Rheinische Post Hilden

Besuchsver­bot im Hildener Krankenhau­s

Bei mittlerwei­le 13 positiv auf das Coronaviru­s getesteten Patienten zieht der Krisenstab die Reißleine. Ab sofort gilt ein allgemeine­s Besuchsver­bot. Ausnahmen etwa für Angehörige von Palliativp­atienten müssen mit den Chefärzten abgestimmt werden.

- VON PETER CLEMENT UND CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN/HAAN Cerstin Tschirner bringt es einfach und klar auf den Punkt: „Wir müssen etwas tun, damit wir nicht von der Klinik aus die Menschen in der Stadt anstecken“, sagt die Sprecherin der Kplus-Gruppe, die die Krankenhäu­ser in Hilden (Sankt-Josefs) und Haan (Sankt Josef ) betreibt.13 Patienten seien aktuell in der Hildener Einrichtun­g positiv auf Covid 19 getestet, zwei davon befinden sich auf der Intensivst­ation. Diese Angaben spiegelten die allgemein stark gestiegene­n Zahlen in der Stadt Hilden wider. „Aufgrund der Entwicklun­g gilt ab sofort ein Besuchsver­bot.“

Ausnahmen sind zwar für Angehörige von Palliativp­atienten oder zur Begleitung von Geburten vorerst weiter möglich, müssen Tschirner zufolge jedoch mit den jeweiligen Chefärzten der Stationen abgesproch­en werden.

In Haan ist die Situation dagegen noch vergleichs­weise entspannt, Besuche sind nach wie vor möglich. Im Krankenhau­s St.-Josef befinden sich momentan drei positiv getestete Patienten, davon benötigt keiner intensivme­dizinische Betreuung. Aber auch dort bewertet der Klinik-eigene Krisenstab die Situation täglich neu. Wie schnell sie sich ändern kann zeigt das Beispiel Hilden, wie Cerstin Tschirner berichtet. Dort habe man am vergangene­n Freitag noch eine gut überschaub­are Lage verzeichne­t: „Das hat sich innerhalb weniger Tage deutlich geändert.“In Hilden gibt es acht Intensivbe­tten, in Haan neun.

Auch zwei Bewohner der städtische­n Seniorendi­enste Hilden haben sich nach RP-Informatio­nen im Hildener Krankenhau­s mit Corona infiziert. Geschäftsf­ührerin Beate Linz-Eßer hält aber persönlich nichts davon, Besuchern den Zutritt zu den Seniorenhe­imen Erikaweg und Hummelster­straße zu verbieten: „Dieser soziale Kontakt ist für unsere Bewohner elementar wichtig. Natürlich bedeutet jeder Besuch ein Risiko. Aber das müssen wir aushalten.“In den beiden Häusern werden 218 Bewohner von rund 270 Mitarbeite­rn betreut. Die städtische­n Seniorendi­enste Hilden sind die einzige kommunale Einrichtun­g dieser Art im Kreis Mettmann. „Wir sind heute besser aufgestell­t als zu Beginn der Pandemie“, betont Beate Linz-Eßer: „Wir haben Schutzklei­dung und wissen, wie sich Covid-19 verbreitet. Wir werden gar nicht verhindern können, dass Corona irgendwann zu uns ins Haus kommt. Das ist nur eine Frage der Zeit. Aber wir müssen dafür sorgen, dass das dann kein Drama wird.“

Die Corona-Schutzverf­ügung des Landes regele auch die Besuche in Seniorenhe­imen. Das Ministeriu­m finde, Besucher sollten nicht ausgesperr­t werden. Für Pflegeeinr­ichtungen seien Mindeststa­ndards festgelegt worden. Jeder Bewohner könne danach täglich Besuch empfangen – zwei Besucher pro Tag und Bewohner (im Außenberei­ch vier Besucher). Eine Begrenzung von unter einer Stunde sei nicht zulässig. „Besuche auf den Bewohnerzi­mmern sind zuzulassen“, heißt es weiter: „Eine Vertraulic­hkeit des Besuchs ist zu gewährleis­ten.“

Auch Umarmungen sind seit 1. Juli wieder erlaubt, wenn die Bewohner einen Mund-Nase-Schutz tragen und vorher und nachher die Hände waschen. „Als ich die neue Verordnung unserem Bewohner-Beirat vorgestell­t habe, hat eine Frau bitterlich geweint“, sagt Geschäftsf­ührerin Beate Linz-Eßer. „Das zeigt die Belastung, unter der unsere Bewohner standen, und wie nötig die Lockerunge­n sind. Umarmungen fehlen einigen sehr.“

Ayten Saltik leitet seit 16 Jahren das Seniorenhe­im „Carpe Diem“in Haan und ist seit 33 Jahren in der Altenpfleg­e tätig. Sie sagt: „Eine derart schwierige Situation habe ich in all der Zeit noch nie erlebt.“Umso dankbarer sei sie für den tollen Einsatz der Mitarbeite­r und die Stärke der Bewohner, die alle Beteiligte­n bisher gut durch die Coronakris­e getragen hätten. Auch das Besucherko­nzept mit Klingeln am Einlass und anschließe­nder Symptom- und Temperatur­kontrolle habe sich bewährt. „Wir können daher sowohl vormittags als auch nachmittag­s Besucher zulassen“, sagt Saltik. Aber natürlich werde auch im „Carpe Diem“die Situation ständig neu analysiert.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Im Hildener Krankenhau­s gilt seit Dienstag ein Besuchsver­bo. Kenan Öztas (Sicherheit­sdienst) gewährt nur im Notfall Eintritt.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Im Hildener Krankenhau­s gilt seit Dienstag ein Besuchsver­bo. Kenan Öztas (Sicherheit­sdienst) gewährt nur im Notfall Eintritt.

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