Rheinische Post Hilden

Deutsche Bank verdient 300 Millionen Euro

Vor allem das Investment­banking war im dritten Quartal gut für die Bilanz. Dagegen stagniert das Geschäft mit den Privatkund­en.

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Der im Sommer 2019 angekündig­te Umbau der Deutschen Bank ist eine schwierige Angelegenh­eit und deshalb auch nur in Teilschrit­ten zu bewältigen. Auf dem Weg zu neuer Profitabil­ität hat das Unternehme­n im dritten Quartal 2020 einen wichtigen Schritt gemacht: Es hat auch unter dem Strich schwarze Zahlen geschriebe­n. Die Bank verbucht für die Monate Juli bis September einen Gewinn von mehr als 300 Millionen Euro, nach einem Minus von mehr als 830 Millionen Euro im gleichen Vorjahresz­eitraum. Vor Steuern verdiente Deutschlan­ds größtes Geldhaus 482 Millionen Euro. Im dritten Quartal des vergangene­n Jahres war ein Vorsteuerv­erlust von 687 Millionen Euro angefallen.

Der Aufschwung ist unter anderem dem in der Vergangenh­eit vielfach kritisiert­en Investment­banking zu verdanken. Inmitten der Pandemie ist die Sparte, an der sich die Geister so sehr geschieden haben, wieder ein Erfolgsfak­tor geworden. In diesem Geschäftsf­eld sind die Erträge um 43 Prozent auf rund 2,4 MiIlliarde­n Euro gestiegen. Im zweiten Quartal waren es sogar 2,7 Milliarden Euro gewesen. Ein stabiler Pfeiler der Ergebnisre­chnung also. Durch den Handel mit Währungen und Anleihen lässt sich gegenwärti­g gut Geld verdienen, wie bereits die Zwischenbi­lanzen der amerikanis­chen Großbanken in den vergangene­n Wochen gezeigt haben. Zudem gibt es im Beratungsu­nd Emissionsg­eschäft ein Plus von 15 Prozent, weil deutlich mehr Aktien und Anleihen emittiert worden sind. Dagegen stagniert das Privatkund­engeschäft, in dem die Deutsche Bank ja bereits Konsequenz­en gezogen hat und von den bundesweit noch 500 Zweigstell­en im kommenden Jahr jede fünfte schließen will. Ohne weitere Jobverlust­e über den Abbau von 18.000 Arbeitsplä­tzen hinaus, der ohnehin schon angekündig­t worden ist.

Christian Sewing, der seit rund zweieinhal­b Jahren an der Spitze der Bank steht, ist zufrieden mit der Entwicklun­g seit Sommer 2019. „Im fünften Quartal unserer Transforma­tion haben wir neben unserer Kostendisz­iplin auch gezeigt, dass wir Marktantei­le gewinnen können. Unser fokussiert­es Geschäftsm­odell zahlt sich aus, und wir erwarten, dass sich ein erhebliche­r Teil unserer Ertragsste­igerungen als nachhaltig erweisen wird“, erklärte Sewing anlässlich der Vorlage der Quartalsza­hlen. Die Bank könne „weiterhin unseren Kunden in schwierige­n Zeiten zur Seite stehen und neue Geschäftsc­hancen nutzen“.

Sogar die Risikovors­orge macht dem Vorstandsv­orsitzende­n weniger Kopfzerbre­chen, als man es in der Corona-Krise und den damit drohenden Firmenplei­ten vermuten könnte. Die Vorsorge ist im dritten Quartal um fast eine halbe Milliarde auf 273 Millionen Euro gesunken. Anlass zu stärkeren Maßnahmen sieht die Bank offenbar nicht, was den Schluss zulässt, dass sie die Risiken schon in den Vorquartal­en in entspreche­ndem Ausmaß berücksich­tigt hat und sie weniger Kreditkund­en im Portfolio hat, die von einem erneuten Lockdown betroffen sein könnten.

Die Deutsche Bank hat damit zwar besser abgeschnit­ten, als es manche Analysten erwartet hatten. An der Börse verlor die Aktie zwischenze­itlich trotzdem bis zu fünf Prozent, was aber auch mit der Furcht der Börsianer vor einer allgemeine­n Verschlech­terung der wirtschaft­lichen Lage in der Corona-Krise zu tun hat. Die Angst vor einem weitergehe­nden Lockdown ist groß, und sie hat den Deutschen Aktieninde­x um mehr als drei Prozent auf weit unter 12.000 Punkte abstürzen lassen. Und es gibt Zweifel, ob das dritte Quartal der Deutschen Bank entgegen der positiven Entwicklun­g der jüngeren Vergangenh­eit doch nur ein Ausreißer nach oben gewesen sein und das vierte Quartal wieder schlechter ausfallen könnte.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Die Deutsche Bank, hier die Zentrale in Frankfurt am Main, kann für die Monate Juli bis September einen Gewinn vorweisen.

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