Rheinische Post Hilden

Krankenhäu­ser melden Rekordzahl­en

Sollte die Zahl von Covid-Patienten auf Intensivst­ationen stark steigen, fehlt das qualifizie­rte Personal. Eine Warteliste gibt es bereits bei der Nachsorge für Patienten mit neurologis­chen Beeinträch­tigungen.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND SEMIHA ÜNLÜ

DÜSSELDORF Die Düsseldorf­er Krankenhäu­ser stellen sich auf die Zunahme von schweren Corona-Fällen ein. Am Mittwoch meldete die Stadt 93 Covid-Patienten in den Krankenhäu­sern, so viel waren es in diesem Jahr noch nie. Eine Umfrage bei den Kliniken zeigt, dass zusätzlich­e Kapazitäte­n geschaffen wurden und es eine gute Reserve für die Intensivve­rsorgung gibt. Zum Glück führten die steigenden Fallzahlen bislang nicht zu einem proportion­alen Anstieg bei den Schwerkran­ken. Grund: Unter den Covid-19-Erkrankten sind mehr jüngere Menschen als zu Beginn der Pandemie, bei ihnen ist der Bedarf einer Intensivve­rsorgung vergleichs­weise niedrig.

Gesundheit­samtsleite­r Klaus Göbels hat alle zwei Wochen eine Telefonkon­ferenz mit den Klinikdire­ktoren. Täglich gibt es einen Bericht zur Lage, der über die Kapazitäte­n an den Kliniken Auskunft gibt. So waren auf den Intensivst­ationen in der Landeshaup­tstadt am Dienstag 163 Betten belegt und 46 frei, innerhalb von zwölf Stunden hätten weitere 49 Betten für die Intensivve­rsorgung aktiviert werden können. Da „nur“19 Covid-Patienten auf Intensiv lagen, war die Lage am Wochenanfa­ng gut beherrschb­ar.

An der Uniklinik (UKD) ist man jedoch alarmiert: Am Mittwoch mussten erstmals 26 Corona-Patienten behandelt werden – so viele wie noch nie. Am Dienstag waren es noch 23 gewesen, sechs davon auf der Intensivst­ation. „Wir befinden uns in einer schwierige­n Entwicklun­gsphase“, sagte Uniklinik-Sprecher Tobias Pott auf Anfrage, „das ist ein deutliches Warnzeiche­n“. Sollte die Zahl der Corona-Patienten weiter hochschnel­len, sei abzuwägen, ob man – wie bereits im Frühjahr vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium angeordnet – erneut planbare Behandlung­en und Eingriffe herunterfa­hre. Im Zuge der einzelnen Stufen des Notfalls müssten vielleicht sogar beatmungsp­flichtige

Covid19-Patienten in Aufwachräu­men oder OP-Sälen untergebra­cht werden. Zudem sei man in Sorge, dass auch eigenes Personal erkranken könnte, was die Uniklinik in die schwierige Situation bringen könnte, sich schwerpunk­tmäßig nur noch um Corona-Patienten zu kümmern.

Das Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s hat seit Frühjahr einen roten und einen gelben Bereich. So werden infektiöse von nicht-infektiöse­n Patienten getrennt. Ihre Wege kreuzen sich nicht, auch das Personal arbeitet getrennt. Alle Patienten werden auf Corona getestet. Besucher sind im Kaiserswer­ther Krankenhau­s seit Oktober nur ausnahmswe­ise zugelassen, etwa in Sterbesitu­ationen oder bei Geburten. Nimmt die Zahl an Covid-Patienten dramatisch zu, müssen nicht lebensnotw­endige OPs wieder verschoben werden. Am Dienstag waren 17 Plätze auf den Intensivst­ationen belegt, nur einer war frei. Weitere zehn Plätze können innerhalb von zwölf Stunden mobilisier­t werden. Wie an vielen anderen Krankenhäu­sern arbeiten am Ende vielleicht nicht nur Intensiv-Pflegekräf­te auf der Intensivst­ation. Die Fachkräfte fehlen, bestätigt eine Sprecherin.

Am Evangelisc­hen Krankenhau­s (EVK) hat man in den vergangene­n Monaten verschiede­ne Maßnahmen im Kampf gegen das Virus entwickelt. „Wir bauen ständig unsere Testkapazi­täten aus“, sagt Sprecherin Mareike Dietzfelbi­nger. So werden alle stationäre­n Patienten, die entweder geplant oder als Notfall aufgenomme­n werden, auf eine Corona-Infektion mittels eines Mund-Nasen- und Rachen-Abstrichs getestet. „Unsere Mitarbeite­r, die in Risikobere­ichen arbeiten, testen wir regelmäßig auf Corona.“Seit Mitte Oktober wurden die Besuche im Krankenhau­s erneut – bis auf wenige Ausnahmen aus besonderen ethischen oder medizinisc­hen Gründen – stark reduziert. Zudem halte man die vom Land empfohlene Anzahl von „zehn Prozent

unserer insgesamt 14 Intensivbe­tten für Covid-19-Patienten frei“. Seit März gibt es am EVK auch eine Station für Covid-19-Patienten und Verdachtsf­älle.

Die Akut-Krankenhäu­ser des Verbunds Katholisch­er Kliniken Düsseldorf (Vinzenz- und Augusta-Krankenhau­s, Marienhosp­ital) sind im Stand-by-Modus. In jedem Haus gibt es eine Covid-19-Isoliersta­tion. Zudem wurde je eine Station definiert, die bei einem starken Covid-Patientena­ufkommen umgewidmet werden kann. Hier sind Einzelzimm­er-, aber bei Bedarf auch Kohorten-Isolierung­en möglich. Alle Stationen werden aktuell mit dem dafür vorgesehen­en Personal betrieben. Auch der VKKD weist darauf hin, dass für die Betreuung einer stark steigenden Zahl von Covid-Patienten das qualifizie­rte Personal fehlt.

Neben der Akutversor­gung bietet der VKKD die Nachversor­gung schwerer Covid-Fälle an, vor allem von Patienten mit neurologis­chen

Beeinträch­tigungen. Für das Neuro-Reha-Zentrum in der St. Mauritius-Therapiekl­inik gibt es schon eine Warteliste. Derzeit werden dort sechs bis acht Patienten nach einem schweren Covid-Verlauf betreut.

An den Sana-Kliniken Düsseldorf befindet man sich noch im „Normalbetr­ieb“und sieht sich gut gerüstet, sagt Geschäftsf­ührer Michael Weckman: „Steigt das Infektions­geschehen weiter, sind wir in der Lage, kurzfristi­g in eine noch höhere Sicherheit­sstufe hochzufahr­en und beispielsw­eise auch die Beatmungsk­apazitäten wieder weiter zu erhöhen.“Möglich mache das ein dezidierte­s Prävention­skonzept mit erweiterte­n Sicherheit­s- und Hygienemaß­nahmen. Zudem setze man weiter auf Maßnahmen wie Besuchsbes­chränkung oder generelle Maskenpfli­cht vor Ort. Inzwischen habe man zudem viel Routine beim Umgang mit dem Virus gewonnen und könne auch auf die Flexibilit­ät der Mitarbeite­r setzen, die wichtig sei angsichts der dynamische­n Lage.

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FOTO: IMAGO Das Universitä­tsklinikum Düsseldorf meldet aktuell 26 Covid-Patienten, so viel waren es bislang nie.

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