Einzelkritik: Karaman lebt vom neuen Selbstvertrauen
DÜSSELDORF Unsere Redaktion hat die Leistung der Fortunen beim 2:2 gegen Regensburg bewertet.
Florian Kastenmeier
War an beiden Toren unschuldig. Mit dem Ball am Fuß teils aufreizend lässig. Note: 3+
Jean Zimmer
Ging häufig zu spät zum Ball, wirkte nicht bissig genug. Die Flanke vor dem 0:1 kam von seiner Seite. Er gewann jedoch den entscheidenden Zweikampf vor dem 2:2. Note: 4
Jamil Siebert
Nach 23 Sekunden verlor er seinen Gegenspieler aus den Augen, trug so am 0:1 eine große Mitschuld. Auch beim 0:2 verlor er den entscheidenden Zweikampf. Ein katastrophales Startelf-Debüt trotz späterer Steigerung. Note: 5Luka
Krajnc
Gewann seine Kopfballduelle in aller Regel, beim Aufbauspiel mit einigen Fehlpässen. Sein Stellungsspiel ließ ab und an auch zu wünschen übrig – wie beim 0:1. Note: 4Florian
Hartherz
Hätte nach knapp einer Viertelstunde das 1:1 besorgen müssen, setze völlig freistehend einen Kopfball aber über das Tor. Hatte seine Seite defensiv weitgehend im Griff. Note: 4
Thomas Pledl
War sehr umtriebig. Hatte zwei Großchancen, von denen er mindestens eine nutzen muss. Note: 3Marcel
Sobottka
Ein Auftritt mit Licht und Schatten. Gewann einige Zweikämpfe, verlor aber auch mehr als gewohnt. Im Offensivspiel mit ein paar guten Aktionen. Note: 4
Versuchte – wie immer – Löcher zu stopfen. Es gelang ihm nicht immer. Sollte das Spiel als abkippender Sechser zwischen den beiden Innenverteidigern aufbauen. Auch das gelang ihm nicht wirklich gut. Schlug die Flanke vor dem 2:2. Note: 4+
Adam Bodzek Brandon Borrello
Machen wir es kurz: Die Auswechslung zur Halbzeit war eine Erlösung für den Australier. Note: 5
Kenan Karaman
Man merkte ihm das gestiegene Selbstvertrauen nach seiner sehr erfolgreichen Dienstreise zur türkischen Nationalelf richtig an. Er forderte die Bälle, wirkte spritziger in seinen Aktionen. Sorgte mit seinem herrlichen Sololauf und dem Treffer zum 1:2 für eine spannende Schlussphase Note: 3+
Rouwen Hennings
War wenig ins Spiel eingebunden. Aber im entscheidenden Moment stand er eben da, wo ein Rouwen Hennings so steht und machte das wichtige 2:2. Note:
3Kristoffer Peterson
Kam in der 46. Minute für Borrello. Schlug eine herrliche Flanke auf Pledl nach gelungenem Dribbling. Deutete sein Potential mehrmals an. Note: 3
Shinta Appelkamp
Kam in der 54. Minute für Sobottka. Mit ihm bekam das Offensivspiel mehr Struktur. Bewegte sich viel, forderte immer wieder den Ball. Note: 3
Kelvin Ofori Christoph Klarer
und kamen auch noch ins Spiel. Beide ohne Note.
Beim 2:2 gegen Regensburg muss der 18-Jährige beide Gegentreffer auf seine Kappe nehmen.
Es war das Startelf-Debüt für Jamil Siebert in Fortunas Zweitligateam, und die ersten Sekunden kamen für ihn direkt aus der Hölle. Gerade 23 Sekunden standen auf der Uhr, da segelte eine Flanke von links in den Düsseldorfer Strafraum, und irgendwie wusste der 18-Jährige nicht wirklich etwas damit anzufangen. Schon war es zu spät, um noch ins Kopfballduell gegen den Regenburger Andreas Albers zu kommen. 0:1 in der ersten Szene der Partie. Ein Alptraum. Und es sollte noch etwas dauern, bis Siebert daraus erwachen durfte. 20 Minuten später stürmte Jahns Flügelspieler Sebastian Stolze auf den Fortuna-Kasten zu, und erneut ließ Siebert sich düpieren. 0:2, beide Male unter starker Beteiligung des Innenverteidigers aus dem eigenen Nachwuchs.
Doch nicht nur, weil unterm Strich doch noch ein glückliches 2:2 stand, das das Angreifer-Duo Kenan Karaman und Rouwen Hennings mit seinen späten Treffern ermöglichte, durfte Siebert noch halbwegs seinen Frieden mit dem Sonntag machen. Der Youngster, der den verletzten Andre Hoffmann in der Abwehrzentrale vertrat, verdiente sich mit seiner Steigerung in der zweiten Hälfte den Respekt seines Trainers. „Wie er als Debütant in diesen 90 Minuten gewachsen ist, ist eine unheimliche Entwicklung“, sagte Uwe Rösler. „Er hat sich nicht unterbuttern lassen, hat die Jungs im zweiten Durchgang gepusht. Mein Herz lacht, wenn ich so etwas sehe.“
Tatsächlich nahm Siebert, dem in der ersten Hälfte praktisch alles misslungen war, was er angepackt hatte, sein Herz in beide Hände. Der Teenager erlag nicht der Versuchung, einfach den Kopf in den Sand zu stecken, sondern hielt nun dagegen, kurbelte sogar die Angriffe an. Die schlimmen und um ein Haar spielentscheidenden Fehler der ersten Hälfte konnte er damit zwar nicht vergessen machen, doch es gelang ihm immerhin, den Kollegen und sich selbst zu beweisen, dass er sich nicht unterkriegen lässt.
Hinzu kam die wichtige Erkenntnis, dass Fortunas eklatante Defensivprobleme beileibe nicht allein Siebert anzulasten waren. Das begann schon beim 0:1, denn beim ersten Angriff überhaupt in einer Partie, wenn die Teams noch halbwegs sortiert auf dem Platz stehen sollten, gibt es keine Erklärung dafür, warum Regensburgs Erik Wekesser völlig ungehindert zum Flanken kommen durfte.
Es blieb nicht das einzige Fragezeichen, das Rechtsverteidiger Jean Zimmer bei den Betrachtern hinterließ – und die Darbietung seines Kollegen Florian Hartherz war ebenfalls keine Offenbarung. Da zudem Marcel Sobottka und Adam Bodzek bei allem lobenswerten Engagement das Zentrum nicht geschlossen bekamen, agierte Fortunas Defensive phasenweise chaotisch. Das wurde nach Hennings’ spätem Ausgleich noch einmal richtig deutlich, denn statt den Rückenwind des 2:2 nach 0:2 zu nutzen, schenkte die konfuse Düsseldorfer Deckung den Gästen noch drei hochkarätige Einschusschancen in der Nachspielzeit.