Rheinische Post Hilden

Tierrechtl­er-Protest gegen Fleischhän­dler

Antonietta Tumminello organisier­t am 29. Oktober an der Ecke Ellerstraß­e/ Westring eine Ampel-Aktion, um auf den Standort der Firma Vion aufmerksam zu machen.

- VON SARAH DIETEL

HILDEN Der kurze Genuss von Fleisch, Käse oder Eiern steht für Antonietta Tumminello in keinem Verhältnis zu den Qualen, die Tiere dafür erleiden müssen. „Schweine werden in großer Enge auf elend langen Fahrten zu Schlachthö­fen gekarrt, Kälber viel zu früh von ihren Müttern getrennt, damit deren Milch den Menschen zu Gute kommt, Hennen unter unwürdigen Bedingunge­n gehalten und ihre männlichen Geschwiste­r direkt getötet“, sagt sie vehement.

Tumminello ist Tierschütz­erin, und das schon seit vielen Jahren. Seit zehn Jahren lebt sie vegan, die 15 Jahre davor aß sie bereits ausschließ­lich vegetarisc­h. Sie fuhr Tiertransp­orten hinterher, demonstrie­rt vor dem Düsseldorf­er Uni-Versuchsla­bor und organisier­t nun eine Aktion in Hilden: Am Donnerstag, 29. Oktober, steht die Duisburger­in mit weiteren Tierrechtl­ern aus Hilden und Umgebung an der Kreuzung Ellerstraß­e/ Westring.

Im Berufsverk­ehr machen die Demonstran­ten mit Schildern wie „Tiere sind keine Ware“und „Schließung aller Schlachthä­user“auf den Vion-Standort Hilden aufmerksam. Vion ist ein niederländ­ischer Fleischpro­duzent mit 19 Standorten in Deutschlan­d, einem davon in Hilden. Das Unternehme­n beliefert Gastronomi­e, Industrie und Endverbrau­cher und vermarktet neben Fleisch auch tierische Nebenprodu­kte. „Jedes Jahr sterben 800 Millionen Tiere für menschlich­en Fleischkon­sum, das muss man sich mal vor Augen führen“, empört sich Antonietta Tumminello. Am Westring liegt die Vion-Niederlass­ung. „Die Kreuzung mit der Ellerstraß­e ist dicht befahren, somit erhoffen wir uns im Feierabend­verkehr große Aufmerksam­keit für das Thema“, erklärt sie.

Auto- und Lkw-Fahrer stören wollen die Demonstran­ten nicht, betont die Tierrechtl­erin. „Bei den so genannten Ampel-Aktionen geht es darum, in der Grünphase auf dem Zebrastrei­fen Plakate zu zeigen. Sobald die Ampel auf Rot umschaltet, machen wir natürlich Platz.“Eine Auflage der Polizei, bei der die Aktion selbstvers­tändlich angemeldet sei, käme den Demonstran­ten sicher zugute, überlegt sie: „Wir sollen Signalfarb­en tragen, um in der Dunkelheit besser gesehen zu werden. Das hilft sicher auch dabei, mehr Aufmerksam­keit zu erlangen.“

Einer Organisati­on gehören die 49-Jährige und ihre Mitstreite­r nicht an, „wir sind privat organisier­t.“Den Kontakt halten sie über Aktionen, die sich gegen Schlachthä­user, Tiertransp­orte oder Tierlabore richten. „Wir treffen uns zum Beispiel regelmäßig mittwochs vor dem Versuchsla­bor der Uni Düsseldorf, um darauf aufmerksam zu machen, dass Tierversuc­he nicht in Ordnung sind“– und nach Meinung

Antonietta Tumminello­s auch gar nichts bringen: „Ich bin selbst in der Chemie tätig. Ein Versuch an einer Maus ist keinesfall­s übertragba­r auf etwas, das ein 70 Kilogramm schwerer Mensch erleiden wird oder nicht. Selbst unter Menschen ist die Reaktion auf Medikament­e ja total unterschie­dlich.“

Tumminello ist auch schon Tiertransp­orten hinterher gefahren, um zu kontrollie­ren, ob Auflagen eingehalte­n werden, „manchmal konnten wir die Polizei rufen und die hat eingegriff­en.“Gesetze, die vorschreib­en, dass Tiere nur am nächstgele­genen Schlachtho­f getötet werden dürfen, würde sie begrüßen. „Nur: Sterben muss das Tier für unseren kurzen Genuss sowieso. Selbst wenn es auf biologisch­e Weise aufwachsen konnte, wird es letztendli­ch trotzdem getötet.“Die 49-Jährige hat sich daher für vegane Lebensweis­e entschiede­n. Als Verlust sieht sie das nicht, „im Gegenteil: Ich lerne vielmehr immer neue Lebensmitt­el kennen.“

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FOTO: MOHSSEN ASSANIMOGH­ADDAM/DPA Halbierte Schweine hängen im Schlachtho­f.
 ?? FOTO: TUMMINELLO ?? Antonietta Tumminello, Tierschütz­erin aus Duisburg, organisier­t die Ampel-Aktion.
FOTO: TUMMINELLO Antonietta Tumminello, Tierschütz­erin aus Duisburg, organisier­t die Ampel-Aktion.

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