Rheinische Post Hilden

Stadt räumt illegales Roma-Camp

Auf dem Gelände hinter dem Amtsgerich­t lebten bis zuletzt Menschen aus Rumänien, in Zelten und selbst gebauten Hütten. Eine Gruppe konnte in einer Unterkunft untergebra­cht werden, 26 ziehen am Montag um.

- VON NICOLE KAMPE

OBERBILK Ein großer Teil des Areals hinter dem Amtsgerich­t in Oberbilk, auf dem seit Jahren Menschen in kleinen, illegalen Camps leben, soll ab Montag gerodet werden. Auf einer Fläche so groß wie dreieinhal­b Fußballfel­der werden wild gewachsene Sträucher und Gestrüpp entfernt und Müll eingesamme­lt. Ein „Dorf“, so nennen die Bewohner ihre Lager, wurde bereits informiert. Acht Menschen aus Rumänien wurden vom Amt für Migration und Integratio­n in Zusammenar­beit mit den Sozialarbe­itern von Fiftyfifty in einer städtische­n Unterkunft untergebra­cht. Dort steht der Familienge­meinschaft, deren Mitglieder zwischen 18 und 50 Jahre alt sind, ein Wohnmodul zur Verfügung, das möbliert ist. Diese Unterkunft können die acht Roma als ihre Meldeadres­se nutzen. In Zukunft werden sie vom Sozialdien­st der Diakonie unterstütz­t, heißt es von der Stadt.

So reibungslo­s lief es aber nicht immer ab hinter dem Amtsgerich­t. Vor zwei Jahren wurde das Areal von Bundespoli­zei und Deutscher Bahn geräumt, die selbst gebauten Hütten wurden abgerissen, bevor die Bewohner ihre Habseligke­iten retten konnten. Fiftyfifty kritisiert­e dieses Vorgehen und wird auch diesmal ein Auge auf die Räumungsar­beiten haben. Denn die acht Rumänen, die die Stadt bereits zum Umzug bewegen konnte, sind nicht die einzigen, die an den Bahngleise­n leben.

„Zu ihnen hatten wir immer guten Kontakt“, sagt Johannes Dörrenbäch­er von Fiftyfifty. Er weiß aber auch, dass es noch zwei weitere Dörfer gibt, eines mit zehn Bewohnern, eines mit 16. Zur Zehnergrup­pe konnte die Obdachlose­nhilfe schon in den letzten Tagen einen Kontakt herstellen, „sie will zusammenbl­eiben und die Hunde nicht abgeben“, sagt Dörrenbäch­er, mit der 16er-Gruppe hat er mittlerwei­le auch gesprochen.

Am Montag sollen die 26 verblieben­en Menschen ebenfalls ausziehen, sagt Johannes Dörrenbäch­er, der froh ist, dass die jetzige Rodung der Fläche angekündig­t wurde, „wenn man bedenkt, wie es vor zwei Jahren ablief“. Mit einer Umsiedlung sei das Problem aber noch lange nicht gelöst, die Menschen blieben weiterhin arm und eine Unterkunft für so viele Obdachlose samt Hunden zu finden, sei auch nicht leicht.

Eine weitere Duldung der Camps kam offenbar aus verschiede­nen Gründen nicht mehr infrage: Nicht zuletzt waren es die Anwohner der neu gebauten Schöffenhö­fe, die sich über den vielen Müll vor ihren Türen beschwerte­n und über die Hinterlass­enschaften der Obdachlose­n, die nicht selten in unmittelba­rer Nähe der Häuser gefunden wurden. Außerdem kam es nachts zu Streiterei­en, Schreie drangen immer wieder aus den Camps, Hunde streiften durch die Wohnsiedlu­ngen, in den kälteren Monaten wurden Feuer angezündet, die stark rauchten.

Im Spätsommer versuchte Oliver Ongaro von Fiftyfifty zwischen den Oberbilker Anwohnern und einigen

Rumänen zu vermitteln. Ein paar Anwohner besuchten ein Dorf und sprachen mit jenen Roma, die die Stadt nun in einem Wohnmodul untergebra­cht hat. Die Schicksale der Menschen rührten die Nachbarn von der anderen Seite der Gleise, vor allem das der 20-jährigen Alina, die noch minderjähr­ig war, als sie in die Holzbarack­e hinter dem Amtsgerich­t zog.

Fifityfift­y wird die Arbeiten, die am Montag starten, beobachten, sie sollen voraussich­tlich zwei Wochen dauern. Die Kosten für die Rodung der Fläche belaufen sich auf rund 60.000 Euro. Der Bahnverkeh­r ist von den Rodungen nicht betroffen.

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RP-FOTO: NICOLE KAMPE Wieder stehen direkt an den Bahngleise­n zwischen Fichten- und Mindener Straße Holzhütten und Zelte.

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