Claus Pommer übernimmt das Rathaus
Am Montag hatte Hildens neuer Bürgermeister seinen ersten Arbeitstag mit Corona-Krisenstab, Radiointerview und vielen Gesprächen. In den ersten 100 Tagen möchte er die Mitarbeiter kennenlernen und inhaltliche Akzente setzen.
HILDEN Noch fehlt das Familienfoto auf dem Schreibtisch, noch hallt die Stimme im kahlen Büro in der ersten Etage des Rathauses – Claus Pommer sitzt vor seinem Computer, neben ihm steht eine Kiste mit Ordnern, die er noch in die Schränke räumen muss. Am Montag hat Hildens neuer Bürgermeister seinen ersten offiziellen Arbeitstag. Um 5 Uhr weckt ihn Familienhündin Zora. „Sie wollte frühstücken.“Um 7.30 Uhr geht es für Claus Pommer im Rathaus los, erste Gespräche mit seinen Mitarbeitern. „Aber ich war am Sonntag schon im Rathaus, habe einige Details mit meinem Team besprochen“, erzählt er.
Nach einem Radiointerview fährt Claus Pommer noch vor 9 Uhr in die Feuerwache, um am Stab für außergewöhnliche Ereignisse teilzunehmen. Dort ist die Corona-Pandemie Thema. Und das wird den parteilosen neuen Bürgermeister noch lange begleiten. „Corona und die Auswirkungen auf das wirtschaftliche, aber auch auf das soziale Leben in Hilden werden die größte Herausforderung in den kommenden fünf Jahren – und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus“, sagt Claus Pommer. Die finanziellen Auswirkungen sind noch nicht zu beziffern. Sie werden die Arbeit des Hildeners maßgeblich bestimmen.
In den kommenden 100 Tagen möchte der neue Bürgermeister vor allem seine Mitarbeiter kennenlernen, aber auch schon inhaltlich Akzente setzen. „An Problemen und Themen mangelt es nicht“, sagt er und spricht kurz die Digitalisierung der Verwaltung, Sauberkeit in der Stadt und den Erziehermangel in den Kitas an.„Durch ein externes Unternehmen wird geprüft, wie die Pflege des Stadtbildes und die Grünunterhaltung verbessert werden kann, was ich sehr begrüße und unterstütze – richtig und wichtig ist es außerdem, dass jetzt einige unbefristete Erzieherstellen ausgeschrieben worden sind“, sagt er. Bei der anstehenden Neuorganisation des Rathauses möchte Claus Pommer dafür sorgen, dass die Wirtschaftsförderung, das Controlling und die Digitalisierung strukturell an Bedeutung gewinnen.
Zunächst aber muss er die Ratssitzung am Mittwoch vorbereiten. In der Stadthalle treffen sich die neu gewählten Stadtverordneten zu ihrer konstituierenden Sitzung. Claus Pommer wird nach seiner Vereidigung erstmals den Vorsitz übernehmen. Der Rat wird vor allem Personalentscheidungen treffen und bestimmen, welche Partei welchen Ausschussvorsitzenden stellt. Außerdem wählen die Mitglieder die stellvertretenden Bürgermeister. Überraschungen oder gar Streit dürfte es keinen geben, die Parteien verständigen sich in der Regel im Vorfeld über die Besetzungen.
Um lähmenden Streit oder gar Stillstand im Rat zu vermeiden, wird Claus Pommer in Zukunft viel moderieren müssen – und für seine Ideen und Vorschläge immer wieder Mehrheiten suchen müssen. Während seine Vorgängerin Birgit Alkenings mit der SPD ihre Partei hinter sich und ihren Ideen stehen hatte, fehlen Claus Pommer als parteilosem Bürgermeister diese Stimmen.
Auch wenn die Bürgeraktion, die CDU, die FDP und die Grünen im Oktober 2019 gemeinsam bekannt gaben, dass sie Claus Pommer auf demWeg ins Rathaus unterstützen – in vielen Punkten unterscheiden sich die kommunalpolitischen Ziele der Parteien. Der neue Bürgermeister muss immer wieder für seine Vorschläge werben. „Ich bin mir sicher, dass ich mit meinen Ideen nicht nur im Unterstützerkreis auf offene Ohren stoßen werde“, sagt er. Er werde über die Parteigrenzen hinweg auf alle zugehen. „Ich bin mir sicher, dass alle Fraktionen Hilden voranbringen möchten“, sagt er. Und „In diese Gespräche werde ich viel Zeit und Energie investieren, weil diese Überzeugungsarbeit wichtig ist.“
Bis dahin arbeitet der neue Verwaltungschef erst einmal die Anfragen einiger Bürger ab, die ihn vor allem per E-Mail und über die Sozialen Netzwerke erreichen („Die Menschen haben viele Fragen zum Thema Corona“), stößt Projekte wie die Wiederbelebung der Einkaufshilfe an („Das könnte eine tolle Sache in der Vorweihnachtszeit sein“), arbeitet sich in die Themen ein („Ich möchte mir einen detaillierten Überblick über alle Themen verschaffen“) und lernt seine Mitarbeiter kennen. „Ich möchte alle Bereiche der Stadtverwaltung kennenlernen – und vor allem auch die Mitarbeiter“, sagt er. Dafür werde er in den kommenden Wochen und Monaten überall vorbeischauen, sich persönlich vorstellen und das Gespräch suchen, verspricht er.
Um nach vorne schauen zu können, musste sich Claus Pommer aber auch von seinem bisherigen Job verabschieden. „Das war sehr emotional. Ein Wechselbad der Gefühle.“Einerseits habe er viele tolle Kollegen zurücklassen müssen, anderseits freut er sich auch auf die Herausforderung – mit der Erkenntnis am Montagabend: „Ich bin auch nach dem ersten Tag im Rathaus noch fest davon überzeugt, alles richtig gemacht zu haben“, sagt er mit einem Zwinkern.