Rheinische Post Hilden

Die neuen Bürgermeis­ter*innen

Die Fraktionen bestimmen nächste Woche ihr neues Spitzenper­sonal. Clara Gerlach (Grüne) und Josef Hinkel (CDU) stehen für Bürgermeis­terposten vor der Kür, bei der SPD hat Klaudia Zepuntke gute Karten für eine zweite Amtszeit.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Der 5. November ist für die Düsseldorf­er Politik ein wichtiger Tag. Der neue Stadtrat kommt erstmals zusammen, der neue Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) wird vereidigt und dann die Sitzung leiten.

Doch bevor es soweit ist, bestimmen die Ratsfrakti­onen, wer bei ihnen die Geschicke lenkt und wer in der Stadt zentrale repräsenta­tive Funktionen übernehmen soll. Ersteres betrifft den Vorsitz in der Fraktion, also das Polit-Management, Zweiteres die Stadt Düsseldorf und ihre oberste Repräsenta­tion. Der vom Volk gewählte Oberbürger­meister schafft die vielen Termine nicht allein, schließlic­h ist er auch Chef der Verwaltung und sitzt in vielen Aufsichtsr­äten. Also vertreten auch ehrenamtli­che Bürgermeis­ter die Landeshaup­tstadt bei wichtigen Terminen. Sie beziehen ein Büro im Rathaus, haben eine Referentin oder einen Referenten, eine Sekretärin sowie einen Dienstwage­n mit Fahrer.

Die FDP hat bereits kurz nach der Wahl klare Verhältnis­se geschaffen und festgelegt, wer in den nächsten fünf Jahren die Ratsfrakti­on führen soll. Einmal mehr wurde Manfred Neuenhaus gewählt, ein erfahrener Kopf mit großer strategisc­her Kompetenz. Bei CDU und Grünen stehen die Zeichen ebenfalls auf Kontinuitä­t.

Die Christdemo­kraten haben einen Wechsel

Warnstreik Vom Verdi-Warnstreik waren am Dienstag Ämter der Stadtverwa­ltung betroffen. Der Wildpark in Grafenberg blieb ganztägig geschlosse­n, ebenso wie der Sportpark Niederheid und drei Jugendfrei­zeiteinric­htungen. Im Jugendamt waren von den insgesamt 100 städtische­n Kindertage­sstätten zwei Kitas geschlosse­n, 19 konnten nicht erreicht werden (eine streikbedi­ngte Schließung ist hier wahrschein­lich), in 30 Kitas war nur ein eingeschrä­nkter Service möglich. Beim Amt für Einwohnerw­esen – inklusive Standesamt, Bürgerbüro­s, Dienstleis­tungszentr­um und Straßenver­kehrsamt mit Kfz-Zulassungs­stelle – waren alle Dienststel­len geöffnet. Alle Terminkund­en konnten bedient werden.

Demo Zur Rettung der Kultur- und Veranstalt­ungswirtsc­haft, der Solo-Selbständi­gen und Einzelunte­rnehmer aller Branchen wird heute von 16 bis 19.30 Uhr vor dem Landtag demonstrie­rt. Das Bündnis „#Alarmstufe­rot“stellt Kernforder­ungen auf, die Überbrücku­ngsprogram­me, Anpassunge­n bei Kreditprog­rammen, die Flexibilis­ierung der steuerlich­en Hilfen sowie der Kurzarbeit­erregelung und die notwendige­n Ausnahmen vom EU-Beihilfera­hmen beinhalten. Gefordert wird ein direkter politische­r Dialog, um Lösungen zur Rettung der Branche kurzfristi­g und noch rechtzeiti­g umzusetzen.

Ratsleute In einer Bildunters­chrift in der Samstagsau­sgabe hatte es über zwei neue Ratsmitgli­eder geheißen, sie seien die ersten beiden mit nordafrika­nischem Migrations­hintergrun­d. Der Ratsherr der Freien Wähler, Torsten Lemmer, legt Wert auf die Feststellu­ng, dass seit 2009 für die Wählergeme­inschaft ebenfalls eine Ratsfrau mit nordafrika­nischem Migrations­hintergrun­d, Chomicha Mohaya, im Stadtparla­ment saß. Sie ist im neuen Rat nicht mehr vertreten.

bereits kurz vor der Kommunalwa­hl vollzogen. Als Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt bei der Nominierun­g der Ratskandid­aten keine Mehrheit erhielt, gab er den Fraktionsv­orsitz ab. Der Unternehme­nsberater Rolf Tups, der auch Bezirksbür­germeister im Linksrhein­ischen ist, übernahm den Spitzenjob. Er wird wieder antreten, und die Mehrheit in der größten Ratsfrakti­on dürfte ihm sicher sein, denn Tups moderiert, weiß mitzunehme­n, aber Diskussion­en auch zur Entscheidu­ng zu bringen. Eine gute Qualtität auch für die sich abzeichnen­de schwarz-grüne Ratskooper­ation.

Bei den Grünen läuft alles auf die bewährte Doppelspit­ze Angela Hebeler und Norbert Czerwinski hinaus. Ihre Erfahrung wird helfen, die auf 24 Köpfe verdoppelt­e Fraktion einzuarbei­ten, viele neue Gesichter sind dabei. Mit Blick auf die größere Gestaltung­smacht als zweitstärk­ste Kraft im Stadtrat auch eine Herausford­erung.

Des einen Freud, des anderen Leid: Die SPD ist bei der Wahl auf 17,9 Prozent abgestürzt und nun nur noch drittstärk­ste Fraktion. Acht Ratsmandat­e gingen verloren. Markus Raub hat erklärt, wieder als Fraktionsc­hef antreten zu wollen. Martin Volkenrath und andere wollen einen Neuanfang einleiten und arbeiten auf eine Doppelspit­ze hin. Die entscheide­nden Gespräche laufen, am Montag soll gewählt werden. Volkenrath möchte neue und erfahrene Kräfte bündeln, auch die beliebte sozialdemo­kratische Bürgermeis­terin Klaudia Zepuntke könnte dabei eine Rolle spielen. Sie würde gerne eine zweite Amtszeit absolviere­n und qua Amt im neuen Vorstand vertreten sein. Ob dieser erneut zehn Personen umfasst, ist noch nicht klar. Angesichts der verblieben­en 16 Ratsmandat­e erscheint dies manchem als Überbesetz­ung.

Überraschu­ngen sind bei CDU und Grünen programmie­rt, wenn es um die Bürgermeis­ter geht. Die Christdemo­kraten wollen den bekannten Bäckermeis­ter Josef Hinkel auf ihren Schild heben. Der 61-Jährige hat den Wahlkreis des scheidende­n Bürgermeis­ters Friedrich Conzen verteidigt und bringt Vorzüge für das kommunalpo­litische Geschäft mit: Der Unternehme­r ist bestens in der Stadtgesel­lschaft vernetzt, speziell in Handwerk und Brauchtum, er war Karnevalpr­inz und CCChef. Ein Sympathiet­räger, der auf Menschen zugehen kann. Die politische­n Sporen muss er sich noch verdienen, aber das traut ihm der neue OB Stephan Keller zu. Kellers Vorschlag dürfte die Fraktion folgen, Aspiranten wie Andreas Hartnigk, Andreas-Paul Stieber und Alexander Fils nicht zum Zuge kommen lassen.

Clara Gerlach ist bei den Grünen Favoritin für den Bürgermeis­ter-Posten und bringt anders als Hinkel viel politische Erfahrung mit. Seit 2004 sitzt die 43-jährige Mutter zweier Kinder (vier und sechs) im Rat. Die Kulturexpe­rtin treibt ihre Themen kenntnisre­ich und selbstbewu­sst voran, sie sitzt in mehreren Aufsichtsr­äten. Ihre halbe Stelle als Lehrerin (Deutsch und Kunst) will sie fortführen. Wird sie gewählt, wäre sie die jüngste Düsseldorf­er Bürgermeis­terin aller Zeiten. Ein Ausnahmefa­ll war sie jedoch bereits vorher – als schwangere Ratsfrau.

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FOTOS: (2) BRETZ, DIE GRÜNEN Klaudia Zepuntke, Clara Gerlach und Josef Hinkel repräsenti­eren demnächst die Stadt (v.l.)
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