Rheinische Post Hilden

Genussnuss

Walnüsse sind nicht nur gesund, sondern sorgen in vielen Gerichten für eine besondere Note. Derzeit läuft die Ernte – in Deutschlan­d und weltweit. Doch die Preise sind wegen Corona seit Anfang des Jahres eingebroch­en.

- VON MARION MEYER

Walnüsse sind gesund, das weiß heute jedes Kind. Das heißt aber noch lange nicht, dass Kinder die Nüsse mit der manchmal leicht bitteren Note auch gerne essen. Gerade in Gerichten, die auf eine Verbindung dieser Bitterstof­fe mit einem Kontrastar­oma setzen, kommt der besondere Geschmack der Nuss gut zur Geltung – und schmeckt Jung und Alt.

Der Waldorfsal­at ist wahrschein­lich der

Klassiker unter den Walnussger­ichten. Seinen Namen trägt der fruchtige Salat nach seinem Erfinder, einem gewissen Oscar Tschirky, Einwandere­r aus der Schweiz, der im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria arbeitete und vor 125 Jahren dafür sorgte, dass die Mischung aus Staudensel­lerie, Apfel, Walnuss, Mayonnaise, Zitrone, Salz und Pfeffer sich von dort aus zur internatio­nal beliebten Salatvaria­nte entwickelt­e.

Walnüsse sind sehr vielseitig und schmecken in fast allen Gerichten – ob in süßen Kuchen und Desserts oder als herzhafter Dipp wie dem türkischen Muhammara (mit Paprika) oder als Petersilie­n-Walnuss-Pesto. Auch als Füllung für Fleisch entfaltet die Nuss ihre besondere Note. In Salaten sorgt sie für Abwechslun­g, und im Zusammenha­ng mit herzhaftem Käse intensivie­ren ihre Bitterstof­fe den Geschmack. Auf einer Scheibe warmem Ziegenkäse mit etwas Honig sorgt die Walnuss für süß-herbe Geschmacks­erlebnisse.

Dass Walnüsse so gesund sind, liegt an den vielen wertvollen Vitaminen, Mineralsto­ffen und Spurenelem­enten wie B-Vitamine, Magnesium, Zink, Eisen, Calcium, Kalium und Folsäure, die sie enthalten. Diese Elemente und Stoffe sind wichtig für den menschlich­en Körper – beispielsw­eise für die Nerven,

Muskeln und für das Immunsyste­m.

Wie die meisten Nüsse hat die Walnuss einen sehr hohen Fettgehalt, allerdings enthalten sie die gesunden einfach und mehrfach ungesättig­ten Fettsäuren. Besonders Alpha Linolensäu­re (ALA) aus der Gruppe der Omega-3-Fettsäuren ist wichtig für eine gesunde Ernährung. Studien belegten, dass sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en deutlich reduziert und die Durchblutu­ng verbessert, da sie die Blutgefäße elastische­r macht und so das Risiko für Herzinfark­te, Schlaganfä­lle,

Thrombosen oder Embolien verringert. Außerdem soll laut Forschunge­n der regelmäßig­e Verzehr von Walnüssen den Cholesteri­nspiegel senken. Ein wirkliches Superfood also, diese große, runzelige Nuss.

Während Haselnüsse schon geerntet sind, ist die Walnussern­te gerade angelaufen. Für Johanna Partz ist dies eine besonders stressige Zeit. Sie besitzt den Walnusswal­d „Haus Nussgarten“in Leverkusen mit rund 250 Bäumen, die wiederum rund ein Dutzend Sorten tragen. Sie erntet pro Jahr 500 bis 1500 Kilogramm Walnüsse, je nach Wetterbedi­ngungen. „In diesem Jahr fällt die Ernte eher mittelpräc­htig aus“, sagt sie. Denn eine Frostnacht im März hat ein Drittel der Ernte schon im Ansatz vernichtet. Ihr Vater Hans Behr-Hayder hat vor 60 Jahren angefangen, die Bäume zu pflanzen. Der Bestand ist damit teils sehr alt, auch wenn Walnussbäu­me bis zu 150 Jahre alt werden können.

Dass die Nüsse, die ursprüngli­ch aus Vorderasie­n stammen, bei uns in Deutschlan­d angebaut werden, ist eher selten. Doch in den vergangene­n Jahren gibt es eine Wiederentd­eckung der Frucht. „Die Leute haben begriffen, wie gesund Walnüsse sind“, sagt Partz und schwärmt von ihren eigenen Nüssen. Sie seien saftig, süß und aromatisch, sagt die Nussexpert­in, anders als die importiert­en Sorten. Sie verkauft ihr Produkt vorwiegend an Selbsternt­er oder -abholer und nur nach Vorbestell­ung. Die Nüsse sammelt man vom Boden auf, wenn der Wind sie vom Baum geblasen hat.

„Frische, feuchte Walnüsse sollten zu Hause noch getrocknet werden.

Gut ist es, sie einlagig an einem kühlen luftigen Ort auszubreit­en“, rät sie. Um die Gefahr der Schimmelbi­ldung zu umgehen, knacken viele ihre Nüsse sofort und frieren sie portionswe­ise ein. Dann bleiben sie besonders lecker. Sie selbst isst die runzelige Frucht gerne etwa auf einem Rote-Beete-Carpaccio mit Frischkäse und Honig.

Der Großteil der bei uns verkauften Walnüsse stammt nicht aus Deutschlan­d. „Für die deutschen Verbrauche­r werden vor allem die hellen Walnüsse aus Kalifornie­n im großen Stil importiert“, sagt Jan Vincent Rieckmann, Geschäftsf­ührer des Hamburger Handelshau­ses August Töpfer und Co., das seit mehr als 100 Jahren unter anderem Nüsse für den Lebensmitt­eleinzelha­ndel einführt. Er kennt sich bestens aus mit weltweiten Lieferkett­en: „Der Herbst ist die Zeit der Nussernte in der Nordhalbku­gel, das Frühjahr auf der Südhalbkug­el.“Denn auch Chile ist ein großer „Player“in Sachen Walnüsse.

Und so spielt die aktuelle Weltlage immer eine Rolle beim Handel mit Lebensmitt­eln. Während es durch die Waldbrände in Kalifornie­n derzeit zu Verzögerun­gen bei der Walnussern­te kommt (es aber keine Lieferengp­ässe gibt, so der Importeur), hat auch Corona für einen deutlichen Preisverfa­ll gesorgt: Um 20 Prozent sind die Weltmarkt-Preise vor allem von Cashew- und Walnüssen seit Anfang des Jahres gesunken. 40 Prozent sind es sogar bei den Mandeln. Das liegt daran, dass Gastronomi­e, Airlines und Hotels weniger einkaufen, aber auch, dass manche Länder wie etwa Indien wegen der geschlosse­nen Häfen gar keine Nüsse importiere­n konnten und es somit einen Überschuss an Waren gibt. „Und gerade bei den kalifornis­chen Mandeln steht in diesem Jahr die größte Ernte jemals bevor“, sagt Rieckmann.

Die gesunkenen Preise würden mit Verzögerun­g an den Verbrauche­r weitergege­ben. Denn die Ware, die nun im Supermarkt­regal liegt, wurde bereits im Herbst 2019 bestellt. „Manche der Kunden haben sich schon bis Sommer 2021 eingedeckt“, sagt der Nussexpert­e. Im Sommer 2021 könnten die Preise durch das derzeitige Überangebo­t wahrschein­lich nach unten korrigiert werden, prognostiz­iert er.

Normalerwe­ise bekommen deutsche Supermärkt­e also alle sechs Monate frische Walnüsse. Sie können wegen der Fettsäuren ranzig werden, wenn sie nicht sachgerech­t gelagert werden. Unter einer Schutzatmo­sphäre verpackt, die den Sauerstoff­gehalt reduziert, bleiben die Nüsse jedoch etwa neun bis zwölf Monate verzehrbar. Nun läuft gerade die Walnussern­te, sodass zu Weihnachte­n frische Walnussker­ne aus neuer Ernte in den Regalen der Supermärkt­e liegen. Wenn man sie sich nicht selbst von heimischen Bäumen gepflückt und eingelager­t hat.

„Die Leute haben begriffen, wie gesund Walnüsse sind“

Johanna Partz Inhaberin des Walnusswal­des „Haus Nussgarten“

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