Rheinische Post Hilden

Drei Männer mit einem Problem

- VON GREGOR MAYNTZ

Die CDU früherer Jahrzehnte hätte sich wohl über die Respektlos­igkeit des Parteinach­wuchses aufgeregt, die Vorstellun­gsreden der drei Bewerber um den Parteivors­itz im Stil einer seichten TV-Kuppel-Show zu starten. Wer bekommt das Herz der Jungen Union? Ist es der „eloquente“Norbert Röttgen? Oder der „erfolgreic­he“Armin Laschet? Oder aber der „profiliert­e“Friedrich Merz? So als komme es für die Herausford­erungen an den künftigen CDU-Chef mit Zugriffsre­cht auf die Kanzlerkan­didatur nicht zugleich auf Eloquenz, Erfolg, Profil und zahlreiche weitere Charakteri­stika an.

Der Jungen Union ist es mit dem Kandidaten-Pitch gelungen, sich durch eine Art Mitglieder­entscheid nach den Vorstellun­gsrunden in die Rolle eines wichtigen Personal- und Richtungsb­eeinflusse­rs zu bringen. Einen klaren Sieger gab es dabei nicht. Da argumentie­rten drei erfahrene Politiker auf Augenhöhe, und diejenigen JUler, die schon vorher Fan von einem der Drei waren, fühlten sich durch dessen Auftritt bestätigt. Die CDU hat die Wahl zwischen drei Bewerbern, von denen jeder Respekt gewinnen und das Amt nicht nur ausfüllen, sondern der Partei auch neuen Schub geben kann. Doch es gibt Risiken: Mögen die drei Nachfolge-Aspiranten sich gegenseiti­g derzeit auch weitgehend schonen, um die CDU nicht in Grabenkämp­fe zu führen, die sie dann selbst wieder mühsam beilegen müssten, in der Zeit danach warten noch viele Schärfen und Schläge auf den Gewinner.

Letztlich hat noch keiner der drei Kandidaten perspektiv­isch festen Boden unter den Füßen. Es ist noch nicht ausgemacht, ob ein Parteitag mit mehr als 1000 Delegierte­n Anfang Dezember in Stuttgart überhaupt stattfinde­n kann. Mit der Ausrufung der höchsten Corona-Warnstufe in Baden-Württember­g stehen auch die zeitlichen Personalpl­äne der CDU infrage.

BERICHT EINE FRAGE DES TIMINGS, POLITIK

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