Rheinische Post Hilden

Jora und ihre Familie suchen Wohnung

Familie Reuter fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. Seit langem suchen die Eltern für sich, ihre vier Kinder, den Hund und das zeitweise anwesende Pflegepers­onal für die lebensverk­ürzt erkrankte Tochter nach einer Wohnung.

- VON INA BODENRÖDER

HILDEN Als fröhliche kleine Menschen auf Wahlplakat­en sind Kinder oft ein beliebtes Motiv – zuletzt im Hildener Kommunalwa­hlkampf. Suchen Familien mit viel Nachwuchs allerdings eine passende Wohnung, scheint das bei Vermietern oftmals wenig Begeisteru­ng hervorzuru­fen. So erlebt das seit Jahren die Familie Reuter: Die Eltern Frank und Carmen haben vier Töchter und einen Hund. Gemeinsam wohnen sie auf 106 Quadratmet­ern in einer Wohnung der städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft Hilden (WGH).

Da die fünfjährig­e Tochter Jora schwerbehi­ndert und lebensverk­ürzt erkrankt ist, muss sie rund um die Uhr betreut werden: Mit den sechs Familienmi­tgliedern hält sich zwölf Stunden am Tag also auch Pflegepers­onal in der Wohnung auf. „Wir suchen händeringe­nd nach Wohnraum“, sagen die Reuters. In den letzten Monaten hat sich ihre Situation durch Joras fortschrei­tende Krankheit

weiter verschlech­tert. Wird die gesundheit­liche Lage noch schlimmer, könnte eine 24-Stunden-Beatmung mit den entspreche­nden Geräten notwendig werden. Bereits jetzt stehen das Zimmer des Mädchens und die ganze Wohnung voller Hilfsmitte­l.

„Seit einem Jahr haben wir unsere Suche nach einer größeren Wohnung wegen der Pflegesitu­ation intensivie­rt“, erzählt Frank Reuter. Doch bei Vermietern erfährt die Großfamili­e vor allem eines: Ablehnung. Auch bei der

Stadt haben er und seine Frau um Hilfe gebeten – aber bislang keine bekommen, sagt er. „Wir sind sehr enttäuscht und fühlen uns im Stich gelassen!“, fassen sie ihre Erlebnisse zusammen.

140 Quadratmet­er würden ihnen mit Wohnberech­tigungssch­ein zustehen. Doch der Schein nutzt der Familie offenbar wenig. Denn: „Es gibt eine kleinere vermietete 6-Zimmer-Wohnung. Es gibt ansonsten keine öffentlich geförderte Wohnung mit bis zu sieben Zimmern und 140 Quadratmet­ern“, heißt es auf RP-Anfrage aus dem Rathaus zum kommunalen Wohnrauman­gebot.

Dass passende Wohnungen knapp sind, hatten die Reuters bei ihren zahlreiche­n Gesprächen mit der Stadtverwa­ltung bereits erfahren. Stattdesse­n erhielten sie den Tipp, doch „etwas zu kaufen“. Das aber ist für sie keine Option.

Unverständ­lich aus Sicht der Familie: Bei ihren Recherchen stießen sie auf die Häuser in der Brahmsstra­ße. Zwei von ihnen hat die Stadt in den vergangene­n Jahren vom Bund für die Unterbring­ung von Flüchtling­en zur Verfügung gestellt bekommen. Auf Nachfrage, ob sie eines der anderen leerstehen­den Häuser mieten könne, erhielt die Familie keine klare Antwort: Der Stadt gehören sie nicht, die zuständige Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (Bima) kennt die Häuser laut Familie Reuter nicht.

„Die Stadt Hilden verfügt über

keinen frei zu vermietend­en Wohnraum der Bundesimmo­bilienanst­alt am Brahmsweg. Der Stadt Hilden wurde Wohnraum der BIMA ausschließ­lich für die Nutzung durch Asylbewerb­er zur Verfügung gestellt, diese Häuser werden auch zur Unterbring­ung von Flüchtling­en genutzt“, klärte die Stadt in dieser Woche auf. Und weiter: „Die Stadt Hilden mietet selber keinen Wohnraum zur Untervermi­etung an.“

Das ist für Frank und Carmen Reuter unverständ­lich: „Warum kann die Stadt keine Wohnungen für Familien in Not anmieten?“, wollen sie wissen. Sie seien schließlic­h keine Schmarotze­r, sondern ganz normale Mieter, die sich ehrlich bemühten. „Ich finde es sehr schade, dass unserer Familie nicht geholfen wird. Unsere Lebensqual­ität leidet massiv“, sagt Frank Reuter.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Frank und Carmen haben vier Töchter und einen Hund. Die Familie braucht dringend mehr Raum.

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