Rheinische Post Hilden

Streit um Supermarkt in der Rathauskur­ve

Im Ausschuss für Stadtentwi­cklung, Umweltschu­tz und Verkehr ging es hoch her. Die Politiker widersprac­hen deutlich dem Vorschlag der Stadt, den Rathaus-Bereich mit einem Investor für einen Vollsortim­ent-Supermarkt samt teuren Wohnungen darüber zu gestalte

- VON PETER CLEMENT

HAAN „Der Wunsch ist eigentlich, in vier, fünf oder sechs Jahren eine neue Innenstadt zu haben“, hatte Haans Baudezerne­nt Engin Alparslan vor zwei Jahren in einem Interview gesagt. Damals ging es um das integriert­e Handlungsk­onzept, mit dem die Stadt ihre City deutlich aufwerten möchte. Alparslan hatte allerdings seiner Zeitvorste­llung auch den Satz hinzugefüg­t: „Die Erfahrung sagt aber, dass der ein oder andere Prozess durchaus länger dauern wird.” Und damit hatte er offenbar bereits klar in die Zukunft blicken können.

Denn auch jetzt ging es wieder um dieses Thema, doch statt Vorfreude war beim städtische­n Beigeordne­ten eher ein wenig Resignatio­n zu beobachten. Die Mitglieder des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung, Umweltschu­tz und Verkehr hauten der Verwaltung­sbank im Forum des Schulzentr­ums an der Walder Straße ihre Vorstellun­g von einem Umbau der Rathauskur­ve regelrecht um die Ohren.

Der Versuch der Stadt, einen Beschluss

zu erwirken, „mit einem potenziell­en Investor ein Konzept zu erarbeiten, welches dem Rat zur Entscheidu­ng vorgelegt wird”, fiel im Ausschuss einstimmig durch. „Genau das wollen wir nicht“, schimpfte Andreas Rehm (GAL). Die Stadt schnappe sich einen Investor wie Edeka oder Rewe, um dann einen Vollsortim­ent-Supermarkt an der Ecke zu bauen, darauf kämen Wohnungskä­sten für teuren Verkauf

– und das sei es dann gewesen. „Wenn wir Pech haben, zieht dann der Rewe-Markt auch noch innerhalb der City um und wir haben am jetzigen Standort eine alte Hucke leer stehen, die keiner will”, sagte Rehm voraus.

Auch Meike Lukat von der Wählergeme­inschaft Lebenswert­es Haan ging der Hut hoch: „Wofür haben wir eigentlich Workshops mit den Haaner Bürgern veranstalt­et, Ideen gesammelt, die dann in das Konzept eingefloss­en sind, wenn wir jetzt einfach einen Investor nehmen und dem sagen: mach du mal“, erregte sich die Politikeri­n.

Alparslan versuchte zu argumentie­ren, als die Pläne für eine Ansiedlung eines Supermarkt­es im Bereich Windhövel diskutiert worden sei – also noch bevor der Bau des neuen Rathauses an diesem Standort beschlosse­n wurde –, hätten doch auch alle gesagt, ein solcher Vollsortim­ent-Supermarkt sei für die Innenstadt enorm wichtig: Jetzt komme er nicht an diesem Ende der Innenstadt, sondern am anderen, wenn die alten Rathausanb­auten abgerissen seien: „Ich kann nicht erkennen, was sich dadurch grundsätzl­ich geändert hätte.“

Meike Lukat hielt dagegen: „Ein Supermarkt an dieser Stelle widerspric­ht dem, was für das Innenstadt­konzept

erarbeitet worden ist.“Auch der städtische Hinweis, der Wirtschaft­sförderung­sausschuss habe doch bereits einen Kompromiss­vorschlag beschlosse­n, demzufolge die Stadt sich nicht auf einen Investor konzentrie­ren, sondern mit mehreren verhandeln solle, half da nichts: „Wir sind nicht der Wirtschaft­sförderung­sausschuss”, betonten die Politiker. Und folgericht­ig lehnten sie den städtische­n Beschluss-Vorschlag ab.

Jetzt haben Haupt- und Finanzauss­chuss sowie der Stadtrat in der kommenden Woche das Wort. Es dürfte spannend sein, zu beobachten, ob und auf welche Formulieru­ng die Gremien sich letztlich einigen werden. Die Haaner Bürgermeis­terin Bettina Warnecke hatte im Wirtschaft­sförderung­sausschuss jedenfalls schon einmal deutlich durchblick­en lassen, dass sie unbedingt den Auftrag wolle, einen Vollsortim­ent-Supermarkt anzusiedel­n. Denn das sei eindeutig auch der Wille der Bevölkerun­g, so die Bürgermeis­terin.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Der Parkplatz hinter dem Rathaus: Die Verwaltung will einen Investor suchen, der dort einen Supermarkt baut. Die Politik hat andere Vorstellun­gen.

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