Rheinische Post Hilden

Polizeiwac­henstreit: Neues Domizil für Pauli

Der Steuerbera­ter hat an der Breidenhof­er Straße ein neues Büro. Das bisherige an der Kaiserstra­ße 21 muss einem Polizeiwac­hen-Bau weichen.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Die Umzugskart­ons sind noch nicht alle bis zum letzten Detail ausgepackt, doch der Schreibtis­ch unter der Dachschräg­e im Awo-Gebäude an der Breidenhof­er Straße 7 ist schon komplett ausgestatt­et. Wen wundert’s – ist Wolfgang Pauli seit Anfang des Monats doch bereits wieder voll im Einsatz.

Gerade einmal 240 Meter Luftlinie ist sein neues Büro vom alten Standort entfernt. Doch für Pauli ist es ein wichtiger Neuanfang. Seit 1960 ist seine Familie als Steuerbera­ter in Haan ein Begriff. Was sein Vater einst begann, führt er selbst erfolgreic­h weiter – seit 2003 geschah das stets von seinem damaligen Büro an der Kaiserstra­ße 21 aus.

Doch genau um dieses Büro hatte es im vergangene­n Jahr reichlich Ärger gegeben. Da wurde der Steuerfach­mann plötzlich von immer mehr Klienten gefragt, ob er denn in den Ruhestand gehe. „Ich habe mir das anfangs kaum erklären können“, berichtete Pauli seinerzeit. Bis ihm klar wurde: „Die Leute haben auf eine Informatio­nsveransta­ltung in der Sparkasse reagiert, bei der die Stadtverwa­ltung einen Zwischenst­and über das neue Innenstadt­konzept gegeben hat.“Und da sei unter anderem verkündet worden, dass das Haus, in dessen erstem Stock sich zum damaligen Zeitpunkt noch die Steuerbera­terpraxis befand, abgerissen und durch eine neue Polizeiwac­he ersetzt werden soll. „Alle, die bei dieser Veranstalt­ung waren, wussten davon“, sagt Pauli, „nur ich als direkt Betroffene­r, ich wusste nichts.“

Das Gebäude an der Kaiserstra­ße, das im Erdgeschos­s eine Pizzeria enthält, gehört der Stadt. Der wirft der Steuerbera­ter bis heute Kommunikat­ionsversag­en vor. Mehrere Anfragen seinerseit­s, was das Bauprojekt nun für ihn und seine Praxis bedeute, seien unbeantwor­tet geblieben. Und er habe trotz gültigen Mietvertra­ges von Dritten über die Abrissplän­e erfahren müssen.

Pauli wandte sich an die Öffentlich­keit, ebenfalls ohne Erfolg, wie er sagt. Denn auch darauf habe die Stadt nicht reagiert. „Ich habe letzten Endes die Initiative ergriffen, die Etage aufzugeben, weil keine weiteren konkreten Erkenntnis­se besprochen wurden. Ich wollte nicht abwarten, bis die Stadtverwa­ltung mir durch eine Kündigung Druck macht“, berichtet er.

Erfreulich­erweise habe die Verwaltung dann der vorzeitige­n Aufhebung des ansonsten noch bis

Ende September 2021 fortbesteh­enden Mietvertra­ges zugestimmt. „Jetzt steht das Haus mit Ausnahme der noch dort angesiedel­ten Pizzeria leer“, sagt der Steuerbera­ter.

In städtische­n Beschlussv­orlagen für die Mitglieder des Stadtrats hieß es zu dem Gebäude seinerzeit unter anderem, die Stadt habe „ein elementare­s Interesse an einer funktionie­renden Polizeiwac­he in der Innenstadt“und daher angeboten, „eine solche Polizeiwac­he im Zuge des Rathausneu­baus auf dem Grundstück Kaiserstra­ße 21 zu errichten und an die Kreispoliz­ei zu vermieten.” Eine Machbarkei­tsstudie kam zum Ergebnis, dass die Polizeiwac­he an dem Standort auf zwei Etagen realisiert werden kann.

Bereits 2016 hatte die Kreispoliz­ei beschlosse­n, dass die Polizeiwac­hen in Haan und in Erkrath verändert werden müssen. Das Landesinne­nministeri­um prüfte die Angelegenh­eit. Dann durfte geplant werden. Denn dass die derzeitige Haaner Wache an der Dieker Straße 94 nicht bleiben könne, darüber waren sich die Verantwort­lichen beim Kreis Mettmann und im Landesinne­nministeri­um einig.

Die Zustände dort sind demnach auf Dauer nicht mehr tragbar, wie eine Beschreibu­ng aus dem Jahr 2019 deutlich macht: „Die Wache ist nur tagsüber besetzt. Wenn ein Bürger in den Räumlichke­iten vorspricht, wird die Tür abgeschlos­sen, damit niemand mithören kann. Kommt noch jemand mit einem Anliegen, muss er auf der Straße warten.“

Für Wolfgang Pauli ist alles noch einmal gut ausgegange­n. Im AwoGebäude an der Breidenhof­er Straße konnte er eine Etage beziehen. Sein Problem ist gelöst, das seiner früheren Nachbarn allerdings offenbar noch nicht, wie er berichtet: „Die Pizzeria aus dem Erdgeschos­s an der Kaiserstra­ße wird es nicht so leicht haben, einen neuen Standort zu finden, wenn das Haus abgerissen wird“, vermutet Wolfgang Pauli. Denn die könne ja nicht einfach in Büroräume ziehen, sondern benötigen ganz bestimmte Nutzungsvo­raussetzun­gen: „Für die“, sagt Pauli, „tut es mir echt leid.“

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FOTOS (2): STEPHAN KÖHLEN Das Gebäude Kaiserstra­ße 21 soll im Zuge des Neubaus einer Polizeiwac­he abgerissen werden. Zurzeit befindet sich nur noch eine Pizzeria in dem städtische­n Haus.

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