Die Bürgermeister als politische Geheimwaffe
Josef Hinkel ist frischgebackener Ratsherr und wird aus dem Stand Bürgermeister für die CDU. Dieses Beispiel und auch die Wahl bei den Grünen zeigen, welche besondere Bedeutung das Ehrenamt haben kann.
Die Enttäuschung war 2014 groß bei Gudrun Hock. Die Sozialdemokratin war sehr gerne Bürgermeistern in Düsseldorf, und jetzt, da Thomas Geisel für die Sozialdemokraten den Chefsessel im Rathaus erobert hatte, sollte die Genossin Klaudia Zepuntke zur Bürgermeisterin aufsteigen. Das gefiel der ehemaligen Dezernentin und OB-Kandidatin verständlicherweise nicht. Sie hätte den Posten, der nicht nur Renommee und viele Einladungen, sondern auch ein Büro im Rathaus, ein Sekretariat und einen Dienstwagen mit Fahrer mit sich bringt, gerne behalten.
Nun hatte Hock keinen Fehler gemacht oder war in Ungnade gefallen. Sie passte einfach nicht. Geisel, dem ehemaligen Energiemanager, sollte eine Bürgermeisterin zur Seite stehen, die eher ein soziales Profil hatte. Eine strategische Entscheidung. Warum soll eine Partei an exponierter Stelle mit zwei Managern für sich werben, wenn sie ein breites Profil abdecken und so mehr Zielgruppen ansprechen kann? Dabei konnte Zepuntke, die als Krankenschwester für die evangelische Emmaus-Kirchengemeinde arbeitet, hilfreich sein. Sie machte ihre Sache so gut, dass die Fraktion sie erneut für die Position wählte.
Der Bürgermeister Josef Hinkel (CDU), den Düsseldorf in den kommenden fünf Jahren erleben soll, ist ein Novum, eine ungewöhnliche Wahl. Bei den Narren hat der 61-Jährige viele Positionen bekleidet, war Prinz und CC-Chef, da wäre vielleicht eine Spitzenposition auf jecker Landes- oder Bundesebene der nächste erwartbare Karriereschritt gewesen.
Jetzt aber wird der Ratsneuling gleich Bürgermeister. Ein Posten, von dem ein hochgestellter Christdemokrat jüngst witzelte, er sei in der Vergangenheit oft ein Rentenfonds für verdiente Kommunalpolitiker gewesen. Es geht eben auch anders. Warum? Weil Hinkel gut zum neuen CDU-Oberbürgermeister Keller passt.
Die Dinge wiederholen sich manchmal eben doch. Keller will eine Integrationsfigur sein, und Hinkel ist das schon lange. Als beim Carnevals-Comitee im Hintergrund gegen ihn gearbeitet wurde, warf der Präsident Hinkel hin. Er verabscheut Illoyalität, erst recht im Ehrenamt. Er wird treu an der Seite Kellers stehen und seine vielen guten Kontakte in die Stadtgesellschaft einbringen. Vor allem ergänzt er Kellers höfliche und verbindliche, zuweilen auch etwas beherrschte Art durch eine rheinisch gesteigerte Freundlichkeit und Jovialität. Politiker wollen Menschen schließlich nicht nur überzeugen, sondern bestenfalls auch für sich gewinnen. Das Duo Keller und Hinkel kann das schaffen.
Interessant ist auch die Wahl bei den Grünen. Bis jetzt war bei der neuen Erfolgspartei der Bürgermeisterposten stets mit Männern besetzt. Da auch die OB-Kandidatur von einem Mann wahrgenommen wurde, ist es fast zwingend, dass nun eine Frau den Bürgermeisterposten übernimmt. Mit Clara Gerlach ist den Grünen dabei ein Coup gelungen. Die zweifache Mutter ist erst 43, aber schon 16 Jahre Ratsfrau und politisch versiert. Düsseldorf darf gespannt sein, was Gerlach und Hinkel aus ihren Ämtern machen.