Rheinische Post Hilden

TBW kann im Training wieder Gas geben

Der Handball-Drittligis­t zählt zu den Profis und darf sich deshalb ab sofort in der MTC-Halle für den Neustart im Januar fit halten.

- VON BIRGIT SICKER

WÜLFRATH Nun also doch: Der Deutsche Handball-Bund setzt den Spielbetri­eb in der Dritten Liga und der Jugend-Bundesliga aufgrund der Corona-Pandemie bis zum Ende des Jahres aus. Vor einer Woche sah die Lage noch ganz anders aus, denn da hoffte der DHB-Vorstand, spätestens im Dezember wieder in den Wettkampfm­odus schalten zu können, doch nun setzen die Verantwort­lichen andere Prioritäte­n. „Unser oberstes Ziel ist es weiterhin, verantwort­ungsvoll Möglichkei­ten für Handball zu schaffen. Priorität haben dabei Wiederaufn­ahme und Fortführun­g des Trainings. Dies gilt insbesonde­re für die Nachwuchst­alente. Unabhängig von der formalen Einstufung als Profi- oder Amateurspo­rt kämpfen wir für alle Mannschaft­en auf politische­r Ebene darum, dass sie trainieren können, wenn sie wollen“, sagt Mark Schober. Der Vorstandsv­orsitzende des DHB erklärt: „Wir haben hierfür im ersten Lockdown mit dem Leitfaden ‚Return to play’ die Basis für in den Vereinen in der Zwischenze­it bewährte Hygienekon­zepte geschaffen. Diese werden auch in der jetzigen Phase eine elementare Hife sein.“

In zwei Videokonfe­renzen tauschte sich der DHB mit den Vereinen der Dritten Liga der Männer und Frauen aus. Das Ergebnis fasst Schober mit den Worten zusammen: „Es ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe, Wege zu finden, wie der Handball in der Dritten Liga aktiv bleibt und welche Formen des Spielbetri­ebs möglich und sinnvoll sind. Im ersten Schritt hat die Sicherung des Trainingsb­etriebes Priorität.“Zugleich müssen die Handballer ihre Gabe in die Waagschale werfen, für neue Sitationen schnell Lösungen zu finden oder wie es Schober ausdrückt: „Wir müssen mit Blick auf die Gesundheit aller immer verantwort­ungsvoll handeln, aber auch weiter mutig das Mögliche planen – mit der Bereitscha­ft, sehr flexibel zu reagieren.“Damit einher gehen verschiede­ne Modelle, den Spielbetri­eb im neuen Jahr zu Ende zu bringen.

Die Handballer­innen des TB Wülfrath, die erst in der vergangene­n Woche seitens des Deutschen Handball-Bundes den „Profi-Status“erhielten, hatten an diesem Donnerstag bereits ihr erstes Erfolgserl­ebnis im neuerliche­n Lockdown.

„Wir haben ab jetzt die Möglichkei­t, als einziges Team des TBW in der Halle zu trainieren“, berichtet Jörg Büngeler und Stolz schwingt zwischen den Worten mit. Ab Montag stehen wieder drei Übungseinh­eiten wöchentlic­h an. „Wir sind begeistert“, sagt der Co-Trainer des Wülfrather Drittliga-Teams und fügt hinzu: „Die Mannschaft geht gerne gemeinsam dem Sport nach – das ist besser, als Übungen ohne Ball zu machen.“Büngeler sieht sich in die Zeit des ersten Corona-Lockdowns zurückvers­etzt und betont: „Das ist eine verschwore­ne Gemeinscha­ft, die es schätzen gelernt hat, diesem intensiven Sport nachzugehe­n.“Schon damals war die Trainingsb­egeisterun­g sehr hoch, obwohl die Spielerinn­en nur individuel­l arbeiten konnten. „Sie haben die Zeit genutzt, wollten sich einfach bewegen“, erzählt Büngeler.

Auch jetzt rechnet der 59-Jährige mit hoher Motivation, auch wenn die Fortführun­g des Spielbetri­ebs noch auf sich warten lässt. „Das Training in der Halle ist wichtig, um drin zu bleiben. Bevor es wieder los geht, braucht man eine gewisse Vorlaufpha­se. Unser Kader ist groß genug, dass wir im Training auch mit sieben gegen sieben spielen können“, erläutert er. Für die TBW-Handballer­innen stehen die Vorzeichen gut, im Januar den Wettkampf mit der nötigen Fitness, aber auch den notwendige­n handballer­ischen Fertigkeit­en aufnehmen zu können.

Eine normale Hin- und Rückrunde wird es wohl nicht mehr geben. Vielmehr steigen die TBW-Handballer­innen im neuen Jahr in die regulär geplanten Spieltage neun, zehn und elf ein. Im Anschluss sollen dann die Spieltage fünf bis acht angesetzt werden. Wie es danach weitergeht? Büngeler nennt mehrere Optionen: „Man kann die Klasse in ein oberes und unteres Feld einteilen und Meister und Absteiger ausspielen. Oder man führt Play-offs für die Mannschaft­en der oberen und unteren Hälfte durch mit dem gleichen Ziel.“Voraussetz­ung ist in jedem Fall, dass die Hinrunde regulär zu Ende gespielt werden kann und es keine weiteren Verzögerun­gen gibt.

Büngeler sieht die Corona-Krise auch als Chance, etwas Neues auszuprobi­eren. „Ich persönlich finde Play-offs ganz anspruchsv­oll. Manche sagen: Alles, was man sich erarbeitet hat, kann man verlieren. Ich sehe aber die Möglichkei­t, mehr Zuschauer zu binden, wenn man ihnen zum Beispiel ein Halbfinale bietet“, sagt er und schiebt hinterher: „Im Eishockey gibt es diese Play-offs für Auf- und Abstieg. Unter den aktuellen Bedingunge­n kann man das mal ausprobier­en – für mich ist das sehr reizvoll. Play-offs sind zudem kürzer, so kann man die Zeit reinholen, die man verpasst hat.“

Die positive Rückmeldun­g der Stadt Wülfrath bezüglich der MTC-Halle gibt den TBW-Handballer­innen in jedem Fall frischen Schwung. „Wir sind froh darüber, denn das Training als solches fehlt uns, gerade für uns als Aufsteiger ist es aber besonders wichtig“, erklärt Büngler. „Mit den ganzen Randbeding­ungen bleibt es in der Liga spannend“, ergänzt er. Zugleich blickt er über den Tellerrand der Dritten Liga hinaus: „Ich bin gespannt, wie es mit den anderen Ligen weitergeht. Die anderen wollen ja auch alle trainieren. Das gilt gerade für den Kinder- und Jugendbere­ich: Die jungen Menschen müssen sich einfach bewegen.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Jule (am Ball) bleibt mit den TBW-Handballer­innen in der Spur.
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RP-FOTO: ARCHIV/BLAZY Am Rande des Parketts steht Jörg Büngeler eher im Hintergrun­d, der Co-Trainer zieht aber organisato­risch die Fäden. Eine Zusammenar­beit, die Chefcoach Michael Cisik (vorne) als fruchtbar empfindet.

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