Friseure und Kosmetiker in kritischer Lage
Handwerksbetriebe kommen sehr unterschiedlich durch die Krise. Fast jedes dritte Unternehmen nutzt die staatlichen Soforthilfen.
DÜSSELDORF Das Herbstgutachten der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) zeigt, wie unterschiedlich die einzelnen Branchen die Krise meistern oder unter ihr leiden. Von einer „Zweiteilung“spricht die Kammer. Hart getroffen hat es die von Veranstaltungen und Messen abhängigen Berufe, wie Metzger und Messebauer. Insbesondere die so genannten personenbezogenen Dienstleistungen – dazu zählen zum Beispiel Friseure, Fotografen, Kosmetiker und Schneider – bewegen sich laut Kammer auf einem kritischen Level. Der Geschäftsklimaindex liegt aktuell bei lediglich 78 Prozent, Werte ab 100 bilden erst eine optimistische Stimmung ab. Sogar bei 61 Prozent landet der Wert mit Blick auf die Umsätze. Als „kritisch“bezeichnet die HWK das. „Hier gibt es viele Soloselbstständige und Kleinbetriebe, bei denen es inzwischen wirklich an die Substanz geht“, sagt HWK-Präsident Andreas Ehlert.
„Handfeste Strukturprobleme“gebe es zudem beim für den gewerblichen Bedarf produzierenden (vor allem Metall) Handwerk. Aus der Industrie gingen deutlich weniger Aufträge ein, jedes zweite Unternehmen meldet weniger Umsätze. Sogar auf 62 Prozent trifft das im Kfz-Gewerbe (Autohandel und Werkstätten) zu. Fürs Frühjahr würden aber wieder mehr Umsätze erwartet. In den kriselnden Branchen werden auch die Arbeitsplätze eher als unsicher eingestuft. „Es dürfte zwischenzeitlich vor allem in Branchen wie Kfz-Gewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf, Lebensmittelgewerbe und personenbezogenen Dienstleistungen zu einem Abbau der Beschäftigung gekommen sein“, schätzt die HWK.
Die Gesamtlage des Handwerks macht Ehlert trotz aktuell wieder zunehmender Einschränkungen des alltäglichen Lebens Mut. Das Geschäftsklima hat sich im Vergleich zum Frühjahr in der Stadt Düsseldorf von 98 auf 112 Punkte verbessert. 82 Prozent von knapp 1600 an der Umfrage teilnehmenden Unternehmenschefs im gesamten Kammerbezirk bewerten ihre Geschäftslage mittlerweile wieder als gut oder zumindest zufriedenstellend. Demgegenüber stehen nur 18 Prozent, die von schlechter gehenden Geschäften berichten „Insgesamt kommt das Handwerk mit der Vielfalt
seiner Gewerke und Märkte besser durch die Corona-Krise als andere Wirtschaftsbereiche“, heißt es deshalb im Lagebericht.
Besonders gut durch die Krise kommen Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, die etwa die Hälfte aller Handwerksbetriebe ausmachen. Letzteres liegt beim Geschäftsklima
mit 123 Prozent an der Spitze (Frühjahr: 112), es folgt das Bauhauptgewerbe.
In immerhin wieder ruhigeren Gefilden bewegen sich laut Ehlert die übrigen Branchen, etwa der Lebensmittelbereich (109 Prozent) und das Gesundheitsgewerbe (108 Prozent).
Eine wichtige Stütze für die vergleichsweise guten Werte des Handwerks sind die staatlichen Hilfen. In einer Sonderumfrage ging die HWK den spezifischen Folgen der Coronakrise nach. „Die Soforthilfe und das Kurzarbeitergeld waren Gold wert. Es war ungeheuer wichtig, dass beides schnell und unkompliziert zur Verfügung stand“, betont Ehlert. Rund 30 Prozent der Betriebe nutzten demnach die Soforthilfe von Bund und Land. In besonders gebeutelten Branchen wie den personenbezogenen Dienstleistungen waren es laut Kammer sogar 40 Prozent.
Bei der Kurzarbeit war es immer noch jeder sechste Handwerksbetrieb, der auf diese Möglichkeit zurückgriff. Sonderregelungen für Stundungen bei Finanzämtern und Sozialversicherungsträgern nahm jedes zehnte befragte Unternehmen in Anspruch.
Positive bewertet Ehlert, dass die Unternehmer verstärkt digitale Lösungen entwickelt hätten (12 Prozent) und auf neue Geschäftsfelder setzen würden (17 Prozent). Immerhin zehn Prozent nutzten mittlerweile mehr digitale Kanäle für Vertrieb und Kundenkontakt. Ehlert: „Dass die Handwerksbetriebe nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern mit viel Kreativität auf die Krise reagieren, macht mir ausgesprochen Mut für die Zukunft unseres Wirtschaftsbereichs.“
Eines hat sich für diesen übrigens auch durch die Corona-Krise nicht verändert: es mangelt weiterhin an Fachkräften. 28 Prozent der Betriebe bieten derzeit offene Stellen. „Das bleibt ein riesiges Thema“, sagt Ehlert und verweist auf die guten beruflichen Perspektiven im Handwerk.