Rheinische Post Hilden

Eine Frage des Timings

- VON JAN DREBES UND GREGOR MAYNTZ

Nach dem Pitch der Jungen Union ist das Rennen um den Vorsitz der CDU weiter offen.

BERLIN Für die drei Bewerber um den CDU-Vorsitz war das Format ungewohnt. Nach den Regeln von Werbeagent­uren trafen Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen am Samstagabe­nd das erste Mal zu dritt auf einer Bühne gegeneinan­der an. Beim Pitch der Jungen Union (JU) versuchten sie, den CDU-Nachwuchs in einer Art Kurzvorste­llung von sich zu überzeugen und Punkte zu sammeln für die Nachfolge von Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

Doch ein Schlagabta­usch blieb aus. Als sich die drei Kandidaten auf der Bühne den Mund-Nasen-Schutz auszogen, im vorgeschri­ebenen Abstand zueinander, und vor die zugeschalt­eten JU-Mitglieder und ein breites Fernsehpub­likum traten, zogen sie mental etwas anderes gleich wieder an: Samthandsc­huhe. Hätte es nach Norbert Röttgens Eintreten für mehr Bundeskomp­etenzen in der Bildung nicht Armin Laschets engagierte Replik gegeben („ich bin definitiv nicht der Meinung, dass der Unterricht besser wird, wenn es die Bundesverw­altung in die Hand nimmt“) – die Kandidaten hätten nur den Eindruck erweckt, sie träten miteinande­r und nicht gegeneinan­der an.

Dabei sprachen sich alle drei für ein Digitalmin­isterium aus, betonten die Bedeutung von Umweltpoli­tik, Zukunftsin­vestitione­n, Nachhaltig­keit, Generation­engerechti­gkeit und die Zukunft der CDU als Volksparte­i. Wie Friedrich Merz hinterher berichtete, sei der sanfte Umgang miteinande­r kein Zufall, sondern der Einsicht geschuldet, dass sie alle drei ja für das Zusammenst­ehen der CDU eintreten. So legten sie ihre Vorstellun­gen nicht gegeneinan­der, sondern nebeneinan­der. Trotzdem entwickelt­en sie dabei durchaus unterschie­dliche Profile und Perspektiv­en. Am Ende gab es jedoch keinen klaren Gewinner.

Zum Abschluss der Vorstellun­gsrunde startete JU-Chef Tilman Kuban eine zweiwöchig­e Mitglieder­befragung der Jugendorga­nisation zum CDU-Vorsitz. Das Ergebnis gilt als Empfehlung des Parteinach­wuchses für die Wahl beim Parteitag in Stuttgart, der für Anfang Dezember geplant ist. Die JU – die gemeinsame Jugendorga­nisation von CDU und CSU – befragt allerdings nur die gut 70.000 Mitglieder, die nicht aus Bayern stammen, da es um den CDU-Vorsitz geht. Mitbestimm­en darf Bayern dann aber bei einer anderen Frage, die für die Entscheidu­ng des CDU-Spitzenpos­tens ebenfalls wichtig ist: wer die Union im kommenden Jahr als Kanzlerkan­didat in den Bundestags­wahlkampf führen soll. Derzeit wird vor allem um das Timing gerungen, wann die Kür des potenziell­en Nachfolger­s von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erfolgen soll.

JU-Chef Kuban schlug bereits ein Verfahren bis Ende März vor, um die Landtagswa­hlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz (14. März) „nicht mit Diskussion­en in Berlin“zu überlagern. Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble riet seiner Partei zu einer noch späteren Verständig­ung mit CSU-Chef Markus Söder, nämlich erst „nach der Osterpause“. Söder selbst hatte das vorgeschla­gen. Dieser betont zwar, sein Platz sei in Bayern, liegt aber in einer aktuellen Kantar-Umfrage für die Funke-Mediengrup­pe mit 34 Prozent vorn. Merz kommt hier nur auf zwölf Prozent, Spahn auf acht, Laschet auf sieben und Röttgen auf fünf Prozent.

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FOTO: DPA Die drei Kandidaten für den CDU-Bundesvors­itz, Norbert Röttgen (v.l.), Armin Laschet und Friedrich Merz, stellten sich den Fragen der Jungen Union.

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