Rheinische Post Hilden

Zwischen der „Hand Gottes“und Kokain

Es dürfte nicht wenige Menschen ein wenig wundern: dass er so lange durchgehal­ten hat. Sein Leben spielte sich immer zwischen den Extremen ab.

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BUENOS AIRES (dpa) Diego Armando Maradona, was gibt es über ihn noch zu erzählen? Als Fußballer war Maradona so unbeschrei­blich gut wie vielleicht niemand davor oder danach. Diego Armando Maradona: Dieser Name steht für ein Leben zwischen den Extremen, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Genie und Wahnsinn. Trotzdem hat Maradona es geschafft, dass er an diesem Freitag 60 Jahre alt wird.

Für viele Menschen ist er ein Mythos geblieben. Die Legende beginnt in Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires, wo „der Goldjunge“früh vom Erstligist­en Argentinos Juniors entdeckt wird. Als zwölf Jahre alter Balljunge soll er den Zuschauern mit seinen Kabinettst­ückchen schon mehr Unterhaltu­ng als die erste Mannschaft geboten haben. Im Alter von 15 Jahren gibt er sein Debüt in der ersten Liga, mit 16 ist er Nationalsp­ieler, mit 17 Torschütze­nkönig und als 19-Jähriger erstmals Südamerika­s Fußballer des Jahres.

Am Anfang geht noch Vieles gut. 1982 wechselt Maradona für eine Rekordablö­sesumme zum FC Barcelona. Für eine weitere Rekordablö­se geht es weiter zum SSC Neapel, also nicht zu den großen Clubs im Norden Italiens, sondern zum verspottet­en Fast-Absteiger in den verachtete­n Süden. Hier beginnt die Verwandlun­g. Maradona steigt höher und höher, 1987 und 1990 führt er Neapel zu den bis heute einzigen Meistersch­aften der Vereinsges­chichte. Schon bei seiner Begrüßung hatten mehr als 70 000 Fans ihn im Stadio San Paolo empfangen. Einmal soll eine Krankensch­wester eine Blutprobe von ihm gestohlen und in die Kirche gebracht haben. Die Neapolitan­er verehren ihn wie einen Heiligen.

„Auf dem Platz wird das Leben unwichtig. Die Probleme, all das“, sagt er in der Amazon-Dokumentat­ion „Diego Maradona“. Mit Argentinie­n wird er 1986 Weltmeiste­r, 1989 gewinnt er mit Neapel den Uefa-Pokal. Abseits des Platzes wird er genauso unkontroll­ierbar wie für seine Gegenspiel­er. Er verfällt dem Kokain, zieht zum Teil von Sonntagabe­nd bis Mittwoch um die Häuser, um danach bis zum nächsten Spiel am Wochenende wieder alles auszuschwi­tzen. Seine Nationalma­nnschaftsk­arriere endet bei der WM 1994 wegen einer zweiten, monatelang­en

Doping-Sperre durch die Fifa.

Unvergesse­n sind die „Hand Gottes“, mit der er bei der WM 1986 gegen England traf, oder sein Jahrhunder­ttor nach einem unfassbare­n Dribbling im selben Spiel. Unvergesse­n sind aber auch die Bilder vom kugelrunde­n Maradona mit schrillblo­nden Haaren. Er scheiterte als TV-Moderator und argentinis­cher Nationalco­ach, verbrachte Wochen in Krankenhäu­sern, ließ sich den Magen verkleiner­n und schrammte mehrmals knapp am Tod vorbei. All das war und ist auch: Diego Armando Maradona.

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FOTO: CEZARO DE LUCA/DPA Diego Maradona bei der WM 2018.

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