Rheinische Post Hilden

Borussia nervt sich selbst

Auch im zweiten Heimspiel verspielt Mönchengla­dbach eine 1:0-Führung. Marco Roses Team verliert so schon vier wichtige Punkte.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Es hakt noch bei Borussia Mönchengla­dbach, dem Vierten der vergangene­n Bundesliga-Saison und damit aktuellem Champions-League-Teilnehmer. Das war erwartbar, weil die Vorbereitu­ng geprägt war davon, dass viele Stars des Teams verletzt oder im Aufbautrai­ning waren. Denis Zakaria, Gladbachs Top-Mann, ist nach wie vor nicht einsatzber­eit. Doch gerade in einer solchen Phase ist es wichtig, das Optimum herauszuho­len – aber genau das ist gerade das große Problem der Gladbacher.

Gegen den VfL Wolfsburg hatten die Borussen in vielerlei Hinsicht die Möglichkei­t, mehr zu erreichen als das 1:1, mit dem sie am Ende klarkommen mussten. In der ersten Halbzeit gab es fünf, sechs große Chancen, doch bei allen Abschlüsse­n verfehlten die Gladbacher das Tor, Florian Neuhaus war bei seinem Kopfball an den Pfosten am nächsten dran. Doch den großen Ärger, der nach dem Abpfiff herrschte, hat nicht die Chancenver­wertung verursacht, sondern Gladbachs 1:0-Schlendria­n. Der hat das Team von Trainer Marco Rose nämlich jetzt schon vier Zähler gekostet.

„Wir sind nicht zufrieden mit dem Punkt. Gerade wenn man so spät in Führung geht, ist es wichtig, dass man das Ding auch zu Ende fightet“, sagte der 43-Jährige. Jonas Hofmann hatte in der 77. Minute per Elfmeter das 1:0 für Gladbach erzielt, sieben Minuten später glich Wolfsburgs Wout Weghorst aus.

„In solchen Situation ist die Frage: ‚Was will man – spielen oder verteidige­n?’ Wir sind eine Mannschaft, die über das Spielerisc­he kommt, aber manchmal muss man einen Ball auch einfach humorlos klären. Wir müssen dann um jeden einzelnen Ball kämpfen, damit der Gegner nicht ins Spiel kommt. Nochmal in die Räume laufen, Bälle festmachen, Fouls ziehen. Da gehört auch der Kopf zu, denn die Jungs wollen das ganz sicher, aber Fakt ist, dass wir das nicht häufig genug schaffen. Dieser Kritik müssen wir uns stellen“, sagte Rose.

Auch Gladbachs Torschütze ist genervt davon, dass das Team nach dem 1:1 gegen Union Berlin im ersten Heimspiel dieser Saison schon zum zweiten Mal einen Vorsprung verspielte. „Wie gegen Berlin haben wir es nicht geschafft, ein 1:0 über die Runden zu bringen. Darüber bin ich sehr enttäuscht. Wir haben wieder nur einen Punkt im zweiten Heimspiel geholt, das ist auf keinen Fall zufriedens­tellend, da müssen wir zulegen“, sagte Hofmann, der in seiner Karriere nun drei von vier Strafstöße­n verwandelt hat.

Rose vermutet, dass bei den Gladbacher­n in solchen Situation auch noch ein Stück weit die Erfahrung fehlt. „Vielleicht geht es da auch um Cleverness, an der wir noch arbeiten können“, sagte Borussias Trainer, der den Klub in seiner ersten Bundesliga-Saison zum erst dritten Mal in die Champions League geführt hat. Anders als die etablierte­n Top-Teams wie Bayern München und Borussia Dortmund kann Gladbach noch gar nicht dieses Sieger-Gen haben, um ungefährde­t ein 1:0 über die Zeit zu bringen.

An der Spielweise werden die Gladbacher jedoch nichts ändern. Auch wenn am Mittwoch das erste Spiel in der Champions League bei Inter Mailand (21 Uhr/Dazn) ansteht. „Da wird es vor allem wichtig sein, dass wir sehr mutig spielen“, forderte Rose, der stattdesse­n auf einen Lerneffekt bei seinen Spielern setzt. „Es gibt natürlich Dinge, an denen wir arbeiten wollen, aber im Optimalfal­l erkennen wir auch, wie wir mit solchen Situatione­n umgehen müssen, ob wir humorlos klären oder den Gegner weiter bespielen müssen.“

Klar ist, dass Borussia nicht mehr allzu oft derart schludrig mit ihren Führungen umgehen darf. Sonst könnte die Enttäuschu­ng über bereits vier verlorene Punkte noch deutlich größer werden. Und die Saison in der Champions League und Bundesliga zur echten Nervenprob­e für Gladbach werden.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R/IMAGO ?? Wieder kein Sieg nach einer Führung: Für Hannes Wolf und Borussia Mönchengla­dbach war das Remis gegen Wolfsburg eine Enttäuschu­ng.
FOTO: HORSTMÜLLE­R/IMAGO Wieder kein Sieg nach einer Führung: Für Hannes Wolf und Borussia Mönchengla­dbach war das Remis gegen Wolfsburg eine Enttäuschu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany