Besuchsverbot im Hildener Krankenhaus
Bei mittlerweile 13 positiv auf das Coronavirus getesteten Patienten zieht der Krisenstab die Reißleine. Ab sofort gilt ein allgemeines Besuchsverbot. Ausnahmen etwa für Angehörige von Palliativpatienten müssen mit den Chefärzten abgestimmt werden.
HILDEN/HAAN Cerstin Tschirner bringt es einfach und klar auf den Punkt: „Wir müssen etwas tun, damit wir nicht von der Klinik aus die Menschen in der Stadt anstecken“, sagt die Sprecherin der Kplus-Gruppe, die die Krankenhäuser in Hilden (Sankt-Josefs) und Haan (Sankt Josef ) betreibt.13 Patienten seien aktuell in der Hildener Einrichtung positiv auf Covid 19 getestet, zwei davon befinden sich auf der Intensivstation. Diese Angaben spiegelten die allgemein stark gestiegenen Zahlen in der Stadt Hilden wider. „Aufgrund der Entwicklung gilt ab sofort ein Besuchsverbot.“
Ausnahmen sind zwar für Angehörige von Palliativpatienten oder zur Begleitung von Geburten vorerst weiter möglich, müssen Tschirner zufolge jedoch mit den jeweiligen Chefärzten der Stationen abgesprochen werden.
In Haan ist die Situation dagegen noch vergleichsweise entspannt, Besuche sind nach wie vor möglich. Im Krankenhaus St.-Josef befinden sich momentan drei positiv getestete Patienten, davon benötigt keiner intensivmedizinische Betreuung. Aber auch dort bewertet der Klinik-eigene Krisenstab die Situation täglich neu. Wie schnell sie sich ändern kann zeigt das Beispiel Hilden, wie Cerstin Tschirner berichtet. Dort habe man am vergangenen Freitag noch eine gut überschaubare Lage verzeichnet: „Das hat sich innerhalb weniger Tage deutlich geändert.“In Hilden gibt es acht Intensivbetten, in Haan neun.
Auch zwei Bewohner der städtischen Seniorendienste Hilden haben sich nach RP-Informationen im Hildener Krankenhaus mit Corona infiziert. Geschäftsführerin Beate Linz-Eßer hält aber persönlich nichts davon, Besuchern den Zutritt zu den Seniorenheimen Erikaweg und Hummelsterstraße zu verbieten: „Dieser soziale Kontakt ist für unsere Bewohner elementar wichtig. Natürlich bedeutet jeder Besuch ein Risiko. Aber das müssen wir aushalten.“In den beiden Häusern werden 218 Bewohner von rund 270 Mitarbeitern betreut. Die städtischen Seniorendienste Hilden sind die einzige kommunale Einrichtung dieser Art im Kreis Mettmann. „Wir sind heute besser aufgestellt als zu Beginn der Pandemie“, betont Beate Linz-Eßer: „Wir haben Schutzkleidung und wissen, wie sich Covid-19 verbreitet. Wir werden gar nicht verhindern können, dass Corona irgendwann zu uns ins Haus kommt. Das ist nur eine Frage der Zeit. Aber wir müssen dafür sorgen, dass das dann kein Drama wird.“
Die Corona-Schutzverfügung des Landes regele auch die Besuche in Seniorenheimen. Das Ministerium finde, Besucher sollten nicht ausgesperrt werden. Für Pflegeeinrichtungen seien Mindeststandards festgelegt worden. Jeder Bewohner könne danach täglich Besuch empfangen – zwei Besucher pro Tag und Bewohner (im Außenbereich vier Besucher). Eine Begrenzung von unter einer Stunde sei nicht zulässig. „Besuche auf den Bewohnerzimmern sind zuzulassen“, heißt es weiter: „Eine Vertraulichkeit des Besuchs ist zu gewährleisten.“
Auch Umarmungen sind seit 1. Juli wieder erlaubt, wenn die Bewohner einen Mund-Nase-Schutz tragen und vorher und nachher die Hände waschen. „Als ich die neue Verordnung unserem Bewohner-Beirat vorgestellt habe, hat eine Frau bitterlich geweint“, sagt Geschäftsführerin Beate Linz-Eßer. „Das zeigt die Belastung, unter der unsere Bewohner standen, und wie nötig die Lockerungen sind. Umarmungen fehlen einigen sehr.“
Ayten Saltik leitet seit 16 Jahren das Seniorenheim „Carpe Diem“in Haan und ist seit 33 Jahren in der Altenpflege tätig. Sie sagt: „Eine derart schwierige Situation habe ich in all der Zeit noch nie erlebt.“Umso dankbarer sei sie für den tollen Einsatz der Mitarbeiter und die Stärke der Bewohner, die alle Beteiligten bisher gut durch die Coronakrise getragen hätten. Auch das Besucherkonzept mit Klingeln am Einlass und anschließender Symptom- und Temperaturkontrolle habe sich bewährt. „Wir können daher sowohl vormittags als auch nachmittags Besucher zulassen“, sagt Saltik. Aber natürlich werde auch im „Carpe Diem“die Situation ständig neu analysiert.