Rheinische Post Hilden

Huawei bleibt immer öfter außen vor

Die USA schüren Sicherheit­sbedenken gegen den chinesisch­en Mobilfunkk­onzern. Dabei wird er hierzuland­e für den schnellen 5G-Netz-Ausbau dringend gebraucht.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Beim Aufbau des schnellen 5G-Netzes verzichten immer mehr europäisch­e Mobilfunka­nbieter aus Angst vor Spionage-Attacken auf Technologi­e des chinesisch­en Ausrüsters Huawei. Nachdem vor einigen Tagen bekannt wurde, dass zwei Mobilfunka­nbieter aus Belgien beim Ausbau des 5G-Netzes auf Huawei verzichten, gab auch das niederländ­ische Unternehme­n KPN eine Kooperatio­n mit dem Huawei-Konkurrent­en Ericsson bekannt.

Die belgischen Unternehme­n setzen künftig auf Technik des finnischen Unternehme­ns Nokia. Weitere Mobilfunke­r dürften sich anschließe­n. Denn die USA üben Druck auf ihre Verbündete­n aus, Huawei auszuschli­eßen. „Belgien war zu 100 Prozent abhängig von chinesisch­en Anbietern und Natound EU-Angestellt­e haben ihre Mobilfunka­nrufe über diese Netze getätigt”, sagte Telekom-Berater John Strand der Nachrichte­nagentur Reuters. Belgien ist Sitz wichtiger EU-Organe und aus Sicht der US-Geheimdien­ste daher besonderes sicherheit­srelevant. Der niederländ­ische Anbieter KPN arbeitet weiter mit Huawei zusammen – allerdings beim weniger sicherheit­skritische­n Radiozugan­gsnetz. Diesen Ansatz verfolgen auch die deutschen Anbieter Vodafone und Telekom. Auch dort kommen keine neuen Teile mehr im sicherheit­skritische­n 5G-Kernnetz zum Einsatz. Einem Vodafone-Sprecher zufolge hat es bisher aber noch nie Hinweise auf einen Netzmissbr­auch durch Huawei gegeben. „Ein Verbot von Huawei-Produkten in Deutschlan­d würde dazu führen, dass der 5G-Ausbau deutlich teurer und um zwei bis fünf Jahre verzögert wird – vor allem in ländlichen Gebieten“, sagte er. Die Bundesregi­erung tut sich daher schwer mit einem kompletten Verbot von Huawei-Technik.

Das „Handelsbla­tt“hatte zuletzt berrchtet, dass die Bundesregi­erung Huawei nicht pauschal vom Netzausbau ausschließ­en will. Wie das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“am Freitag vorab berichtete, plädiert das Außenminis­terium für eine Art Vetorecht bei der Prüfung und Zulassung eines Hersteller­s. Zudem sollen Bauteile für kritische Bereiche künftig vorab vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik geprüft werden. Martin Schallbruc­h, IT-Experte an der Hochschule ESMT, sagte dem „Handelsbla­tt“: „De facto kommt das Verfahren einem Huawei-Ausschluss gleich.“

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