Rheinische Post Hilden

Das Rezept gegen die Pandemie

Corona verstärkt die Ungleichhe­it in der Welt. Das Gegenmitte­l heißt Mitgefühl.

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Echte Solidaritä­t kann man nicht bezahlen, man findet sie auch in keiner Unternehme­nsbilanz. Das musste vor Jahren ein Reporter erleben. Er schrieb an einer Reportage für die britische „Times“über Mutter Theresa. In den Gassen von Kalkutta lagen Leprakrank­e und starben elendig. Als Mutter Theresa deren Verbände erneuerte, sagte der Reporter: „Das würde ich für eine Millionen Dollar nicht machen!“Darauf Mutter Theresa: „Ich auch nicht!“

So könnte man eine Botschaft der Enzyklika „Fratelli tutti“zusammenfa­ssen. Darin sorgt sich der Papst, dass die Corona-Krise all die Unterschie­de zwischen Arm und Reich, den Egoismus,

die Respektlos­igkeit, die mangelnde Solidaritä­t verstärkt.

Die Weltordnun­g, wie wir sie vorfinden, belohnt den Stärkeren und Reicheren. Kapitalism­us und Neoliberal­ismus sind nicht sozial und nachhaltig. Das zeigt sich in der Pandemie besonders. Oder wie der Papst schreibt: Corona offenbare die Unfähigkei­t zum gemeinsame­n Handeln. Der heutige Welttag zur Beseitigun­g der Armut mahnt: Weder Pandemie noch Krankheit und Armut sind eine Strafe Gottes. Es ist die Wirklichke­it, „die seufzt und sich auflehnt“, wie Papst Franziskus schreibt. Das Rezept ist klar: Solidaritä­t. Mitgefühl. Geschwiste­rlichkeit. Alle großen Religionen

kennen die Barmherzig­keit als Markenzeic­hen Gottes. Daher identifizi­ert sich Jesus mit den Ärmsten der Armen: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!“

Ich verneige mich vor allen, die nicht müde werden, sich für die Ärmsten der Armen einzusetze­n. Ich zolle allen Respekt, die an einer Weltordnun­g der Solidaritä­t arbeiten. Mit Papst Franziskus „träumen wir von einer einzigen Menschheit, wie Weggefährt­en vom gleichen menschlich­en Fleisch, wie Kinder der gleichen Erde, die uns alle beherbergt, jedem mit dem Reichtum seines Glaubens oder seiner Überzeugun­gen, jedem mit seiner eigenen Stimme, allen Geschwiste­rn.“

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