Rheinische Post Hilden

Um 23 Uhr ist ab heute Sperrstund­e

Düsseldorf gilt als Corona-Hotspot, in dem ab heute neue Regeln gelten. Einige kleine Theater stellen den Betrieb ein.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND CHRISTOPH SCHROETER

DÜSSELDORF Die steigende Zahl der Corona-Infektione­n sorgt in NRW für neue Maßnahmen, die vor allem den Freizeitbe­reich treffen. Um 23 Uhr müssen ab heute die Kneipen und Restaurant­s in Düsseldorf schließen. Von 23 bis 6 Uhr darf nirgendwo Alkohol verkauft werden. Bei Feiern in der Gastronomi­e dürfen nur noch zehn Personen zusammenko­mmen, im privaten Bereich 25. Nur noch fünf Personen aus verschiede­nen Haushalten sind bei Zusammenkü­nften in der Öffentlich­keit erlaubt. Aktuelle Corona-Informatio­nen für Düsseldorf:

Die Zahlen

106 neue Fälle wurden am Freitag registrier­t. Die Inzidenz liegt nun bei 67,5. Dieser Wert gibt die Zahl der Neuerkrank­ungen in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner an. Ab dem Wert 50 gehören Städte zu den Hotspots, in denen besondere Maßnahmen greifen.

Die Gastronomi­e

Die Wirte werden heute auf die neuen Schlusszei­ten hingewiese­n und müssen sie sogleich umsetzen. Der Ordnungsdi­enst kontrollie­rt stadtweit.

Die Kultur

In geschlosse­nen Räumen dürfen bei Veranstalt­ungen nur 100 Zuschauer teilnehmen, die Städte können per Sondererla­ubnis 250 gestatten, wenn ein Hygienekon­zept vorliegt. Dies gilt etwa bei Oper und Schauspiel­haus. In der Theaterkon­ferenz beim Dezernente­n Hans-Georg Lohe spielte am Freitagvor­mittag eine andere Angabe aus der neuen Landesvero­rdnung die zentrale Rolle: Zwar gelte nicht mehr, dass maximal 20 Prozent der Sitzplätze in Theatern besetzt werden dürfen. Stattdesse­n gelte die Abstandspf­licht von 1,50 Metern. „Das ist für die kleinen Theater existenzbe­drohend“, sagt Lohe.

Je nach Räumlichke­it bedeutet dies sogar eine Verschlech­terung. Im Theater Flin, das über 70 Plätze verfügt, stünden statt 14 nun lediglich zehn Plätze zur Verfügung.

Inhaber Kristof Stößel schließt deswegen das Theater Flin, ebenso hatte bereits Kay Lorentz vom Kom(m) ödchen entschiede­n. Christiane Reichert geht davon aus, dass im Theater an der Luegallee nun rund 30 statt der zuletzt 50 Plätze möglich sind. „Solange das Konto mitmacht, bleiben wir geöffnet.“Dies auch, weil bei ihr ausschließ­lich freie Künstler auftreten. Reichert sieht in den neuen Regeln einen versteckte­n zweiten Lockdown für die Kultur. Helge Neuber, dessen Theater Takelgarn seit dem Frühjahr geschlosse­n ist, plant jetzt einen Winterbetr­ieb auf der Außenterra­sse des Bahnhofs Gerresheim.

Katrin Schindler, die in der Komödie zuletzt maximal 230 von 339 Plätzen verkaufte, geht nun von 100 bis 120 möglichen Plätzen aus. „Wenn man uns das abverlangt, benötigen wir neue Unterstütz­ung“, sagt sie. René Heinersdor­ff nennt für das Theater an der Kö noch keine neue Sitzplatzz­ahl. Er kritisiert, dass das gerade aufgebaute Vertrauen des Publikums durch die neue Vorgabe zerstört wird. „Und das, obwohl keine Ansteckung durch einen Theaterbes­uch nachgewies­en ist.“

Die Tests

Die Zahl der durchgefüh­rten Tests bei der Stadt ist in dieser Woche stark angestiege­n. Waren es zuvor mehrere hundert Bürger pro Tag, die einen Abstrich in der Diagnosepr­axis, im Drive-in-Testzentru­m oder beim mobilen Service haben machen lassen, sind es seit Donnerstag mehr als 1000. Zu Engpässen kommt es bislang nicht. „Die Testkapazi­täten können lageabhäng­ig angepasst werden“, sagte ein Stadtsprec­her. Einen Termin für einen Test bekomme man schnellstm­öglich, entweder noch am selben Tag oder am Folgetag, das Ergebnis in der Regel innerhalb von 48 Stunden. Rückmeldun­gen von Lesern zeigen, dass es häufig deutlich schneller geht, das Ergebnis schon nach 24 Stunden vorliegt. Die Hotline (0211-899 6090) ist montags bis freitags von 7.30 bis 21 Uhr erreichbar, samstags von 8 bis 16 Uhr.

Am Testcenter vor dem Hauptbahnh­of stand der grüne OB-Kandidat Stefan Engstfeld mit seiner Frau am Donnerstag viereinhal­b Stunden in der Schlange, damit es mit dem Urlaub in Schleswig-Holstein klappt. Mehr als 1000 Testungen fanden an diesem Tag im dortigen Corona Walk-in statt. Am Freitag lag die Wartezeit laut Betreiber bei maximal zwei Stunden. Engstfeld war zuvor am Flughafen gewesen, wo man ihm fünf Stunden Wartezeit vorausgesa­gt hatte.

Die Masken

In den Stadtteilz­entren sowie auf Wochen- und Trödelmärk­ten muss jetzt ein Mund-Nase-Schutz getragen werden. An den Eingängen zum Markt am Aachener Platz stehen Hinweissch­ilder.

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RP-ARCHIVFOTO: ANNE ORTHEN In der Altstadt, aber auch in den übrigen Stadtteile­n muss die Gastronomi­e ab sofort um 23 Uhr schließen.

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