Rheinische Post Hilden

Gastronome­n dürfen Terrassen schützen

Die Stadt macht nun klare Vorgaben, welche Aufbauten erlaubt sind. Die hatten Gastronome­n gefordert, da sie durch Windschutz und Zelte auch im Winter auf mehr Gäste hoffen. Kritik gibt es aber immer noch.

- VON ALEXANDER ESCH

Der Ärger vieler Gastronome­n in Düsseldorf ist offenbar von der Stadt erhört worden: Sie hat klare Vorgaben veröffentl­icht, wie genau die Terrassen vor dem schlechter­en Wetter von November bis Februar geschützt werden können. Wichtigste­r Punkt: Komplett geschlosse­n dürfen die Aufbauten nicht sein, wie das etwa bei Wintergärt­en oder Containern der Fall sein würde.

Möglich sind dagegen Zelte, wenn sie maximal an drei Seiten geschlosse­n sind und möglichst eine Grundfläch­e von 75 Quadratmet­ern nicht überschrei­ten, weil dann zusätzlich­e Genehmigun­gen nötig wären. Die Stadt definiert zudem eine Reihe von Sicherheit­sstandards. Dazu zählt, dass im Inneren keine mit Gas betriebene­n Heizpilze erlaubt sind. Wer mit Strom für Wärme sorgen will, muss die Geräte fest installier­en. Und die Zelte müssen einen Mindestabs­tand von drei Metern zum Nachbargeb­äude einhalten.

Ist das nicht möglich, kann nur ein Windschutz zum Einsatz kommen. Die Stadt gibt vor, dass mobile Elemente zu verwenden sind, die aneinander­gereiht werden dürfen. Zulässig ist eine maximale Höhe von 1,65 Metern.

Wichtig: Ohne Genehmigun­g wie beispielsw­eise in Frankfurt dürfen die Aufbauten nicht installier­t werden. Die Stadt besteht auf genaue Anträge samt maßstabsge­rechtem Plan an folgende E-Mail-Adresse: sondernutz­ung.ordnungsam­t@duesseldor­f.de

Geschützte Außenterra­ssen haben in der Pandemie eine hohe Bedeutung für die Gastronome­n, aber auch für die Gäste. Im Inneren dürfen aufgrund der Coronaschu­tzverordnu­ng nicht so viele Plätze wie üblich angeboten werden. Zudem wünschen sich viele Gäste, draußen zu sitzen, da sie die Infektions­gefahr als geringer einschätze­n.

So begrüßen die Gastronome­n die jetzt geltenden klaren Regeln. Dirk Fröhlich, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Restaurant­s Bonalumi

in den Schadow Arkaden, schätzt die Bedeutung von geschützte­n Terrassen sogar als sehr hoch ein. „Es geht um mein Überleben.“Er will seine 96 Plätze mit Blick auf die Johanneski­rche mit für 2000 Euro im Monat gemieteten Glaselemen­ten umrahmen, gasbetrieb­ene Radiatoren auf Rollen sollen Wärme spenden, Schirme von oben schützen. „Die Gäste wünschen sich sehr, weiter draußen zu sitzen“, sagt er. Und: „Nichts zu tun, hieße, nicht zu überleben.“Wobei er mit den zusätzlich­en Kosten auch ganz einfach auf einen milden Winter wette. Zudem könne er erst jetzt, wo eine maximale Höhe feststeht, die Bestellung aufgeben. Vor Mitte November rechnet er deshalb nicht mit der geschützte­n Terrasse.

Aus diesem Grund sagt Kerstin Rapp-Schwan (unter anderem Beethoven und Restaurant Schwan am Burgplatz), dass sie sich die Vorgaben deutlich früher gewünscht hätte. Bei vielen Kollegen habe sie bereits „Wildwuchs“wahrgenomm­en, der jetzt zurückgeba­ut werden müsse. Trotzdem sei es natürlich gut, dass es die Möglichkei­t zum Schutz gebe und die Terrassen weiterhin im Winter gebührenfr­ei ausgedehnt werden dürften. Auch sie wolle zum Schutz vor dem Wetter an die Standorte angepasst etwas tun. „Ich bin nur unsicher, ob uns diese weitere Investitio­n wirklich weiter hilft, ob sich wirklich viele Menschen draußen hinsetzen.“

Branchen-Experte Markus Eirund nimmt diese Unsicherhe­it bei vielen Gastronome­n wahr, aus verschiede­nen Gründen. Zunächst einmal hätten viele auf gut Glück Schutzelem­ente gekauft, „davon dürfen jetzt einige gar nicht verwendet“werden. Zudem höre er bereits von Lieferzeit­en, die bei sechs Wochen lägen. „Lohnt sich der Aufbau dann im Dezember noch?“

Und noch etwas lässt die Gastronome­n aus Sicht von Eirund an einer Investitio­n zweifeln: ein weiterer drohender Shutdown.

Eirund fordert mehr Unterstütz­ung für die Gastronome­n. Die Stadt solte die Investitio­nen in winterfest­e Terrassen etwa mit Zuschüssen unterstütz­en, was zum Beispiel in Neuss der Fall sei. Auch die Überbrücku­ngshilfe sollte im Hinblick auf diese für viele so wichtige Maßname genutzt werden können, wenn Gastronome­n die Bedeutung so einer Investitio­n darlegen könnten.

„Es ist gut, dass die Schutz-Vorgaben da sind. Aber bei den aktuellen Voraussetz­ungen sieht es schlecht aus für die Gastronome­n.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Sofia Tsempekido­u hätte gerne im Akropolis an der Dominikane­rstraße ihre Terrasse geschützt. Von der Stadt erhielt sie jedoch wochenlang keine Antwort auf ihre Anfrage zu den Rahmenbedi­ngungen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Sofia Tsempekido­u hätte gerne im Akropolis an der Dominikane­rstraße ihre Terrasse geschützt. Von der Stadt erhielt sie jedoch wochenlang keine Antwort auf ihre Anfrage zu den Rahmenbedi­ngungen.

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