TB Wülfrath befreit sich vom Siegzwang
Der Aufsteiger in die Dritte Handball-Liga fährt am Samstag zur TG Pforzheim und will dort vor allem eine gute Vorstellung bieten.
TG Pforzheim– TB Wülfrath.
Mit dem Heimsieg über die HSG Marpingen/ Alsweiler sind die TBW-Handballerinnen in der Dritten Liga angekommen. Aktuell belegen sie den achten Platz, haben aber durch die vorgezogene Partie gegen den TSV Bayer Leverkusen bereits eine Begegnung mehr absolviert als die meisten Konkurrenten. Für den Aufsteiger war es gleichwohl ein Auftakt nach Maß, daraus machte Michael Cisik keinen Hehl. „Wir hätten auch mit 0:6 Punkten starten können“, sieht der Wülfrather Trainer, der erstmals eine Mannschaft in der Dritten Liga betreut, auch die Grenzen für sein Team. Daher ist seine Marschroute für die nächsten Wochen klar: „Wir wollen uns vor allem gut verkaufen.“Und setzt dabei auf den ausgeprägten Teamgeist des Klassenneulings und ausreichend Lob.
Das verdiente sich zuletzt neben den Torjägerinnen Jule Kürten und Simone Fränken in reichem Maß auch Paula Stausberg. Die 23-Jährige übernahm auf dem Feld fast nur Abwehraufgaben und wechselte sich ab mit Jule Kürten, die in der Offensive Akzente setzte. „Paula nimmt die Rolle hervorragend an. Das ist auch ein Punkt, der den Angriff so stark macht“, sagt Cisik. Für den TBW-Coach ist klar: „Man muss auch mal die Spezialisten hervorheben, die wenig Tore machen und trotzdem wichtig für die Mannschaft sind.“
Auch für das Torwart-Duo hält der Coach immer wieder verbale Streicheleinheiten parat. „Das ist ein tolles Team“, erklärt er. Dabei kam Johanna Giebisch zuletzt gegen die HSG nicht zum Zuge, weil sich Lisa Klanz in toller Tagesform präsentierte und so ihren Anteil am letztlich deutlichen Sieg hatte.
Diesen Samstag stehen die TBW-Handballerinnen aber vor einer besonderen Herausforderung, denn die Zuteilung zur Staffel SüdWest in der Dritten Liga hat für den Aufsteiger eine Menge Reisestress zur Folge. Anpfiff der Begegnung bei der TG Pforzheim ist um 17.30 Uhr, deshalb startet der Bus bereits um 10.30 Uhr am Treffpunkt in Haan. „Das ist wohl eine unserer längsten Reisen“, merkt Cisik an und stellt fest: „Hinten raus haben wir genügend Zeit.“Vor der großen Tour betont er: „Alles ist ganz entspannt. Für uns ist das ein Riesenabenteuer. Wir wollen mal ein bisschen große Handball-Welt schnuppern, schauen, wie es bei den Profis ist.“Der Spaß soll dabei nicht zu kurz kommen. „Die Mädels schaffen es immer wieder, aus Nichts ein Event zu machen“, berichtet Cisik lachend von den Vorbereitungen der TBW-Handballerinnen,
die sich auch mit der kulinarischen Vorbereitung der Reise beschäftigen – schließlich soll niemand auf Hin- und Rückfahrt Hunger oder Durst leiden. Denn der Tross kehrt erst nachts zurück.
Auf den ersten Blick scheinen die Pforzheimerinnen mit ihrer Ausbeute von 2:2 Punkten ein Gegner auf Augenhöhe, doch Cisik warnt: „Ich habe auf Video das Spiel gegen
Köln gesehen – die Mannschaft hat eine Menge Potential, wir müssen also sehr aufpassen.“Auf der anderen Seite setzt der Trainer auf die eigenen Stärken: „Wir sind gut drauf, haben einen guten Schwung, den wir konservieren wollen. Wir wissen, wie wir erfolgreich sein können.“Zumal die alte Sportler-Regel gilt: Ein Sieg macht die lange Heimreise leichter. Doch Cisik will die Messlatte
nicht zu hoch ansetzen: „Mir ist es völlig egal, ob wir punkten oder nicht. Ich erwarte, dass wir uns teuer verkaufen und das spielen, was wir können. Wenn das klappt, bin ich zu hundert Prozent zufrieden.“
Der Blick auf die Tabelle ist für den TBW-Coach noch trügerisch. „Da sind zu viele Mannschaften, die ich nur vom Video oder aus dem Netz kenne“, erkärt Cisik seine Zurückhaltung und setzt lieber andere Ziele, will die Mannschaft individuell und spielerisch weiterentwickeln. Nach zwei Übungseinheiten mit vielen athletischen Elementen – Cisik spricht von „klassischem Handball-Training“– folgt am Donnerstag die taktische Vorbereitung. Zwei „Hochkaräter“hat der TBW-Trainer im ansonsten ausgeglichen besetzten gegnerischen Team ausgemacht. Bis auf Kristin Meyer (Bänderriss) und Johanna Buschhaus (Schulter) kann er aus dem Vollen schöpfen. Auch Jasmin Sander steht wieder parat. „Sie hatte beide Achillessehnen entzündet. Eigentlich sollte sie fünf Wochen pausieren, hat es aber nach anderthalb Wochen einfach mal getapt versucht. Es freut mich, dass sie keine Probleme mehr hat“, erzählt Michael Cisik. Ein weiterer Pluspunkt für seine Mannschaft.