Rheinische Post Hilden

Teures Spaltmater­ial

- VON HOLGER MÖHLE

Der Atomaussti­eg steht. Und ist doch nach dem jüngsten Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts wieder ein wenig ins Wanken geraten. Ende 2022 sollen die letzten Atommeiler in Deutschlan­d vom Netz gehen. Auch Reststromm­engen können über dieses Datum hinaus nicht mehr übertragen werden. Dann will die Republik ohne selbst erzeugten Atomstrom auskommen. Das ist politisch und gesellscha­ftlich nicht zuletzt als Reaktion auf die Reaktorkat­astrophe im japanische­n Fukushima 2011 so gewollt.

Doch jetzt hat das höchste deutsche Gericht dem Gesetzgebe­r neue Hausaufgab­en mit auf den Weg in die atomstromf­reie Epoche gegeben. Die Bundesrepu­blik muss Atomkraftw­erksbetrei­bern nach erfolgreic­her Klage des schwedisch­en Vattenfall-Konzerns für jene Reststromm­engen einen vermutlich höheren Ausgleich als geplant bezahlen, die die Unternehme­n (wegen der Abschaltun­g ihrer Meiler) nicht mehr selbst produziere­n oder an andere Energiekon­zerne verkaufen konnten.

Die ganz harten Schlachten auf den Straßen, Schienen und Äckern um die Atomkraft sind zwar geschlagen. Doch bis heute können weder Regierung noch Betreiber noch die Gesellscha­ft insgesamt das Streitkapi­tel Atomkraft schließen. Die Karlsruher Richter haben dem Gesetzgebe­r nun auferlegt, den finanziell­en Ausgleich für verfallene Atomstromk­ontingente klarer zu regeln. Jetzt will Ministerin Svenja Schulze das handwerkli­ch schlampige Gesetz mit Tempo nachbesser­n. Dabei ist die Endlosschl­eife um die Atomkraft noch lange nicht fertig gedreht. Mit Castor-Transporte­n kommt weiterer Atommüll zurück nach Deutschlan­d. Und der Streit um ein sicheres Endlager wird erst richtig losgehen, sobald erste Standorte genannt sind. Es gibt kein Vertun: Der Atomzoff geht weiter.

BERICHT BUND MUSS ATOMAUSSTI­EG NEU REGELN, WIRTSCHAFT

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