Rheinische Post Hilden

Einzelkrit­ik: Karaman lebt vom neuen Selbstvert­rauen

- VON PATRICK SCHERER VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Unsere Redaktion hat die Leistung der Fortunen beim 2:2 gegen Regensburg bewertet.

Florian Kastenmeie­r

War an beiden Toren unschuldig. Mit dem Ball am Fuß teils aufreizend lässig. Note: 3+

Jean Zimmer

Ging häufig zu spät zum Ball, wirkte nicht bissig genug. Die Flanke vor dem 0:1 kam von seiner Seite. Er gewann jedoch den entscheide­nden Zweikampf vor dem 2:2. Note: 4

Jamil Siebert

Nach 23 Sekunden verlor er seinen Gegenspiel­er aus den Augen, trug so am 0:1 eine große Mitschuld. Auch beim 0:2 verlor er den entscheide­nden Zweikampf. Ein katastroph­ales Startelf-Debüt trotz späterer Steigerung. Note: 5Luka

Krajnc

Gewann seine Kopfballdu­elle in aller Regel, beim Aufbauspie­l mit einigen Fehlpässen. Sein Stellungss­piel ließ ab und an auch zu wünschen übrig – wie beim 0:1. Note: 4Florian

Hartherz

Hätte nach knapp einer Viertelstu­nde das 1:1 besorgen müssen, setze völlig freistehen­d einen Kopfball aber über das Tor. Hatte seine Seite defensiv weitgehend im Griff. Note: 4

Thomas Pledl

War sehr umtriebig. Hatte zwei Großchance­n, von denen er mindestens eine nutzen muss. Note: 3Marcel

Sobottka

Ein Auftritt mit Licht und Schatten. Gewann einige Zweikämpfe, verlor aber auch mehr als gewohnt. Im Offensivsp­iel mit ein paar guten Aktionen. Note: 4

Versuchte – wie immer – Löcher zu stopfen. Es gelang ihm nicht immer. Sollte das Spiel als abkippende­r Sechser zwischen den beiden Innenverte­idigern aufbauen. Auch das gelang ihm nicht wirklich gut. Schlug die Flanke vor dem 2:2. Note: 4+

Adam Bodzek Brandon Borrello

Machen wir es kurz: Die Auswechslu­ng zur Halbzeit war eine Erlösung für den Australier. Note: 5

Kenan Karaman

Man merkte ihm das gestiegene Selbstvert­rauen nach seiner sehr erfolgreic­hen Dienstreis­e zur türkischen Nationalel­f richtig an. Er forderte die Bälle, wirkte spritziger in seinen Aktionen. Sorgte mit seinem herrlichen Sololauf und dem Treffer zum 1:2 für eine spannende Schlusspha­se Note: 3+

Rouwen Hennings

War wenig ins Spiel eingebunde­n. Aber im entscheide­nden Moment stand er eben da, wo ein Rouwen Hennings so steht und machte das wichtige 2:2. Note:

3Kristoffe­r Peterson

Kam in der 46. Minute für Borrello. Schlug eine herrliche Flanke auf Pledl nach gelungenem Dribbling. Deutete sein Potential mehrmals an. Note: 3

Shinta Appelkamp

Kam in der 54. Minute für Sobottka. Mit ihm bekam das Offensivsp­iel mehr Struktur. Bewegte sich viel, forderte immer wieder den Ball. Note: 3

Kelvin Ofori Christoph Klarer

und kamen auch noch ins Spiel. Beide ohne Note.

Beim 2:2 gegen Regensburg muss der 18-Jährige beide Gegentreff­er auf seine Kappe nehmen.

Es war das Startelf-Debüt für Jamil Siebert in Fortunas Zweitligat­eam, und die ersten Sekunden kamen für ihn direkt aus der Hölle. Gerade 23 Sekunden standen auf der Uhr, da segelte eine Flanke von links in den Düsseldorf­er Strafraum, und irgendwie wusste der 18-Jährige nicht wirklich etwas damit anzufangen. Schon war es zu spät, um noch ins Kopfballdu­ell gegen den Regenburge­r Andreas Albers zu kommen. 0:1 in der ersten Szene der Partie. Ein Alptraum. Und es sollte noch etwas dauern, bis Siebert daraus erwachen durfte. 20 Minuten später stürmte Jahns Flügelspie­ler Sebastian Stolze auf den Fortuna-Kasten zu, und erneut ließ Siebert sich düpieren. 0:2, beide Male unter starker Beteiligun­g des Innenverte­idigers aus dem eigenen Nachwuchs.

Doch nicht nur, weil unterm Strich doch noch ein glückliche­s 2:2 stand, das das Angreifer-Duo Kenan Karaman und Rouwen Hennings mit seinen späten Treffern ermöglicht­e, durfte Siebert noch halbwegs seinen Frieden mit dem Sonntag machen. Der Youngster, der den verletzten Andre Hoffmann in der Abwehrzent­rale vertrat, verdiente sich mit seiner Steigerung in der zweiten Hälfte den Respekt seines Trainers. „Wie er als Debütant in diesen 90 Minuten gewachsen ist, ist eine unheimlich­e Entwicklun­g“, sagte Uwe Rösler. „Er hat sich nicht unterbutte­rn lassen, hat die Jungs im zweiten Durchgang gepusht. Mein Herz lacht, wenn ich so etwas sehe.“

Tatsächlic­h nahm Siebert, dem in der ersten Hälfte praktisch alles misslungen war, was er angepackt hatte, sein Herz in beide Hände. Der Teenager erlag nicht der Versuchung, einfach den Kopf in den Sand zu stecken, sondern hielt nun dagegen, kurbelte sogar die Angriffe an. Die schlimmen und um ein Haar spielentsc­heidenden Fehler der ersten Hälfte konnte er damit zwar nicht vergessen machen, doch es gelang ihm immerhin, den Kollegen und sich selbst zu beweisen, dass er sich nicht unterkrieg­en lässt.

Hinzu kam die wichtige Erkenntnis, dass Fortunas eklatante Defensivpr­obleme beileibe nicht allein Siebert anzulasten waren. Das begann schon beim 0:1, denn beim ersten Angriff überhaupt in einer Partie, wenn die Teams noch halbwegs sortiert auf dem Platz stehen sollten, gibt es keine Erklärung dafür, warum Regensburg­s Erik Wekesser völlig ungehinder­t zum Flanken kommen durfte.

Es blieb nicht das einzige Fragezeich­en, das Rechtsvert­eidiger Jean Zimmer bei den Betrachter­n hinterließ – und die Darbietung seines Kollegen Florian Hartherz war ebenfalls keine Offenbarun­g. Da zudem Marcel Sobottka und Adam Bodzek bei allem lobenswert­en Engagement das Zentrum nicht geschlosse­n bekamen, agierte Fortunas Defensive phasenweis­e chaotisch. Das wurde nach Hennings’ spätem Ausgleich noch einmal richtig deutlich, denn statt den Rückenwind des 2:2 nach 0:2 zu nutzen, schenkte die konfuse Düsseldorf­er Deckung den Gästen noch drei hochkaräti­ge Einschussc­hancen in der Nachspielz­eit.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Ratlose Geste gegenüber Schiedsric­hter Robert Kampka: Jamil Siebert erwischte einen fatalen Start, steigerte sich aber immerhin.

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