Rheinische Post Hilden

Nach Wien-Attentat Razzia bei deutschen Islamisten

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KARLSRUHE (dpa) Nach dem islamistis­chen Terroransc­hlag von Wien haben Ermittler am Freitagmor­gen die Wohnungen von fünf jungen Männern in Deutschlan­d durchsucht. Sie gelten nicht als tatverdäch­tig, sollen aber direkt oder indirekt Verbindung­en zu dem österreich­ischen Attentäter gehabt haben. Zwei der Männer sollen ihn im Sommer sogar in Wien getroffen haben, wie Bundesanwa­ltschaft und Bundeskrim­inalamt (BKA) mitteilten. Festnahmen habe es aber nicht gegeben.

Ein Anhänger der Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) hatte am Montag in der österreich­ischen Hauptstadt vier Menschen getötet und mehr als 20 Menschen verletzt, bevor er selbst durch Polizeisch­üsse starb. Der 20-jährige Attentäter war nach Überzeugun­g der Ermittler Teil eines radikal-islamistis­chen Netzwerks, das über Österreich hinausreic­ht.

Auch die fünf Männer aus Deutschlan­d, die zwischen 18 und 25 Jahre alt sind, rechnen die Ermittler der Islamisten­szene zu. Zwei von ihnen kommen aus Osnabrück. Die anderen Durchsuchu­ngen fanden in Kassel, Bremen sowie im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) statt. Der Mann aus Kassel und einer der Osnabrücke­r waren offenbar vom 16. bis zum 20. Juli in Wien. Dort hätten sie sich mehrmals mit dem späteren Attentäter getroffen. Einer der beiden sei sogar bei ihm untergebra­cht gewesen, hieß es aus Sicherheit­skreisen. Außerdem habe es Kontakt über einen Messenger-Dienst gegeben. Auch der dritte Mann soll laut Bundesanwa­ltschaft und BKA über das Internet Kontakt zu dem Attentäter gehabt haben. Die beiden anderen hatten demnach keine direkte Verbindung, sollen aber mit Kontaktper­sonen des Mannes ebenfalls übers Internet kommunizie­rt haben.

Der Mann aus Schleswig-Holstein ist nach Informatio­nen des „Spiegel“einschlägi­g aktenkundi­g und soll mit seiner Familie früher in Wien gelebt haben. Wegen eines fehlgeschl­agenen Ausreiseve­rsuchs nach Syrien mit anderen Islamisten sei er vor zwei Jahren vom Hamburger Landgerich­t zu einer Bewährungs­strafe verurteilt worden.

Anlass für die Durchsuchu­ngen waren laut Bundesanwa­ltschaft und BKA Erkenntnis­se, „die von der österreich­ischen Justiz an die deutschen Strafverfo­lgungsbehö­rden übermittel­t worden waren“. Daraufhin seien am Donnerstag beim Ermittlung­srichter des Bundesgeri­chtshofs Durchsuchu­ngsbeschlü­sse erwirkt worden. Es sei richtig, dass die Behörden nun die deutschen Verbindung­en des Wiener Islamisten betrachtet­en, sagte der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Mathias Middelberg (CDU). Dies sei „auch ein Signal an mögliche Nachahmer und Gleichgesi­nnte des Täters“, damit diese wüssten: „Die Sicherheit­sbehörden haben Euch im Blick“.

Bei den Durchsuchu­ngen ging es laut Bundesanwa­ltschaft und BKA um die Sicherstel­lung möglicher Beweismitt­el, vor allem um Kommunikat­ionsmittel.

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FOTO: IMAGO IMAGES In Kassel durchsuche­n Spezialein­heiten Wohnräume mutmaßlich­er Islamisten, die mit dem Attentäter von Wien in Kontakt gestanden haben sollen.

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