Stadtrat beschließt Sportstätten-Paket
HILDEN Der Frust sitzt tief. 2013, also vor sieben Jahren, beantragten der AC Italia, der Marokkanische SV und der FSV Mädchenpower neue Umkleiden für den Sportplatz Schützenstraße. Damals trainierten dort 14 Mannschaften mit rund 300 Mitgliedern sowie drei weitere Hildener Sportvereine – und das bei nur zwei Umkleiden. Im Februar 2015 ließ der Stadtrat zwei Umkleidecontainer aufstellen – als Übergangslösung. Mehr ist seitdem nicht geschehen. Die Gewerbesteuer-Einnahmen der Stadt brachen 2016 ein. Die Stadt musste Millionen einsparen.
Jetzt hat die schwarz-gelbe Landesregierung ein Programm „Moderne Sportstätten 2022“aufgelegt. Die Stadt will Fördermittel beantragen – aber nicht für ein neues Funktionsgebäude für die Sportanlage Schützenstraße. „Wir werden vernachlässigt, vergessen, ignoriert“, sagte Mario Tassone, Vorsitzender des AC Italia, hörbar verbittert im Gespräch mit unserer Zeitung Anfang September.
In der letzten Sitzung seiner Legislaturperiode hat der alte Stadtrat jetzt einstimmig beschlossen, Fördermittel beim Land zu beantragen für ein neues Funktionsgebäude am Weidenweg und die Erneuerung der Kunstrasenplätze Furtwänglerstraße und Am Bandsbusch. Das wirft bei vielen Fußballern in den Hildener Vereinen Fragen auf.
Warum wird kein Antrag für die Schützenstraße gestellt?
Voraussetzung ist eine „genehmigungsfähige Planung mit Kostenrechnung“, erläutert die Verwaltung. Die gibt es für die Schützenstraße aber noch gar nicht. Und sie sei bis zum Ablauf der Antragsfrist am 16. Oktober auch nicht zu schaffen gewesen. Unter anderem auch weil das städtische Gebäudemanagement mit anderen Aufgaben und Projekten maximal ausgelastet sei.
Gehen der AC Italia, der Marokkanische SV und FSV Mädchenpower also wieder leer aus?
Ja und Nein. Auf Antrag der CDU wird ab Juli 2021 eine zusätzliche Projektleiterstelle im Amt für Gebäudewirtschaft eingerichtet. Das kostet knapp 90.000 Euro pro Jahr. Das Geld ist im beschlossenen Haushalt nicht enthalten, muss also zusätzlich bereitgestellt werden. Der neue Bauingenieur soll sich – neben anderem – um die Planung der neuen Umkleiden an der Schützenstraße kümmern. Auf Antrag der SPD werden dafür Planungskosten (98.000 Euro) bereitgestellt – ebenfalls zusätzlich zum beschlossenen Etat.
Ist das eine politische Kehrtwende?
Zumindest sind die Beschlüsse zwei wichtige Voraussetzungen, um das Projekt wieder in Gang zu bringen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Planung für das neue Funktionsgebäude soll 2024 (!) erstellt werden. Bauzeit: ein bis zwei Jahre – wenn alles klappt. Das bedeutet: Bestenfalls 2025/26 könnte das neue Funktionsgebäude Schützenstraße nutzbar sein.
Warum werden Förderanträge für die Erneuerung der Kunstrasenplätze Furtwänglerstraße und Am Bandsbusch gestellt?
Weil die Planung für die Furtwänglerstraße bereits fertig ist. Sie ist Voraussetzung, um überhaupt einen Förderantrag stellen zu können. Und die Planung für den Platz Am Bandsbusch könnte das Ingenieurbüro rasch nachliefern. Kommunen müssen ihre Förderanträge priorisieren: Was ist ihnen am wichtigsten, was weniger? Die Verwaltung geht davon aus, dass jede Stadt maximal ein bis zwei Projekte bewilligt bekommt. Der Bandsbusch-Platz soll deshalb nur dann saniert werden, wenn es eine Landesförderung gibt. Ohne Zuschuss wird der Kunstrasen dort wie geplant erst 2022 erneuert.