Streit um Supermarkt in der Rathauskurve
Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Verkehr ging es hoch her. Die Politiker widersprachen deutlich dem Vorschlag der Stadt, den Rathaus-Bereich mit einem Investor für einen Vollsortiment-Supermarkt samt teuren Wohnungen darüber zu gestalte
HAAN „Der Wunsch ist eigentlich, in vier, fünf oder sechs Jahren eine neue Innenstadt zu haben“, hatte Haans Baudezernent Engin Alparslan vor zwei Jahren in einem Interview gesagt. Damals ging es um das integrierte Handlungskonzept, mit dem die Stadt ihre City deutlich aufwerten möchte. Alparslan hatte allerdings seiner Zeitvorstellung auch den Satz hinzugefügt: „Die Erfahrung sagt aber, dass der ein oder andere Prozess durchaus länger dauern wird.” Und damit hatte er offenbar bereits klar in die Zukunft blicken können.
Denn auch jetzt ging es wieder um dieses Thema, doch statt Vorfreude war beim städtischen Beigeordneten eher ein wenig Resignation zu beobachten. Die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Verkehr hauten der Verwaltungsbank im Forum des Schulzentrums an der Walder Straße ihre Vorstellung von einem Umbau der Rathauskurve regelrecht um die Ohren.
Der Versuch der Stadt, einen Beschluss
zu erwirken, „mit einem potenziellen Investor ein Konzept zu erarbeiten, welches dem Rat zur Entscheidung vorgelegt wird”, fiel im Ausschuss einstimmig durch. „Genau das wollen wir nicht“, schimpfte Andreas Rehm (GAL). Die Stadt schnappe sich einen Investor wie Edeka oder Rewe, um dann einen Vollsortiment-Supermarkt an der Ecke zu bauen, darauf kämen Wohnungskästen für teuren Verkauf
– und das sei es dann gewesen. „Wenn wir Pech haben, zieht dann der Rewe-Markt auch noch innerhalb der City um und wir haben am jetzigen Standort eine alte Hucke leer stehen, die keiner will”, sagte Rehm voraus.
Auch Meike Lukat von der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan ging der Hut hoch: „Wofür haben wir eigentlich Workshops mit den Haaner Bürgern veranstaltet, Ideen gesammelt, die dann in das Konzept eingeflossen sind, wenn wir jetzt einfach einen Investor nehmen und dem sagen: mach du mal“, erregte sich die Politikerin.
Alparslan versuchte zu argumentieren, als die Pläne für eine Ansiedlung eines Supermarktes im Bereich Windhövel diskutiert worden sei – also noch bevor der Bau des neuen Rathauses an diesem Standort beschlossen wurde –, hätten doch auch alle gesagt, ein solcher Vollsortiment-Supermarkt sei für die Innenstadt enorm wichtig: Jetzt komme er nicht an diesem Ende der Innenstadt, sondern am anderen, wenn die alten Rathausanbauten abgerissen seien: „Ich kann nicht erkennen, was sich dadurch grundsätzlich geändert hätte.“
Meike Lukat hielt dagegen: „Ein Supermarkt an dieser Stelle widerspricht dem, was für das Innenstadtkonzept
erarbeitet worden ist.“Auch der städtische Hinweis, der Wirtschaftsförderungsausschuss habe doch bereits einen Kompromissvorschlag beschlossen, demzufolge die Stadt sich nicht auf einen Investor konzentrieren, sondern mit mehreren verhandeln solle, half da nichts: „Wir sind nicht der Wirtschaftsförderungsausschuss”, betonten die Politiker. Und folgerichtig lehnten sie den städtischen Beschluss-Vorschlag ab.
Jetzt haben Haupt- und Finanzausschuss sowie der Stadtrat in der kommenden Woche das Wort. Es dürfte spannend sein, zu beobachten, ob und auf welche Formulierung die Gremien sich letztlich einigen werden. Die Haaner Bürgermeisterin Bettina Warnecke hatte im Wirtschaftsförderungsausschuss jedenfalls schon einmal deutlich durchblicken lassen, dass sie unbedingt den Auftrag wolle, einen Vollsortiment-Supermarkt anzusiedeln. Denn das sei eindeutig auch der Wille der Bevölkerung, so die Bürgermeisterin.