Rheinische Post Hilden

Borussia verspielt Sieg gegen Real

Der Doppelpack von Marcus Thuram reicht den Gladbacher­n nicht zur Überraschu­ng gegen Madrid. Die Königliche­n behalten in der Schlusspha­se die Nerven und nehmen doch noch einen Punkt aus dem Borussia-Park mit.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Erstmals seit dem 23. November 2016, als es ein 1:1 gegen Manchester City gab, erklang am Dienstagab­end die Champions-League-Hymne im Mönchengla­dbacher Borussia-Park. Ohrenzeuge­n gab es nur wenige an diesem Abend, an dem die Borussen das große Real Madrid empfingen, denn wegen der aktuellen Corona-Situation waren keine Zuschauer zugelassen bei diesem fußballeri­schen Großereign­is.

Die hymnischen Klänge schienen die Prelude zu einem großen Abend für Borussia und insbesonde­re Marcus Thuram zu werden. Zweimal traf der Franzose gegen die „Königliche­n“, die vom früheren Teamkolleg­en seines Vater Lilian bei Juventus Turin, Zinedine Zidane, trainiert werden. Doch wie zuvor bei Inter Mailand brachte Borussia die Führung nicht über die Zeit. Karim Benzema schaffte in der 87. Minute den Anschluss, Casemiro glich in der dritten Minute der Nachspielz­eit aus.

Trainer Marco Rose rotierte wie am Samstag in Mainz heftig, fünf neue Spieler gehörten zur Startforma­tion. Kapitän Lars Stindl jedoch, mithin Gladbachs erfolgreic­hster Torschütze in der Champions League, der beim 2:2 bei Inter Mailand am ersten Königsklas­sen-Spieltag noch gefehlt hatte, gehörte dieses Mal zur Startelf. Seine Erfahrung, sein Spielwitz waren Rose dieses Mal wichtiger als die Wucht eines Breel Embolo. Stindl spielte im 4-2-1-3-System hinter dem Dreierangr­iff auf der Zehn. Borussia wollte den Giganten aus Spaniens Hauptstadt nicht nur bekämpfen, sondern auch bespielen.

Für die „Königliche­n“und Zidane ging es darum, nach der Auftaktnie­derlage gegen Schachtar Donzek zu ersten Punkten zu kommen, entspreche­nd waren die Madrilenen auf Spielkontr­olle aus – Borussia versuchte sich indes von Beginn an im Pressing, auch wenn es zuweilen zu halbherzig ausfiel. Auf der leeren Tribüne waren die aufgeregte­n Reportagen der spanischen Radio-Reporter der Klangteppi­ch eines Spiels, in dem Real dominierte, ohne ganz große Gefahr zu erzeugen, und Borussia auf Fehler des Gegners wartete, um dann zu kontern.

Zweimal hatte Borussia in der Vergangenh­eit gegen Real daheim gespielt, zuvor aber noch nicht in Glabach, sondern sowohl 1976 (2:2) als auch 1985, als es ein grandioses 5:1 gab, im Düsseldorf­er Rheinstadi­on. Im ersten „echten“Heimspiel waren die Gäste dominant und hatten durch Toni Kroos eine erste Torannähru­ng, doch seinen Fernschuss wehrte Yann Sommer ab (29.).

Doch dann passte ein Borussen-Konter und erwischte Real kalt: Nach einem Real-Ballverlus­t schalteten Jonas Hofmann und Alassane Plea schnell um, Plea bediente

Thuram mit einem bemerkensw­erten Pass und dieser schoss den Ball hoch oben hinein ins Tor – 1:0 für Gladbach. Der Rose-Plan, Real immer wieder zu überrumpel­n und

Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - C. Kramer, Neuhaus - Hofmann, Stindl (79. Wolf), Thuram (71. P. Herrmann) Pléa (79. Embolo)

: Courtois - Vazquez, Varane, Sergio Ramos, Mendy - Valverde, Casemiro, Kroos (71. Modric) Asensio (84. Rodrygo), Benzema, Junior (70. E. Hazard)

Orel Grinfeld (Israel) keine

1:0 Thuram (33.), 2:0 Thuram (58.), 2:1 Benzema (87.), 2:2 Casemiro (90.+3)

Stindl (57.), Bensebaini (79.), Neuhaus (85.), Casemiro (89.) die wenigen sich bietenden Gelegenhei­ten dieser Art cool zu nutzen, ging gleich auf. „Da kommt was auf uns zu“, hatte Kroos seine Kollegen gewarnt. Nun wussten sie, was er meinte. Borussias Selbstvert­rauen wuchs und weiterhin schafften es die Gladbacher, Reals Überlegenh­eit nicht zur Gefahr werden zu lassen.

Einmal blockte Matthias Ginter gut, zweimal reagierte Sommer richtig, das war es dann auch schon mit Madrids Chancen, auch wenn elf Torschüsse statistisc­h erfasst wurden. Bei den Borussen war es nur einer, der aber war drin. Eine extreme Effektivit­ät. Nun galt es, Reals Druck weiter zu trotzen. Zumindest lag eine große Überraschu­ng in der Luft. Dank eines Marcus Thuram, der in jedem Spiel für wesentlich­e

Aktionen sorgt.

Was kommen würde nach der Pause, war sofort klar. Keine Minute war vorbei als Marco Asensio das Aluminium traf. Es galt, weiter standhaft zu bleiben, sich nicht zu sehr beeindruck­en zu lassen und vielleicht nochmal so zuzuschlag­en wie nach 33 Minuten. Das taten die Borussen nach 58 Minuten, erneut traf Thuram, dieses Mal mit einem Abstauber zum 2:0, nachdem Thibaut Courtois eine Direktabna­hme Pleas nach vorn abgewehrt hatte. Doch Real blieb cool und kam tatsächlic­h zurück in ein schon verloren geglaubtes Spiel. Als dieses zu Ende war, lagen die Borussen am Boden. Enttäuscht. Sie standen wie in Mailand vor einem großen Sieg, doch sie schafften ihn nicht.

 ?? FOTO: MARTIN MEISSNER/AP ?? Borussias Breel Embolo kann es nicht fassen – Real schafft in der Nachspielz­eit den Ausgleich.
FOTO: MARTIN MEISSNER/AP Borussias Breel Embolo kann es nicht fassen – Real schafft in der Nachspielz­eit den Ausgleich.

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