Polizei erschießt Häftling nach Geiselnahme
MÜNSTER (dpa) Ein Häftling ist bei einem Polizeieinsatz in der Justizvollzugsanstalt Münster am Freitag erschossen worden, nachdem er vorher eine Bedienstete als Geisel genommen hatte. Das bestätigte eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Justizministeriums. Der 40-Jährige wäre demnach in gut drei Wochen entlassen worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, soll er eine 29 Jahre alte Angestellte der JVA als Geisel genommen, sie mit einer Rasierklinge bedroht und einen Hubschrauber für seine Flucht gefordert haben.
Die Polizei hatte um kurz vor 10 Uhr via Twitter mitgeteilt: „Einsatzlage beendet. Geisel unverletzt befreit. Der Täter ist bei dem Einsatz ums Leben gekommen.“Die Polizei war gegen 6.30 Uhr alarmiert worden. Sie war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Weil die Anstalt mitten in der Stadt liegt, sorgte der Einsatz für Aufsehen.
Die Frau sei körperlich „nahezu unverletzt“, sagte ein Sprecher des Justizministeriums am Freitag. Man kümmere sich nun intensiv um die sie. Gleichzeitig drückte der Sprecher sein Beileid für den 40 Jahre alten Häftling aus, der bei der Geiselnahme von der Polizei erschossen wurde: „Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen.“
Der Geiselnehmer hatte für einen Tritt gegen einen Polizisten im Gefängnis gesessen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster hatte der wohnungslose und alkoholkranke Mann 2019 auf dem Gelände einer Klinik in Münster randaliert. Anstatt dem Platzverweis der Polizei zu folgen, soll er in Richtung eines Beamten getreten haben. Das Amtsgericht verurteilte ihn daraufhin zu einer Bewährungsstrafe, allerdings kam er den Auflagen nicht nach und musste deshalb ins Gefängnis. Warum er jetzt, kurz vor seiner Entlassung am 10. November, eine Geisel nahm, ist Teil der Ermittlungen, wie die Staatsanwaltschaft erklärte. Bei der Befreiung der Geisel hatten die Spezialkräfte ein psychisch auffälliges Verhalten beobachtet.
Das Gefängnis in Münster ist nur noch zum Teil mit Gefangenen belegt. Seit Jahren ist ein Neubau im Osten der Stadt geplant. Der Bau soll 2025 bezogen werden. 2016 musste ein Teil der JVA innerhalb von 48 Stunden geräumt werden, weil Teile des denkmalgeschützten Gebäudes als einsturzgefährdet galten. Die Evakuierung des 160 Jahre alten Bereiches hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.