Rheinische Post Hilden

Auf Zeitreise mit Hildens letzter Tram

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Es sind Herbstferi­en. Es gibt viel zu entdecken in der Region. Die RP gibt Tipps. Die erste Elektrisch­e verkehrte 1896 zwischen Benrath und Hilden. Sie rumpelte bis 1968 durch die Mittelstra­ße. 1969 wurde die Straßenbah­n ausgemuste­rt. Sie hatte den Wettbewerb gegen Autos und Bus verloren. Aber es gibt sie noch. Ein alter Wagen hat sich gut versteckt und so die Zeit überdauert: Bei den Bergischen Museumsbah­nen an der Kohlfurthe­r Brücke 57 in Wuppertal.

Sie rühmen sich, Deutschlan­ds kleinster Straßenbah­nbetrieb zu sein und verkehren durch die Kohlfurth zwischen Wuppertal und Solingen. Nur 2,8 Kilometer lang ist die Strecke, die sich anmutig durch ein Seitental der Wupper schlängelt. Sie ist das Reststück der Linie von Elberfeld nach Solingen. Die Fahrt ist ein Erlebnis: Es rappelt und quietscht – das ist Fahrgefühl pur. Der Schaffner ruft die Stationen aus.

Am kommenden Sonntag, 25. Oktober, gehen die historisch­en Straßenbah­nen wieder auf die Strecke – zum letzten Mal in diesem Jahr. Ab 10.40 Uhr starten die Straßenbah­n-Klassiker – alle mindestens 60 Jahre alt – vom Betriebsho­f in Kohlfurth. Sie fahren im 30 Minuten-Takt auf der historisch­en Strecke von 1914. Letzte Fahrt: 17.40 Uhr.

Wegen der Corona-Pandemie unter besonderen Bedingunge­n. Einund Ausstieg in Kohlfurth sind getrennt. Fahrschein­e werden vor Ort bereits verkauft – außerhalb der Tram im Freien. Mitfahren können maximal 20 Fahrgäste. Sie müssen eine Mund-Nasen-Schutzmask­e tragen. Die Straßenbah­nschaffner und Kontrolleu­re sind von den Fahrgästen getrennt. Es gelten im Prinzip die gleichen Bedingunge­n wie in einer modernen Straßenbah­n.

Wer an der Haltestell­e Friedrichs­hammer aussteigt, kann dazu ein ganz besonderes Stück bergische Industrieg­eschichte erleben. Denn in dem Seitental der Wupper drängten sich früher sechs kleine Fabriken, die die Kraft des Kaltenbach­s und das Gefälle nutzten: zwei Hammerwerk­e, drei Schleifkot­ten und eine Mühle. Der älteste Kotten Wuppertals kann am 25. Oktober besichtigt werden (Eintritt frei). Das lebendige Museum ist übrigens immer noch in Betrieb. Erst wurde der Manuelskot­ten (nach dem Vorbesitze­r Emanuel Morsbach) mit Wasserkraf­t, dann mit Dampf, dann mit einem Diesel und schließlic­h mit Strom betrieben. Er ist ein beeindruck­endes Industried­enkmal für die bergische Kleineisen­industrie. Vom Manuelskot­ten zurück zum Ausgangspu­nkt kann man die Tram nehmen oder zu Fuß laufen. cis

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FOTO: TOBI Ein Wagen der Linie V aus Hilden fährt heute noch im Bergischen Straßenbah­nmuseum Wuppertal-Kohlfurth.

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