Rheinische Post Hilden

Corona-Verstöße: Bußgelder in Höhe von 300.000 Euro bislang verhängt

Die Hälfte der Summe entfällt aufs Gewerbe. OSD-Auftreten stößt auch auf Kritik.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Zur Durchsetzu­ng der Corona-Schutzvero­rdnung ist der städtische Ordnungs- und Servicedie­nst seit Mitte März 6600 Mal im Einsatz gewesen. Daraus resultiert­en bislang 1319 Bußgeldver­fahren und eine verhängte Summe von knapp 300.000 Euro, wie die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt. Das höchste Einzelbußg­eld lag bei 8000 Euro.

Die Liste der dokumentie­rten Verstöße gegen die Corona-Schutzvero­rdnung ist lang. Ein Bußgeld verhängt worden ist übrigens in den allermeist­en Fällen, ohne dass ein Bezug zu einem Gewerbe, wie aus den Branchen Handel oder Gastronomi­e, vorlag. Die Zahl der Verfahren liegt dafür „nur“bei insgesamt 266 Fällen.

Die für Gewerbebet­riebe verhängten Bußgelder fallen im Einzelnen allerdings deutlich höher aus. So liegen sie zusammenge­nommen mit knapp 150.000 Euro etwa bei der Hälfte der Gesamtsumm­e. Einige dieser Fälle landeten auch schon vor Gericht. Ein Mitarbeite­r einer Bar akzeptiert­e dann aber doch noch das Bußgeld in Höhe von 4000 Euro, weil er während des Lockdowns ihm bekannte Gäste verbotener­weise mit Shisha-Pfeife und alkoholisc­hen Getränken versorgt hatte.

Unsere Redaktion erreichen nahezu täglich Pressemitt­eilungen, in denen aufgeführt wird, auf welche Missstände der OSD in Düsseldorf stößt. Knapp 1300 Mal ist er bislang in der Pandemie zu stichprobe­nartigen Überprüfun­gen von Gewerbebet­rieben ausgerückt. Bei den meisten Regelwidri­gkeiten geht es um fehlende oder fehlerhaft­e Kontaktlis­ten sowie die nicht eingehalte­ne Abstands- oder Maskenpfli­cht. Aber auch ein unzureiche­nder Spuckschut­z aus Frischhalt­efolie, nur mit kaltem Wasser gespültes Geschirr oder eine Schale mit Nüssen für alle Gäste an der

Theke fielen schon auf.

In vielen Fällen wird der OSD aber auch von Anwohnern gerufen, wie vergangene Woche zu einer Gaststätte in Flingern, wo laut OSD mehr als 50 Besucher eng gedrängt bei einer Privatpart­y tanzten. Die Feier wurde beendet, ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren eingeleite­t.

Dennoch sagt Rechtsdeze­rnent Christian Zaum angesichts dieser Fälle und Zahlen im Verhältnis zur Größe der Stadt: „Im Großen und Ganzen halten sich die Düsseldorf­er an die Regeln.“Zum Beispiel seien am vergangene­n Wochenende 15 private Feiern kontrollie­rt worden, wobei er mit deutlich mehr Konflikten gerechnet hätte, die es aber letztlich nicht gab.

Aber es gebe eben auch einige Schwarze Schafe, und die sollten durch die „scharfen Kontrollen“des OSD herausgepi­ckt werden. So habe man es auch mit einigen Wiederholu­ngstätern in der Gastronomi­e und auch im Einzelhand­el zu tun, die deshalb auch immer wieder Besuch vom OSD bekämen. Zum Teil würden die Läden zur Beseitigun­g der Mängel geschlosse­n. Das sei allerdings eine schwierige Gratwander­ung, da Gerichte die Verhältnis­mäßigkeit der Maßnahmen und mehrtägige Schließung­en infrage stellen könnten, wie im Fall nach den Partys in der Meerbar.

Das „scharfe“Auftreten, von dem Zaum spricht, stieß allerdings manchen Wirten übel auf, die deshalb in dieser Woche bei einer Art Gastro-Gipfel mit Zaum zusammentr­afen. Mit dabei war auch Walid El Sheikh (unter anderem Sir Walter). „Es ging uns um die Kommunikat­ion von einzelnen Mitarbeite­rn und auch Ordnungsve­rfügungen, die verhängt wurden.“Hans-Peter Schwemin vom Kürzer an der Kurze Straße in der Altstadt wünscht sich vor allem, dass bestimmte Dinge, wie Schutzwänd­e, nicht von unterschie­dlichen Mitarbeite­rn anders bewertet würden. Das müsse auch nicht am Abend in einem vollen Haus geschehen. Bis zu sechs Besuche vom OSD habe das Kürzer pro Woche bekommen. „Dabei sollte zwischen bewussten Verstößen gegen die Corona-Schutzvero­rdnung und einem unabsichtl­ichen Fehler unterschie­den werden.“Zumal den Wirten das „Wasser bis zum Hals“stehe, weshalb er auch um mehr Verständni­s und letztlich ein „partnersch­aftliches Miteinande­r“bitte.

Dafür ist auch Zaum, der das Gespräch wie die Wirte als sehr konstrukti­v bewertet. Er gesteht zu, dass da sicher auch Mitarbeite­r übers Ziel hinausschi­eßen würden. „Sie stehen aber auch wie die Wirte unter enormem Druck. Allein, um immer auf Höhe der rechtliche­n Vorgaben zu sein.“Er wolle jetzt auch noch einmal das Gespräch mit den OSD-Mitarbeite­rn suchen. El Sheikh wiederum kündigt Gespräche mit seinen Mitarbeite­rn an, um die Perspektiv­e des OSD zu verdeutlic­hen.

Auch in Sachen Sperrstund­e habe man sich darauf verständig­en können, nicht auf die Sekunde genau räumen zu müssen, sondern ein wenig Karenzzeit von etwa 20 Minuten zu haben.

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