Kaiserin Sissi war vernarrt in Heinrich Heine
Um die Liebe der legendären Herrscherin zum Dichter ranken sich viele Geschichten. Ein Schatz im Heine-Institut erzählt eine davon.
DÜSSELDORF An diesem Schaukasten vorbeizulaufen, ist die leichteste Übung beim Besuch im Heine-Institut. Schließlich gibt es links und rechts der Dauerausstellung noch so viel Prächtigeres zu betrachten, als dass man sich nun längere Zeit mit den zwei alten Büchern und dem Bildnis von Kaiserin Sissi aufhalten möchte. Doch wer stehenbleibt und die Chance bekommt, hineinschauen zu dürfen und dann tiefer und tiefer in die Geschichte dieses Exponats eintaucht, kommt aus dem Staunen schwer heraus. Allein dieses kleine handschriftliche
Korfu. Und sie sorgte dafür, dass auf ihrem Anwesen das erste Heinrich-Heine-Denkmal überhaupt errichtet wurde – als Sitzfigur in einem pompösen, offenen Säulentempel mit großzügiger Treppenanlage. Dann gelangte das Grundstück auf der Insel Korfu in den Besitz von Kaiser Wilhelm II., dem so viel Ehrenhaftes für einen so frechen Dichter überhaupt nicht in den Kram passte. Also wurde Heine 1908 demontiert und über Berlin nach Hamburg verschifft, wo einst Heines großer familiärer Förderer, Onkel Salomon, lebte und außerdem der Verlag Hoffmann und Campe beheimatet ist. Im Innenhof des Verlagssitzes fand der sitzende Heine Platz – wiederum nur vorübergehend. Nach antisemitischen Schmierereien verbarg man die Figur hinter einem Bretterverschlag. Das wurde im Nazi-Deutschland noch prekärer.
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brachte man Sissis Heine aus Deutschland raus und bugsierte ihn ins französische Exil, wie es der Dichter selbst zu Lebzeiten auch schon bevorzugt hatte. 1956 wurde das Sitzdenkmal schließlich in Toulon aufgestellt.
Und das ist nur die Geschichte des Denkmals. Eine andere Geschichte ist die von Sissis Sammelleidenschaft von Heine-Unikaten und Gedenkgegenständen, von denen manche später im Düsseldorfer Heine-Zimmer unterkamen. Das war damals in der Landes- und Stadtbibliothek untergebracht. Aus der Sammlung ging später eine andere Einrichtung hervor, nämlich das Heinrich-Heine-Institut. Also jene Stätte, die in einem Schaukasten dezent auf Sissi hinweist, dem großen, kaiserlichen Fan des Düsseldorfer Dichters.