„Man kann beim Fußball keine Ausnahme machen“
Die Amateure stehen vor der zweiten Zwangspause in diesem Jahr. Bei aller Enttäuschung dominiert das Verständnis für den Spielstopp.
DÜSSELDORF (RP) Der Amateurfußball in Nordrhein-Westfalen reagiert mit einer Mischung aus Enttäuschung und Verständnis auf die bevorstehende zweite Zwangspause durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr. Im Fußball-Verband Niederrhein (FVN) verweist man zunächst einmal nicht ohne Stolz darauf, dass die Anzahl der Spielausfälle in den vergangenen Wochen überschaubar war: Von 6602 Begegnungen im Herren- und Frauenbereich konnten seit dem Saisonbeginn am ersten September-Wochenende 6283 Begegnungen über die Bühne gebracht werden. 319 wurden abgesagt, das entspricht einer Quote von 4,8 Prozent. Wolfgang Jades, Vorsitzender des Verbandsfußballausschusses sagt aber auch: „Es war uns klar, dass die Saison unter außergewöhnlichen Vorzeichen stehen würde.“Der FVN hatte ohnehin zuletzt erwogen, den Spielbetrieb im November ruhen zu lassen, weil wegen Allerheiligen und Totensonntag lediglich zwei Spieltage stattgefunden hätten.
Herrmann Tecklenburg, Präsident des Fußball-Regionalligisten SV Straelen, empfindet einen Stopp aller Partien derweil als übertrieben: „Im Freien ist die Ansteckungsgefahr sehr gering. Morgens sehe ich, wie 20 Kinder gleichzeitig in den Schulbus einsteigen. Wenn der Sport jetzt im November oder möglicherweise noch länger pausieren muss, ist die Verhältnismäßigkeit in meinen Augen nicht mehr gewahrt. Wir stehen bald wieder vor einer ähnlichen Situation wie im April und wissen nicht, wie und ob eine Saison zu Ende gespielt werden kann.“
Mehr Verständnis äußert da schon Andreas Schwan. Er ist Trainer beim Oberligisten Union Nettetal. „Man musste damit rechnen. Eine Pause ist nachvollziehbar und auch richtig. Wenn man das öffentliche Leben lahmlegt, kann man beim Fußball keine Ausnahme machen.“
Ähnlich realistisch ordnet es sein Kollege Erdogan Karaca vom Ligakonkurrenten 1. FC Mönchengladbach ein. „Wir hätten gerne weitergespielt. Aber man muss jetzt auch die Gesamtsituation betrachten. Es ist ja nicht unwahrscheinlich, dass sich auch beim Fußball jemand infiziert. Natürlich ist es aber auch ärgerlich, wenn die Saison unterbrochen wird. Ich hoffe, wir bekommen bei der Wiederaufnahme dann etwas Vorbereitungszeit“, sagt er. Karaca befindet sich derzeit selbst in Quarantäne. Im Team wurden zwei
Spieler positiv auf Corona getestet.
Björn Mende, Vorsitzender der SGE Bedburg-Hau im Kreis Kleve, ist ebenfalls für eine Zwangspause. Er registrierte zuletzt mehr Absagen von Spielern, denen das Risiko, sich bei ihrem Hobby Fußball anzustecken, zu groß war. „Das kann ich nachvollziehen und akzeptieren. Denn wenn Spieler private Kontakte in der aktuellen Situation nach Möglichkeit vermeiden, ist es die logische Konsequenz, dass sie sich nicht mit ihren Teamkollegen in einer engen Kabine aufhalten oder mit mehr als 20 anderen Akteuren auf dem Platz stehen wollen“, sagte Mende.