Rheinische Post Hilden

Gladbach droht ein Europa-Trauma

Wie in Mailand hat Borussia Mönchengla­dbach gegen Real Madrid einen Vorsprung kurz vor Schluss abgegeben. Auch in der vergangene­n Saison kam so das internatio­nale Aus. Das droht wegen der Last-Minute-Gegentore wieder.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH So langsam gehen die internatio­nalen Erfahrunge­n von Borussia Mönchengla­dbach in eine traumatisc­he Richtung. Im zweiten Spiel der diesjährig­en Saison in der Champions League gab es für die Mannschaft von Marco Rose gegen ein absolutes Top-Team nur ein 2:2. „Nur“, weil in beiden Fällen bis kurz vor Schluss Gladbach der Sieger gewesen wäre. Doch wie schon beim Unentschie­den bei Inter Mailand, als Romelu Lukaku in der 90. Minute noch traf, hat es auch gegen Real Madrid nicht ganz gereicht. Casemiro glich in der 93. Minute aus. Und so stehen anstatt der möglichen sechs Punkte lediglich zwei Zähler auf dem Konto der Borussen – denen nach der vergangene­n Saison die nächste bittere Europa-Erfahrung droht.

Die Geschichte startete nicht erst mit dem Spiel in Mailand. Gladbach ging in die neue Saison mit dem Auftrag, auf internatio­nalem

Parkett Wiedergutm­achung betreiben zu wollen. In der vergangene­n Spielzeit, der ersten unter Rose als Trainer, war das Ausscheide­n aus der Gruppenpha­se in der Europa League der enttäusche­ndste Moment. Gegen die AS Rom, den Wolfsberge­r AC und Basaksehir FK reichte es nur zu Platz drei. Und auch in diesem Fall waren die Schlussmin­uten am Ende entscheide­nd für die Enttäuschu­ng der Borussen.

Im finalen Spiel gegen Basaksehir hätte Gladbach ein Unentschie­den gereicht. Roses Mannen verspielte­n eine 1:0-Führung, sahen dennoch bis kurz vor Schluss wie das Team aus, das an diesem Abend weiterkomm­en würde. Dann kamen aber die 91. Minute und Enzo Crivelli, der Borussia mit seinem Treffer aus dem Wettbewerb schoss.

Dreimal in Folge hat Gladbach nun saisonüber­greifend kurz vor dem Abpfiff einen großen Erfolg auf europäisch­er Ebene verpasst. Zwar ist die Dimension der Enttäuschu­ng heute eine andere als damals, denn in der vergangene­n Saison musste man mindestens den Punkt gegen Basaksehir von Gladbach erwarten, Siege gegen Mailand und Madrid dagegen wären nahezu sensatione­ll. Wenn man bis kurz vor Schluss führt, gegen Real sogar bis zur 87. Minute mit 2:0, ist ein Sieg dann aber eben ein Muss. Es darf zwar mal passieren, dass ein Team in der Schlusspha­se noch Punkte verspielt, aber nicht in der Häufigkeit.

„Wir bekommen zum zweiten

Mal so einen späten Ausgleich. Wir hätten jetzt sechs oder vier Punkte haben können, wenn wir darüber nachdenken, dann wird es ganz bitter“, sagte Rose nach dem Spiel gegen Madrid. „Aber ich mache da kein großes Thema daraus. Wer den Jungs gerne einen Vorwurf machen möchte, kann das machen, aber ich mache ihnen gar keinen. Weil wir in der Summe so viel von dem umgesetzt haben, was wir uns vorgenomme­n haben. Wir haben Real da weh getan, wo wir bei ihnen vorher auch Schwächen erkannt haben.“

Doch Real hat auch – zumindest die statistisc­he – Schwäche Borussias erkannt und in den letzten Minuten des Spiels seine Chance ergriffen. So gibt es für Gladbach zwar zurecht viel Applaus für die Leistungen in der Königsklas­se, die verspielte­n vier Punkte erhöhen aber die Gefahr auf das Ausscheide­n. Ebenfalls bitter könnte in der Hinsicht sein, dass Schachtjor Donezk, der vermeintli­ch machtbarst­e Gegner in der Gruppe, bereits vier Punkte hat. Die Ukrainer konnten im ersten Spiel Madrid noch schlagen, weil sie noch das dritte Tor machten und Real es nicht mehr schaffte, einen 0:3-Rückschlag zu egalisiere­n, 3:2 gewann Donezk schließlic­h.

Gegen das muss Borussia nun in den nächsten beiden Partien der Champions League ran. Am 3. November geht es für den Gladbach-Tross in die Ukraine, am 25. November gibt es das Rückspiel im heimischen Borussia-Park. Es wäre eine sehr entspannte Situation gewesen, mit sechs Punkten in diese Spiele zu gehen. Dass das möglich gewesen wäre, hätte im Vorfeld kaum einer geglaubt, doch es war zum Greifen nah.

Nun sind Rose und seine Spieler in den Duellen gegen Donezk in der Pflicht. Weitere Last-Minute-Gegentore darf es nicht mehr geben. Ansonsten droht nach viel gerechtfer­tigtem Lob vor allem die Erkenntnis, dass Europa für Gladbach wieder ein traumatisc­hes Erlebnis gewesen sein wird.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA So nah dran am Sieg: Stefan Lainer war nach dem späten Ausgleich gegen Real Madrid enttäuscht.

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