Polizeiwachenstreit: Neues Domizil für Pauli
Der Steuerberater hat an der Breidenhofer Straße ein neues Büro. Das bisherige an der Kaiserstraße 21 muss einem Polizeiwachen-Bau weichen.
HAAN Die Umzugskartons sind noch nicht alle bis zum letzten Detail ausgepackt, doch der Schreibtisch unter der Dachschräge im Awo-Gebäude an der Breidenhofer Straße 7 ist schon komplett ausgestattet. Wen wundert’s – ist Wolfgang Pauli seit Anfang des Monats doch bereits wieder voll im Einsatz.
Gerade einmal 240 Meter Luftlinie ist sein neues Büro vom alten Standort entfernt. Doch für Pauli ist es ein wichtiger Neuanfang. Seit 1960 ist seine Familie als Steuerberater in Haan ein Begriff. Was sein Vater einst begann, führt er selbst erfolgreich weiter – seit 2003 geschah das stets von seinem damaligen Büro an der Kaiserstraße 21 aus.
Doch genau um dieses Büro hatte es im vergangenen Jahr reichlich Ärger gegeben. Da wurde der Steuerfachmann plötzlich von immer mehr Klienten gefragt, ob er denn in den Ruhestand gehe. „Ich habe mir das anfangs kaum erklären können“, berichtete Pauli seinerzeit. Bis ihm klar wurde: „Die Leute haben auf eine Informationsveranstaltung in der Sparkasse reagiert, bei der die Stadtverwaltung einen Zwischenstand über das neue Innenstadtkonzept gegeben hat.“Und da sei unter anderem verkündet worden, dass das Haus, in dessen erstem Stock sich zum damaligen Zeitpunkt noch die Steuerberaterpraxis befand, abgerissen und durch eine neue Polizeiwache ersetzt werden soll. „Alle, die bei dieser Veranstaltung waren, wussten davon“, sagt Pauli, „nur ich als direkt Betroffener, ich wusste nichts.“
Das Gebäude an der Kaiserstraße, das im Erdgeschoss eine Pizzeria enthält, gehört der Stadt. Der wirft der Steuerberater bis heute Kommunikationsversagen vor. Mehrere Anfragen seinerseits, was das Bauprojekt nun für ihn und seine Praxis bedeute, seien unbeantwortet geblieben. Und er habe trotz gültigen Mietvertrages von Dritten über die Abrisspläne erfahren müssen.
Pauli wandte sich an die Öffentlichkeit, ebenfalls ohne Erfolg, wie er sagt. Denn auch darauf habe die Stadt nicht reagiert. „Ich habe letzten Endes die Initiative ergriffen, die Etage aufzugeben, weil keine weiteren konkreten Erkenntnisse besprochen wurden. Ich wollte nicht abwarten, bis die Stadtverwaltung mir durch eine Kündigung Druck macht“, berichtet er.
Erfreulicherweise habe die Verwaltung dann der vorzeitigen Aufhebung des ansonsten noch bis
Ende September 2021 fortbestehenden Mietvertrages zugestimmt. „Jetzt steht das Haus mit Ausnahme der noch dort angesiedelten Pizzeria leer“, sagt der Steuerberater.
In städtischen Beschlussvorlagen für die Mitglieder des Stadtrats hieß es zu dem Gebäude seinerzeit unter anderem, die Stadt habe „ein elementares Interesse an einer funktionierenden Polizeiwache in der Innenstadt“und daher angeboten, „eine solche Polizeiwache im Zuge des Rathausneubaus auf dem Grundstück Kaiserstraße 21 zu errichten und an die Kreispolizei zu vermieten.” Eine Machbarkeitsstudie kam zum Ergebnis, dass die Polizeiwache an dem Standort auf zwei Etagen realisiert werden kann.
Bereits 2016 hatte die Kreispolizei beschlossen, dass die Polizeiwachen in Haan und in Erkrath verändert werden müssen. Das Landesinnenministerium prüfte die Angelegenheit. Dann durfte geplant werden. Denn dass die derzeitige Haaner Wache an der Dieker Straße 94 nicht bleiben könne, darüber waren sich die Verantwortlichen beim Kreis Mettmann und im Landesinnenministerium einig.
Die Zustände dort sind demnach auf Dauer nicht mehr tragbar, wie eine Beschreibung aus dem Jahr 2019 deutlich macht: „Die Wache ist nur tagsüber besetzt. Wenn ein Bürger in den Räumlichkeiten vorspricht, wird die Tür abgeschlossen, damit niemand mithören kann. Kommt noch jemand mit einem Anliegen, muss er auf der Straße warten.“
Für Wolfgang Pauli ist alles noch einmal gut ausgegangen. Im AwoGebäude an der Breidenhofer Straße konnte er eine Etage beziehen. Sein Problem ist gelöst, das seiner früheren Nachbarn allerdings offenbar noch nicht, wie er berichtet: „Die Pizzeria aus dem Erdgeschoss an der Kaiserstraße wird es nicht so leicht haben, einen neuen Standort zu finden, wenn das Haus abgerissen wird“, vermutet Wolfgang Pauli. Denn die könne ja nicht einfach in Büroräume ziehen, sondern benötigen ganz bestimmte Nutzungsvoraussetzungen: „Für die“, sagt Pauli, „tut es mir echt leid.“