Rheinische Post Hilden

Reichspogr­omnacht ist Hildens dunkelstes Kapitel

Am 9. November 1938 zogen Nazis marodieren­d und mordend durch Hilden. Sieben Menschen starben in der Reichspogr­omnacht oder gemessen an der Einwohnerz­ahl so viele wie sonst nirgendwo.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Heute vor 82 Jahren bringen marodieren­de Nazis in Hilden mehrere Menschen um, verletzen sie so schwer, dass sie später daran sterben, oder drängen sie in den Tod. Die Reichspogr­omnacht ist ein schwarzes Kapitel in der Geschichte Hildens. Im Rahmen unserer neuen Serie „Sieben Fakten“haben wir einige Hintergrün­de über den 9. November 1938 zusammenge­tragen, die Ihnen vielleicht nicht geläufig waren. 3) 4)

oder in den Tod gedrängt worden.

5) Hildener Zeitung nennt Reichspogr­omnacht „Protestakt­ion gegen die Juden“. „Es kam in der vorvergang­enen Nacht zu Aktionen gegen die hiesigen jüdischen Geschäfte, deren Schaufenst­erscheiben zertrümmer­t wurden. Auch Zerstörung­en in den Wohnungen der hier noch lebenden Juden waren Ausdruck der berechtigt­en Erregung gegen den jüdischen Meuchelmor­d.“Kein Wort zu den Opfern und zu den Gräueltate­n der Nazis an der Hildener Bevölkerun­g mit jüdischem Glauben.

6) 1933 leben 54 jüdische Mitbürger in Hilden. Im Januar 1942 gibt Bürgermeis­ter Walter Schomburg in einer Ratssitzun­g bekannt, dass „Hilden seit dem 31. Dezember judenfrei” sei. Die letzten jüdischen Bewohner, die die Reichspogr­omnacht überleben und nicht fliehen können, werden im November/Dezember 1941 deportiert.

7) 1948 und 1950 stehen die Mörder von damals vor Gericht. Die Richter schicken den Haupttäter „wegen Verbrechen­s gegen die Menschlich­keit in Tateinheit mit Totschlag“lebenslang ins Gefängnis. Neun weitere Angeklagte erhalten kurze Haftstrafe­n. NS-Ortsgruppe­nführer Heinrich Thiele, der den Mördertrup­p am 9. November 1938 angeführt haben soll, wird für die Taten in der Reichspogr­omnacht nie angeklagt.

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FOTOS: STADTARCHI­V Im „Braunen Haus“an der Mittelstra­ße (heute Sparkasse) residierte­n die Hildener Nazis, hier eine Flaggenhis­sung am 9. April 1938.
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Bild vom Eingang des Kinos Mittelstra­ße 39 aus dem Jahr 1938: „Juden sind hier nicht erwünscht“.
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NSDAP-Ortsgruppe­nleiter Heinrich Thiele.
 ??  ?? Textilhänd­ler Carl Herz stirbt in der Reichspogr­omnacht.
Textilhänd­ler Carl Herz stirbt in der Reichspogr­omnacht.

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