deutschland verbringen – sie werden direkt wieder abgewiesen, wenn sie anreisen. Es sei denn, sie können einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. In anderen Städten wie beispielsweise Solingen und Düsseldorf gibt es Abstrichzentren für Menschen, die in den Urlaub fahren wollen. So eine Lösung ist auch im Krisenstab des Kreises Thema – bislang jedoch ohne Ergebnis. Am Freitag tritt das Gremium wieder zusammen. Bis dahin bleibt Urlaubern nur der Gang zum Hausarzt – verbunden mit der Hoffnung, dass die Ergebnisse innerhalb von 48 Stunden auch tatsächlich vorliegen.