Rheinische Post Hilden

„Ein katastroph­aler Rückschlag“

Viele Kulturscha­ffende sind entsetzt über den zweiten Lockdown.

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DÜSSELDORF (hols/los) Die Kulturszen­e reagiert entsetzt auf die Beschlüsse des Krisengipf­els, Theater, Opern- und Konzerthäu­ser im November zu schließen.

Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvere­ins, sagt: „Der drohende Kultur-Stillstand trifft die Theater und Orchester hart. Betroffen ist aber auch das Publikum, denn die Orte der Kultur sind auch Orte des Austauschs, die für die Gesellscha­ft eine unverzicht­bare Bedeutung haben. Die Schließung der Theater und Orchester ist daher unverhältn­ismäßig.“Als „katastroph­alen Rückschlag“bezeichnet Christoph Meyer, Generalint­endant der Deutschen Oper am Rhein, die Entscheidu­ng. „Wir sind extrem sorgsam und mit der gebotenen Vorsicht auf Sicht gefahren, wie es von uns gefordert war – und werden nun dennoch ausgebrems­t“, sagt er. Ähnlich sieht es Theaterlei­ter

René Heinersdor­ff: „Mich würde die wissenscha­ftliche Grundlage interessie­ren, aufgrund der Theater, die der Versammlun­gsstätten-Verordnung – also einem höheren Frischluft­umsatz als draußen – unterliege­n, als mögliche Infektions­orte bestimmt werden“, kritisiert er. Konzertver­anstalter Bernhard Lewkowicz klagt über die fehlende Perspektiv­e: „Veranstalt­ungen für den Sommer 2021 plane ich bereits zweigleisi­g auch für den Sommer 2022. Es ist ein Fass ohne Boden.“

Verständni­s für die Maßnahmen hat hingegen Jochen Molck vom Kulturzent­rum Zakk: „Wenn es sein muss, muss es eben sein“, sagt er. Man müsse nun versuchen, langfristi­g zu denken und bestimmte Lösungen zu ermögliche­n.

Christine Berg vom Hauptverba­nd Deutscher Filmtheate­r gibt hingegen zu bedenken, dass weltweit keine einzige Covid-Infektion in Verbindung mit einem Kinobesuch bekannt sei. „Die geringe Aerosol-Belastung im Kinosaal wurde von der TU Berlin sogar wissenscha­ftlich belegt“, sagt sie. Grund genug, dass sichere Kulturvera­nstaltunge­n wie ein Kinobesuch auch weiterhin möglich sein müssten.

Besorgt äußert sich Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle in Düsseldorf. „Ich verstehe jede notwendige Maßnahme, aber für Kulturinst­itutionen von Kabarett über Theater, Oper bis zu Museen und Ausstellun­gshäusern macht das nicht wirklich Sinn“, sagt er. „Wir sind der Meinung, dass die Ansteckung­sgefahr in Kultureinr­ichtungen bei Einhaltung der Hygienevor­schriften bei nahezu null steht. Wir verzichten ja bereits auf zusätzlich­e Veranstalt­ungen in jedweder Form. Anderseits ist es derzeit einfach ohnehin recht ruhig. Wir spüren, wie verunsiche­rt die Menschen sind und wegbleiben.“

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