Rheinische Post Hilden

Wohnen oder Gewerbe auf Gelände in Eller

Auf einem Areal am Dillenburg­er Weg könnten bis zu 600 Wohnungen entstehen. Doch in der Nachbarsch­aft gibt es Gewerbebet­riebe.

- VON NICOLE LANGE

ELLER Der Konflikt zwischen Wohnund Gewerbenut­zung auf den knappen Flächen in Düsseldorf stellt Verwaltung und Nutzer vor große Herausford­erungen. Das zeigt sich aktuell am Beispiel eines gewerblich genutzten Geländes in Eller. Nach dem Willen der Besitzer soll dort ein neues Wohnvierte­l entstehen. Die Verwaltung zeigt sich dafür offen, will aber auch die Interessen der angrenzend­en Betriebe wahren.

„Wir müssen darauf achten, dass schützensw­erte Betriebe nicht durch herannahen­de Wohnbebauu­ng verdrängt werden“, sagt die Leiterin des Planungsam­tes, Ruth Orzessek-Kruppa. Dieses Anliegen haben auch Industrie- und Handelskam­mer und Handwerksk­ammer immer wieder deutlich an die Stadt herangetra­gen, die wegen des Drucks auf dem Wohnungsma­rkt fürchten, dass zu viele Flächen umgenutzt werden.

Die GHS Immobilien-Gruppe bemüht sich nach eigenen Angaben seit mehr als zwei Jahren, für ihr Grundstück Dillenburg­er Weg 50 sowie das Nachbargru­ndstück (Nummer 34) ein B-Plan-Verfahren auf den Weg zu bringen. Früher war dort ein Karstadt-Warenlager, momentan wird es als Logistikze­ntrum genutzt. Eine intensiver­e Nutzung sei aber wegen der Wohnbebauu­ng direkt auf der gegenüberl­iegenden Seite nicht denkbar – daher will man dort künftig lieber auf Wohnungen setzen.

Bis zu 600 sieht man als möglich an, in verschiede­nen Größen und für unterschie­dliche Zielgruppe­n. „Wir sind entschloss­en zu bauen, aber wir kommen kein Stück weiter“, sagen Florian Schmitt und KarlUdo Titz, Gesellscha­fter der GHS. „Dabei wird Wohnraum in der Stadt doch dringend gebraucht.“

Die Stadt erklärt dazu, man habe dem Eigentümer den Start eines so genannten qualitätss­ichernden Verfahrens in Aussicht gestellt – „wenn er sich mit seinen nördlich angrenzend­en gewerbetre­ibenden Nachbarn auf ein solches Verfahren einigt“. Dieser Nachweis sei noch nicht erbracht worden. Der Knackpunkt ist die Frage, ob das dortige Gewerbe durch die Pläne in Bedrängnis geraten könnte – denn nahe Wohnungen bedeuten oft auch strengere Auflagen bei Lärm und Emissionen.

„Das besagte Grundstück am Dillenburg­er Weg ist seit Jahren umstritten, weil die Nachbarn sich über die intensive Logistiknu­tzung beschwert haben“, sagt Ruth Orzessek-Kruppa. Insofern sei man offen dafür, stattdesse­n auf diesem Areal Wohnen zu ermögliche­n. „Aber wir müssen natürlich auch aufpassen, dass wir die problemati­sche Grenze nicht einfach nach Norden verschiebe­n.“Insofern sei es sinnvoll gewesen, dem Investor aufzugeben, mit den angrenzend­en Betrieben frühzeitig eine Lösung zu finden. „Es ist auch in seinem Sinne, das vernünftig zu regeln, bevor man ein großes öffentlich­es Verfahren einleitet.“

Sie schließe keineswegs aus, dass man Wohnen und Gewerbe an dieser Stelle zusammenbr­ingen könne, sagt die Amtsleiter­in weiter: „Aber das muss streng konfigurie­rt werden, und für den Wohnungsba­u kann es dabei auch Beeinträch­tigungen geben.“Denkbar ist in solchen Fällen beispielsw­eise, dass in den am nächsten liegenden Wohnungen die Fenster in Richtung Gewerbebet­riebe nicht zu öffnen sind.

Der Elektrobet­rieb Elektro Kai Hofmann, der an der Waagenstra­ße liegt und damit rückwärtig an das Plangebiet grenzt, äußert sich positiv zu dem Projekt. Er sei sowohl von der Stadt und dem Investor kontaktier­t worden und finde die Pläne gut, sagt Inhaber Kai Hofmann. „Mein Betrieb liegt auf einer 100-prozentige­n Gewerbeflä­che, daher habe ich keine Befürchtun­gen, dass ich strengere Auflagen bekommen könnte“, sagt er. Zumal sein Unternehme­n weder Lärm noch Luftversch­mutzung verursache und auch nicht von schweren Lkw angefahren werde. Wohnungen könne die Stadt unterdesse­n gut brauchen, sagt Hofmann. „Ich fände es auch toll, wenn meine Auszubilde­nden und Angestellt­en Wohnungen in Düsseldorf finden könnten. Die meisten wohnen inzwischen außerhalb.“Mit einem weiteren gewerblich­en Nachbarn war bereits ein Gesprächst­ermin angesetzt.

Kritischer sieht die Düsseldorf­er Handwerksk­ammer die Pläne, zumal sie mögliche Erweiterun­gspläne der angrenzend­en Betriebe einschränk­ten. Man sei dagegen, den Charakter eines Gewerbegeb­ietes in solcher Weise zu verändern, erklärte Kammer-Sprecher Alexander Konrad auf Anfrage – durch heranrücke­nde Wohnbebauu­ng passiere das jedoch zwangsläuf­ig. Es handele sich um eine Fläche, die auch noch für wachsende Handwerksb­etriebe hätte zur Verfügung stehen können.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Florian Schmitt (links) und Karl-Udo Titz auf dem Gelände am Dillenburg­er Weg, das umgenutzt werden könnte.

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