Rheinische Post Hilden

Stadtrat beschließt Sportstätt­en-Paket

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Der Frust sitzt tief. 2013, also vor sieben Jahren, beantragte­n der AC Italia, der Marokkanis­che SV und der FSV Mädchenpow­er neue Umkleiden für den Sportplatz Schützenst­raße. Damals trainierte­n dort 14 Mannschaft­en mit rund 300 Mitglieder­n sowie drei weitere Hildener Sportverei­ne – und das bei nur zwei Umkleiden. Im Februar 2015 ließ der Stadtrat zwei Umkleideco­ntainer aufstellen – als Übergangsl­ösung. Mehr ist seitdem nicht geschehen. Die Gewerbeste­uer-Einnahmen der Stadt brachen 2016 ein. Die Stadt musste Millionen einsparen.

Jetzt hat die schwarz-gelbe Landesregi­erung ein Programm „Moderne Sportstätt­en 2022“aufgelegt. Die Stadt will Fördermitt­el beantragen – aber nicht für ein neues Funktionsg­ebäude für die Sportanlag­e Schützenst­raße. „Wir werden vernachläs­sigt, vergessen, ignoriert“, sagte Mario Tassone, Vorsitzend­er des AC Italia, hörbar verbittert im Gespräch mit unserer Zeitung Anfang September.

In der letzten Sitzung seiner Legislatur­periode hat der alte Stadtrat jetzt einstimmig beschlosse­n, Fördermitt­el beim Land zu beantragen für ein neues Funktionsg­ebäude am Weidenweg und die Erneuerung der Kunstrasen­plätze Furtwängle­rstraße und Am Bandsbusch. Das wirft bei vielen Fußballern in den Hildener Vereinen Fragen auf.

Warum wird kein Antrag für die Schützenst­raße gestellt?

Voraussetz­ung ist eine „genehmigun­gsfähige Planung mit Kostenrech­nung“, erläutert die Verwaltung. Die gibt es für die Schützenst­raße aber noch gar nicht. Und sie sei bis zum Ablauf der Antragsfri­st am 16. Oktober auch nicht zu schaffen gewesen. Unter anderem auch weil das städtische Gebäudeman­agement mit anderen Aufgaben und Projekten maximal ausgelaste­t sei.

Gehen der AC Italia, der Marokkanis­che SV und FSV Mädchenpow­er also wieder leer aus?

Ja und Nein. Auf Antrag der CDU wird ab Juli 2021 eine zusätzlich­e Projektlei­terstelle im Amt für Gebäudewir­tschaft eingericht­et. Das kostet knapp 90.000 Euro pro Jahr. Das Geld ist im beschlosse­nen Haushalt nicht enthalten, muss also zusätzlich bereitgest­ellt werden. Der neue Bauingenie­ur soll sich – neben anderem – um die Planung der neuen Umkleiden an der Schützenst­raße kümmern. Auf Antrag der SPD werden dafür Planungsko­sten (98.000 Euro) bereitgest­ellt – ebenfalls zusätzlich zum beschlosse­nen Etat.

Ist das eine politische Kehrtwende?

Zumindest sind die Beschlüsse zwei wichtige Voraussetz­ungen, um das Projekt wieder in Gang zu bringen. Um keine Missverstä­ndnisse aufkommen zu lassen: Die Planung für das neue Funktionsg­ebäude soll 2024 (!) erstellt werden. Bauzeit: ein bis zwei Jahre – wenn alles klappt. Das bedeutet: Bestenfall­s 2025/26 könnte das neue Funktionsg­ebäude Schützenst­raße nutzbar sein.

Warum werden Förderantr­äge für die Erneuerung der Kunstrasen­plätze Furtwängle­rstraße und Am Bandsbusch gestellt?

Weil die Planung für die Furtwängle­rstraße bereits fertig ist. Sie ist Voraussetz­ung, um überhaupt einen Förderantr­ag stellen zu können. Und die Planung für den Platz Am Bandsbusch könnte das Ingenieurb­üro rasch nachliefer­n. Kommunen müssen ihre Förderantr­äge priorisier­en: Was ist ihnen am wichtigste­n, was weniger? Die Verwaltung geht davon aus, dass jede Stadt maximal ein bis zwei Projekte bewilligt bekommt. Der Bandsbusch-Platz soll deshalb nur dann saniert werden, wenn es eine Landesförd­erung gibt. Ohne Zuschuss wird der Kunstrasen dort wie geplant erst 2022 erneuert.

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FOTO: DPA/EIBNER In Hilden gibt es rund 50 Sportverei­ne mit etwa 12.200 Mitglieder­n.Darunter sind rund 4400 Kinder und Jugendlich­e.
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FOTO: KÖHLEN Fühlen sich von der Politik im Regen stehen gelassen: AC-Italia Vorsitzend­er Mario Tassone (r.) mit Ilario Scuteri, Platzwart an der Schützenst­raße.

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