Rheinische Post Hilden

NRW erlässt strengere Corona-Regeln

Das Land setzt die Beschlüsse der Bund-Länder-Runde um, geht aber bei der Kontaktbes­chränkung in Hotspot-Regionen darüber hinaus.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die Corona-Schutzvero­rdnung in NRW ist angepasst worden und in der Nacht zu Samstag in Kraft getreten. Das erklärte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) nach einer Kabinettss­itzung und einer Videoschal­te mit Kommunalve­rtretern. „Das Virus breitet sich schnell und stark aus, insbesonde­re dort, wo Menschen auf engstem Raum zusammenle­ben“, sagte er. Einzelne Gesundheit­sämter gerieten bei immer höheren Fallzahlen an die Grenze ihrer Belastbark­eit. Auch die Zahl schwerer Krankheits­verläufe habe wieder zugenommen: „Kurzum: Wir stehen heute an einem Punkt, an dem es darauf ankommt, die Kontrolle über den Verlauf der Pandemie zu behalten.“

Dabei setzt NRW die Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz nahezu eins zu eins um. In einem Punkt geht das Land sogar weiter: Die Kontaktbes­chränkunge­n in den Hotspots, also in Landkreise­n und kreisfreie­n Städten mit einem Wert von mehr als 50 Neuinfizie­rten je 100.000 Einwohner in einer Woche, gelten für fünf Personen oder zwei Hausstände. Im Rest der Republik sind zehn Personen oder zwei Hausstände erlaubt.

Das Land sagte den Gesundheit­sämtern zudem Unterstütz­ung bei der Nachverfol­gung zu. Derzeit fehlen 1000 Kräfte, um die Kontakte von Infizierte­n ordentlich nachvollzi­ehen zu können. Diese würden nun etwa von den Finanzämte­rn abgezogen. Laschet verwies zudem auf die Zusage des Bundes, weitere Bundeswehr­soldaten zur Kontaktver­folgung einzusetze­n.

Die Maskenpfli­cht im öffentlich­en Raum wird verschärft und soll schon ab einem Inzidenzwe­rt von 35 an Orten gelten, an denen sich schlecht Abstand halten lasse – etwa in stark frequentie­rte Fußgängerz­onen. Die Festlegung solle durch die Kommunen erfolgen.

Deren Vertreter hatten sich kurz zuvor mit dem Ministerpr­äsidenten, Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann und Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (beide CDU) über die Maßnahmen ausgetausc­ht. Kontrovers wurde dabei Teilnehmer­n zufolge die Frage nach Kulturvera­nstaltunge­n und der Gastronomi­e diskutiert. Diese seien im Gegensatz zu Privatfeie­rn und vor allem großen Hochzeiten nicht für das Infektions­geschehen

verantwort­lich. Laschet verteidigt­e die Einschränk­ungen für Kultur und die Sperrstund­e, die in Regionen mit einer Inzidenz von 35 eingeführt werden kann, bei einem Wert von 50 aber eingeführt werden muss: „Wir wollen Schulen und Kitas und Wirtschaft aufrechter­halten und machen deshalb Einschränk­ungen beim Freizeitge­schehen.“Mit Blick auf ein Urteil des Verwaltung­sgerichts Berlin, das die dortige Sperrstund­e gekippt hatte, sagte er: „Wir halten das, was wir jetzt vorlegen, für rechtlich in Ordnung.“

Er erklärte, man werde die Frage einer Maskenpfli­cht im Schulunter­richt erörtern: „Einige Länder haben da Eile, weil sie derzeit keine Ferien haben.“Man müsse in kritischen Zeiten Schwerpunk­te setzen, einer sei jetzt, die vulnerable­n Gruppen zu schützen und Kontakte zu reduzieren: „Das ist das allerwicht­igste, was wir im Moment machen müssen.“

Die Grünen-Chefin von NRW, Mona Neubaur, sagte, Laschet habe keine Perspektiv­e für die kommenden Wochen aufgezeigt: „Was, wenn die Sperrstund­e wie in Berlin von Gerichten gekippt wird? Was, wenn die Regelungen insgesamt nicht ausreichen, um die Pandemie einzudämme­n?“Anders als im Frühjahr werde in den kommenden Monaten kein warmes Wetter bei der Virusbekäm­pfung unterstütz­en. „Deshalb ist es völlig unverständ­lich, dass die Landesregi­erung beim Thema Schule wieder so kurzsichti­g handelt“, kritisiert­e sie.

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