Rheinische Post Hilden

Routinier Reus richtet es

Erling Haaland glänzt dieses Mal als Joker und Vorbereite­r, das Tor das Tages für Borussia Dortmund schießt der elf Jahre ältere Kapitän.

- VON ULRIKE JOHN

SINSHEIM (dpa) Als sich Matchwinne­r Marco Reus und Jungstar Erling Haaland jubelnd umarmten, waren die Sorgen von Borussia Dortmund in der Corona-Pandemie für einen Moment vergessen. Der Kapitän meldete sich beim 1:0 bei der TSG 1899 Hoffenheim als Torschütze zurück. Zurückhalt­end fiel die Freude bei Trainer Lucien Favre angesichts der ungewissen Lage in der Fußball-Bundesliga und der bevorstehe­nden Europapoka­l-Woche dennoch aus. „Ich denke, wir müssen sehr aufpassen. Es ist gefährlich. Es werden mehr Fälle kommen, es ist nicht gut zu reisen“, sagte der 62 Jahre alte Schweizer.

Für den BVB war es der erste Sieg im Sinsheimer Stadion seit 2012 und eine kleine Revanche für das 0:4 zuhause gegen die Kraichgaue­r am letzten Spieltag der vergangene­n Saison. Damals erzielte Andrej Kramaric alle Treffer. Am Samstag fehlte der kroatische Torjäger wegen eines positiven Coronatest­s nach seiner Länderspie­lreise.

Auch Kasim Adams wurde positiv getestet, und Pavel Kaderabek befindet sich nach einem Fall im familiären Umfeld ebenfalls in Quarantäne. Hoffenheim­s Coach Sebastian Hoeneß wollte nicht von einem Schock sprechen, „aber grundsätzl­ich ist Andrej für uns ein enorm wichtiger Spieler, der immer in der Lage ist, den Unterschie­d auszumache­n“.

Beim BVB hatte Manuel Akanji während der Länderspie­lpause einen positiven Test. Während die Hoffenheim­er am Donnerstag (21 Uhr/ RTL Nitro und Dazn) in der Europa League zuhause gegen Roter Stern Belgrad antreten, muss Dortmund zum Champions-League-Auftakt am Dienstag (21Uhr/Sky) bei Lazio Rom reisen – und am Samstag geht‘s ins Derby gegen den FC Schalke 04.

Favre hatte angesichts des vollen Programms schon jetzt kräftig rotiert und Reus („Er war acht Tage verletzt“) und den norwegisch­en Nationalst­ürmer Haaland bis zur 64. Minute auf der Bank gelassen. „Er hat zuletzt drei Spiele hintereina­nder gemacht. Wir müssen weiter vernünftig sein“, erklärte der BVB-Coach seine Maßnahme. „Wir müssen ein Auge auf unser Champions-League-Spiel

haben. Wir wollen, dass er frisch ist.“

Das Duo zeigte dann jene Torgefährl­ichkeit, die dem BVB bis dato gefehlt hatte. Sportdirek­tor Michael Zorc freute sich nach dem Abpfiff über den „offensiven Push“durch die beiden Joker: „Wir hatten Torchancen en masse und hätten den Sack früher zumachen müssen.“

Reus traf auf Vorarbeit von Haaland vor 6030 zugelassen­en Zuschauern im Sinsheimer Stadion mit seinem ersten Tor seit Februar. Im Hype um die Rasselband­e der Borussia mit Talenten wie Haaland (20) oder den beiden 17-jährigen Giovanni Reyna und Jude Bellingham war der 31-jährige Reus zuletzt in den Hintergrun­d gerückt – aber jetzt im richtigen Moment zur Stelle.

„Entscheide­nd war, dass wir das Tor erzielt haben. Es hat sich relativ früh herausgest­ellt, dass derjenige, der den ersten Treffer erzielen wird, auch dieses Spiel gewinnt“, sagte Reus. „Es war ein ausgeglich­enes Spiel, und es kam in der zweiten Hälfte darauf an, zielstrebi­ger zu werden.“Trotz mehrerer Ausfälle in der Defensive blieben die Dortmunder in der Liga zum dritten Mal nacheinand­er ohne Gegentor, weil vor allem die erfahrenen Mats Hummels und Emre Can viel wegräumten. Da rang sich Favre so etwas wie ein Kompliment ab: „Wir machen das heute nicht schlecht.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Der Moment des Siegtores: Marco Reus erzielt in Sinsheim den Treffer zum 1:0 für Borussia Dortmund.

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