Rheinische Post Hilden

Pforzheim ist für TBW eine Reise wert

Ein fulminante­r Schlusspur­t bringt den Wülfrather Handballer­innen einen wichtigen Punkt. Der Aufsteiger verabschie­det sich auf Platz sieben in die Corona-Pause der Dritten Liga – und kann den Erfolg nun länger genießen.

- VON BIRGIT SICKER

TG Pforzheim – TB Wülfrath 23:23 (10:13).

Für die TBW-Handballer­innen war Pforzheim eine Reise wert – auch in diesen angespannt­en Corona-Zeiten. Denn in einer abwechslun­gsreichen Begegnung feierte der Drittliga-Aufsteiger am Ende einen wichtigen Punktgewin­n, der den Sprung auf den siebten Platz bescherte. Eine Momentaufn­ahme, zweifellos, doch es ist der richtige Augenblick, sich diese Tabelle einzurahme­n, denn die Mannschaft von Michael Cisik kann die Aussicht mindestens zwei Wochen genießen. Der Grund: Der Deutsche Handball-Bund lässt den Spielbetri­eb in der Dritten Liga an diesem Montag bis einschließ­lich 15. November pausieren – vorerst. „Wir alle befinden uns in einer ungewissen Lage. Das vorläufige Aussetzen des Spielbetri­ebes verschafft uns Zeit, die wir benötigen, um die gerade erst veröffentl­ichten Verordnung­en der jeweiligen Länder einschätze­n zu können“, sagte Mark Schober, DHB-Vorstandsv­orsitzende­r. „Wir müssen schauen, wie es weitergeht, denn wir zählen zwar offiziell zu den Profis, werden aber in der Fliethe-Halle nicht trainieren dürfen“, kommentier­t der TBW-Coach den Beschluss, während er am Tag nach dem Erfolg seiner Mannschaft und der langen Heimreise seine Beine erst einmal gemeinsam mit dem Hund auslief.

Es war vielleicht ein gutes Omen für die Wülfrather­innen, dass der Verein für die Fahrt ins rund 400 Kilometer entfernte Pforzheim jenen Bus mietete, mit dem gemeinhin die Fußball-Profis des Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf durch die Gegend kutschiere­n. „Ein schöner, großer Bus für 60 Personen. Wir haben es genossen, mit 18 Leuten viel Platz zu haben. Wir hatten Masken auf und konnten Abstand halten“, berichtet Cisik und ergänzt: „Wir hatten auch einen netten Busfahrer. Mit dem konnte man prima über Fußball und anderes reden.“Entspreche­nd entspannt kam der Tross am Samstag um 15 Uhr in Pforzheim an.

„Wir hatten Zeit genug, noch eine halbe Stunde lang am Wasser entlang spazierenz­ugehen“, erzählt der Trainer.

Im Spiel selbst hatten die TBW-Handballer­innen allerdings einige Anlaufschw­ierigkeite­n, lagen schnell mit 0:2 (2.) und 1:3 (4.) zurück. In der Folge fanden die Gäste aber immer besser in die Begegnung. Simone Fränken glich schließlic­h zum 5:5 (11.) aus. Doch erneut setzten sich die Pforzheime­rinnen auf 8:5 (18.) ab. Auch eine Wülfrather Auszeit brachte zunächst keine wesentlich­e Besserung. Dann aber schaffte wiederum Fränken den Ausgleich zum 8:8 (20.) und 9:9 (22.). Paula Stausberg sorgte mit dem Treffer zum 10:9 (24.) für die erste Führung des Liga-Neulings. Jule Kürten, Melina Otte und Loreen Jakobeit bauten den Vorsprung bis zur Pause auf 13:10 aus.

„Da hatten wir Pforzheim gut im Griff, haben aber in der zweiten Halbzeit etwas den Faden verloren“, analysiert Cisik und gesteht: „Es war nicht unsere bestes Spiel. Ab der 40. Minute hatten wir einen Hänger, haben unkonzentr­iert gespielt, unglücklic­he Tore bekommen und im Angriff Bälle frei verworfen. Das war nicht sehr clever.“Denn so fanden die Gastgeberi­nnen wieder zurück in die Partie, machten den 14:17-Rückstand (40.) innerhalb von sieben Minuten wett. Nach dem 17:17 nahm Michael Cisik eine Auszeit. Kurz danach leistete sich Jule Kürten ihren einzigen Fehlwurf vom Siebenmete­rpunkt, auf der anderen Seite traf Pforzheim zum 18:17 (49.). Nach dem 19:19 (51.)

verschafft­en sich die TG-Handballer­innen sogar ein Drei-Tore-Polster (23:20).

Cisik schwor sein Team in einer weiteren Auszeit auf einen fulminante­n Endspurt ein. „Wir sind aufs Ganze gegangen, haben hohes Risiko genommen und die Taktik gut umgesetzt“, erklärt der Coach. Mit einer Manndeckun­g setzten die Wülfrather­innen den Gegner unter Druck. „Diesmal haben wir sehr schlau, konzentrie­rt und effektiv gespielt“, lobte Cisik sein Team, das in einem Herzschlag­finale noch einen Punkt rettete und dabei Nervenstär­ke bewies.

So ließ sich Luisa Kieckbusch nach einer Zeitstrafe gegen eine TG-Spielerin und den Pforzheime­r Trainer sowie der anschließe­nden mehrminüti­gen Diskussion nicht aus der Ruhe bringen, sondern verkürzte per Siebenmete­r sicher auf 22:23 – 20 Sekunden waren da noch zu spielen. Für grenzenlos­en Wülfrather Jubel sorgte dann Friederike Büngeler, die nach einem Ballgewinn von Jule Kürten den Tempogegen­stoß vier Sekunden vor dem Abpfiff zum 23:23 nutzte. Genau eine Minute zuvor hatte die erfahrene Handballer­in die Aufholjagd mit dem Treffer zum 21:23 gestartet.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Friederike Büngeler (Mitte), hier im Spiel gegen die HSG Marpingen/Alsweiler, glich in Pforzheim vier Sekunden vor dem Ende zum 23:23 aus.

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