Eine Frage des Timings
Nach dem Pitch der Jungen Union ist das Rennen um den Vorsitz der CDU weiter offen.
BERLIN Für die drei Bewerber um den CDU-Vorsitz war das Format ungewohnt. Nach den Regeln von Werbeagenturen trafen Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen am Samstagabend das erste Mal zu dritt auf einer Bühne gegeneinander an. Beim Pitch der Jungen Union (JU) versuchten sie, den CDU-Nachwuchs in einer Art Kurzvorstellung von sich zu überzeugen und Punkte zu sammeln für die Nachfolge von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Doch ein Schlagabtausch blieb aus. Als sich die drei Kandidaten auf der Bühne den Mund-Nasen-Schutz auszogen, im vorgeschriebenen Abstand zueinander, und vor die zugeschalteten JU-Mitglieder und ein breites Fernsehpublikum traten, zogen sie mental etwas anderes gleich wieder an: Samthandschuhe. Hätte es nach Norbert Röttgens Eintreten für mehr Bundeskompetenzen in der Bildung nicht Armin Laschets engagierte Replik gegeben („ich bin definitiv nicht der Meinung, dass der Unterricht besser wird, wenn es die Bundesverwaltung in die Hand nimmt“) – die Kandidaten hätten nur den Eindruck erweckt, sie träten miteinander und nicht gegeneinander an.
Dabei sprachen sich alle drei für ein Digitalministerium aus, betonten die Bedeutung von Umweltpolitik, Zukunftsinvestitionen, Nachhaltigkeit, Generationengerechtigkeit und die Zukunft der CDU als Volkspartei. Wie Friedrich Merz hinterher berichtete, sei der sanfte Umgang miteinander kein Zufall, sondern der Einsicht geschuldet, dass sie alle drei ja für das Zusammenstehen der CDU eintreten. So legten sie ihre Vorstellungen nicht gegeneinander, sondern nebeneinander. Trotzdem entwickelten sie dabei durchaus unterschiedliche Profile und Perspektiven. Am Ende gab es jedoch keinen klaren Gewinner.
Zum Abschluss der Vorstellungsrunde startete JU-Chef Tilman Kuban eine zweiwöchige Mitgliederbefragung der Jugendorganisation zum CDU-Vorsitz. Das Ergebnis gilt als Empfehlung des Parteinachwuchses für die Wahl beim Parteitag in Stuttgart, der für Anfang Dezember geplant ist. Die JU – die gemeinsame Jugendorganisation von CDU und CSU – befragt allerdings nur die gut 70.000 Mitglieder, die nicht aus Bayern stammen, da es um den CDU-Vorsitz geht. Mitbestimmen darf Bayern dann aber bei einer anderen Frage, die für die Entscheidung des CDU-Spitzenpostens ebenfalls wichtig ist: wer die Union im kommenden Jahr als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf führen soll. Derzeit wird vor allem um das Timing gerungen, wann die Kür des potenziellen Nachfolgers von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erfolgen soll.
JU-Chef Kuban schlug bereits ein Verfahren bis Ende März vor, um die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (14. März) „nicht mit Diskussionen in Berlin“zu überlagern. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble riet seiner Partei zu einer noch späteren Verständigung mit CSU-Chef Markus Söder, nämlich erst „nach der Osterpause“. Söder selbst hatte das vorgeschlagen. Dieser betont zwar, sein Platz sei in Bayern, liegt aber in einer aktuellen Kantar-Umfrage für die Funke-Mediengruppe mit 34 Prozent vorn. Merz kommt hier nur auf zwölf Prozent, Spahn auf acht, Laschet auf sieben und Röttgen auf fünf Prozent.