Rheinische Post Hilden

Keine Zeit für Steuererhö­hungen

- VON ANTJE HÖNING

Die Corona-Krise setzt auch Wirtschaft und Staatsfina­nzen unter Druck. Und wenn Finanzmini­ster Olaf Scholz nun Licht im grauen November ausmacht, könnte sich das als berufsbedi­ngte Sehschwäch­e herausstel­len. Der Winter wird hart werden, die Zahl der Pleiten wird 2021 steigen. Bei der Steuerschä­tzung ist es wie mit dem halb gefüllten Glas: Gemessen an der Prognose vom Sommer mag es dem Minister halbvoll erscheinen. Doch gemessen an den Vorjahren ist es halb leer.

Das stellt die Steuerpoli­tik vor große Herausford­erungen. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund fordert bereits, die Schuldenbr­emse auch 2022 auszusetze­n. Das ist Trittbrett­fahrerei: Der DGB, der schon immer etwas gegen die Selbstzüge­lung des Staates hatte, nutzt die Krise aus. Dabei behindert die Schuldenbr­emse die Krisenbekä­mpfung nicht. Sie ist viel flexibler, als ihre Gegner glauben. Die Katastroph­en-Klausel sieht ausdrückli­ch vor, dass der in einer Pandemie Schulden machen darf. Dazu muss nur der Krisenfall festgestel­lt werden. Für 2020 und 2021 sind sich alle einig. Doch es ist zu früh, über 2022 zu sprechen.

Erst recht ist jetzt nicht die Zeit für Steuererhö­hungen, die DGB, Linksparte­i und Teile der SPD fordern. Auch die Abschaffun­g des Soli darf nicht zur Dispositio­n stehen. Im Gegenteil: Bürger und Firmen müssen entlastet werden, damit Konsum und Investitio­nen anspringen. Für die Firmen ist es zudem wichtig, dass der steuerlich­e Verlustrüc­ktrag kommt. Aus der Finanzkris­e 2009 hat sich die deutsche Wirtschaft durch ihre Wachstumsk­räfte befreit. Und über das Wachstum ist es dem Staat gelungen, die Schuldenqu­ote wieder auf 60 Prozent zu senken. Wachstum stärken – das muss auch die Blaupause für die Corona-Krise sein. Sie sollte nicht instrument­alisiert werden, um alte Platten der Wirtschaft­spolitik aufzulegen.

BERICHT STEUERN IN NRW BRECHEN 2021 EIN, TITELSEITE

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