Um 23 Uhr ist ab heute Sperrstunde
Düsseldorf gilt als Corona-Hotspot, in dem ab heute neue Regeln gelten. Einige kleine Theater stellen den Betrieb ein.
DÜSSELDORF Die steigende Zahl der Corona-Infektionen sorgt in NRW für neue Maßnahmen, die vor allem den Freizeitbereich treffen. Um 23 Uhr müssen ab heute die Kneipen und Restaurants in Düsseldorf schließen. Von 23 bis 6 Uhr darf nirgendwo Alkohol verkauft werden. Bei Feiern in der Gastronomie dürfen nur noch zehn Personen zusammenkommen, im privaten Bereich 25. Nur noch fünf Personen aus verschiedenen Haushalten sind bei Zusammenkünften in der Öffentlichkeit erlaubt. Aktuelle Corona-Informationen für Düsseldorf:
Die Zahlen
106 neue Fälle wurden am Freitag registriert. Die Inzidenz liegt nun bei 67,5. Dieser Wert gibt die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner an. Ab dem Wert 50 gehören Städte zu den Hotspots, in denen besondere Maßnahmen greifen.
Die Gastronomie
Die Wirte werden heute auf die neuen Schlusszeiten hingewiesen und müssen sie sogleich umsetzen. Der Ordnungsdienst kontrolliert stadtweit.
Die Kultur
In geschlossenen Räumen dürfen bei Veranstaltungen nur 100 Zuschauer teilnehmen, die Städte können per Sondererlaubnis 250 gestatten, wenn ein Hygienekonzept vorliegt. Dies gilt etwa bei Oper und Schauspielhaus. In der Theaterkonferenz beim Dezernenten Hans-Georg Lohe spielte am Freitagvormittag eine andere Angabe aus der neuen Landesverordnung die zentrale Rolle: Zwar gelte nicht mehr, dass maximal 20 Prozent der Sitzplätze in Theatern besetzt werden dürfen. Stattdessen gelte die Abstandspflicht von 1,50 Metern. „Das ist für die kleinen Theater existenzbedrohend“, sagt Lohe.
Je nach Räumlichkeit bedeutet dies sogar eine Verschlechterung. Im Theater Flin, das über 70 Plätze verfügt, stünden statt 14 nun lediglich zehn Plätze zur Verfügung.
Inhaber Kristof Stößel schließt deswegen das Theater Flin, ebenso hatte bereits Kay Lorentz vom Kom(m) ödchen entschieden. Christiane Reichert geht davon aus, dass im Theater an der Luegallee nun rund 30 statt der zuletzt 50 Plätze möglich sind. „Solange das Konto mitmacht, bleiben wir geöffnet.“Dies auch, weil bei ihr ausschließlich freie Künstler auftreten. Reichert sieht in den neuen Regeln einen versteckten zweiten Lockdown für die Kultur. Helge Neuber, dessen Theater Takelgarn seit dem Frühjahr geschlossen ist, plant jetzt einen Winterbetrieb auf der Außenterrasse des Bahnhofs Gerresheim.
Katrin Schindler, die in der Komödie zuletzt maximal 230 von 339 Plätzen verkaufte, geht nun von 100 bis 120 möglichen Plätzen aus. „Wenn man uns das abverlangt, benötigen wir neue Unterstützung“, sagt sie. René Heinersdorff nennt für das Theater an der Kö noch keine neue Sitzplatzzahl. Er kritisiert, dass das gerade aufgebaute Vertrauen des Publikums durch die neue Vorgabe zerstört wird. „Und das, obwohl keine Ansteckung durch einen Theaterbesuch nachgewiesen ist.“
Die Tests
Die Zahl der durchgeführten Tests bei der Stadt ist in dieser Woche stark angestiegen. Waren es zuvor mehrere hundert Bürger pro Tag, die einen Abstrich in der Diagnosepraxis, im Drive-in-Testzentrum oder beim mobilen Service haben machen lassen, sind es seit Donnerstag mehr als 1000. Zu Engpässen kommt es bislang nicht. „Die Testkapazitäten können lageabhängig angepasst werden“, sagte ein Stadtsprecher. Einen Termin für einen Test bekomme man schnellstmöglich, entweder noch am selben Tag oder am Folgetag, das Ergebnis in der Regel innerhalb von 48 Stunden. Rückmeldungen von Lesern zeigen, dass es häufig deutlich schneller geht, das Ergebnis schon nach 24 Stunden vorliegt. Die Hotline (0211-899 6090) ist montags bis freitags von 7.30 bis 21 Uhr erreichbar, samstags von 8 bis 16 Uhr.
Am Testcenter vor dem Hauptbahnhof stand der grüne OB-Kandidat Stefan Engstfeld mit seiner Frau am Donnerstag viereinhalb Stunden in der Schlange, damit es mit dem Urlaub in Schleswig-Holstein klappt. Mehr als 1000 Testungen fanden an diesem Tag im dortigen Corona Walk-in statt. Am Freitag lag die Wartezeit laut Betreiber bei maximal zwei Stunden. Engstfeld war zuvor am Flughafen gewesen, wo man ihm fünf Stunden Wartezeit vorausgesagt hatte.
Die Masken
In den Stadtteilzentren sowie auf Wochen- und Trödelmärkten muss jetzt ein Mund-Nase-Schutz getragen werden. An den Eingängen zum Markt am Aachener Platz stehen Hinweisschilder.