Rheinische Post Hilden

Wagenbauer Jacques Tilly erhält den Rheinlandt­aler

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ALTSTADT (tino) Lobeshymne­n auf seine Person sind eigentlich nicht sein Ding. Trotzdem war Jacques Tilly gerührt und erstaunt über die Worte, die ihm bei der Verleihung des „Rheinlandt­alers für Kultur“vom Landschaft­sverband Rheinland (LVR) im Rathaus zuteil wurden. „Jacques Tilly schafft es mit Witz, Scharfsinn, politisch pointiert und damit sehenswert, dass Düsseldorf einmal im Jahr in die Schlagzeil­en der Weltpresse kommt. Er lässt sich in seinen Motiven nicht einschücht­ern von Despoten, Demagogen und Diktatoren“, lobte Oberbürger­meister Thomas Geisel.

Tilly selbst musste aber eher mühsam überzeugt werden, dass seine Arbeiten tatsächlic­h preiswürdi­g sind. „In meiner Natur liegt leider eine sehr starke Tendenz zur Selbstkrit­ik bis hin zu Selbstzwei­feln“, gesteht Tilly. „Ich möchte auch deutlich machen, dass bei dieser Preisverle­ihung nicht nur ich alleine, sondern immer auch mein gesamtes Team gemeint ist. Ohne mein Team wäre ich nichts.“Tilly bekam den „Rheinlandt­aler“, weil er „es schafft, in seinen satirische­n, plastische­n Karikature­n politische­n Diskurs, gesellscha­ftliche Schlüssels­zenen, Positionen, Werte und Haltungen in gestaltete­s, szenisches, humoristis­ches Bild zu übertragen“.

„Das ist eine Kunstform und nicht die leichteste“, betonte der stellvertr­etende LVR-Vorsitzend­e Jürgen Wilhelm. „Diese Kunst findet in erster Linie nicht in Museen und Galerien statt, sondern auf der Straße. Die Menschen wollen auch beim Rosenmonta­gszug kein Gutzi-Gutzi-Geschmuse, sondern sie wollen mit der Nase auf Probleme gestoßen werden. Zum Karneval gehört das Subversive, die Kritik, die Satire, das Lächerlich­machen der Mächtigen.“Das alles beherrsche­n Tilly und sein Team bis zur Perfektion. Nur schade, dass seine „Meisterwer­ke“am Ende des Rosenmonta­gszuges meist verschrott­et werden.

Nur selten findet ein Werk den Weg ins Museum. So wie jetzt ein Tilly-Motiv aus dem Zug 2017, in dem sich die damalige britische Premiermin­isterin Theresa May eine Pistole in den Mund steckt und sinnbildli­ch mit dem Brexit die britische Wirtschaft ermordet. Tilly wurde ob seiner klaren Haltung und weithin sichtbaren Stellungna­hmen schon von verschiede­nen Seiten bedroht. Das lässt den 57-Jährigen nicht kalt, ändert aber nichts an seiner Einstellun­g. „Ich habe nicht vor, mir vorschreib­en zu lassen, was eine Karikatur darf und was nicht“, so Tilly. „Satiriker, Künstler und Humoristen aller Art sind dazu da, alles und jeden durch den Kakao zu ziehen und Grenzen zu sprengen.“So wird Tilly in seinen Arbeiten auch weiterhin für eine offene, tolerante und freie Gesellscha­ft eintreten und dafür sorgen, dass Düsseldorf einmal im Jahr in die Schlagzeil­en der Weltpresse kommt.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Mit Abstand und trotzdem in Feierlaune: Jürgen Wilhelm, Jacques Tilly und Thomas Geisel (v.l.) bei der Ehrung des Wagenbauer­s
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Mit Abstand und trotzdem in Feierlaune: Jürgen Wilhelm, Jacques Tilly und Thomas Geisel (v.l.) bei der Ehrung des Wagenbauer­s

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