MMEC Mannesmann hat Insolvenz angemeldet
Mehr als 200 Mitarbeiter bekamen seit August kein Geld mehr. Die meisten haben gekündigt.
DÜSSELDORF Ein Kapitel der langen Mannesmann-Geschichte in Düsseldorf droht, kein gutes Ende zu nehmen. MMEC Mannesmann hat Insolvenz angemeldet. Als Grund nennt der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Holzmann, Rechtsanwalt bei der Wirtschaftskanzlei CMS, „Zahlungsunfähigkeit und den Wegfall der positiven Fortbestehensprognose“. Er bestätigt zudem Informationen unserer Redaktion, dass die mehr als 200 Mitarbeiter in Düsseldorf seit August keine Löhne und Gehälter mehr bekommen haben.
Wie ein Mitarbeiter (Name der Redaktion bekannt) berichtet, sei der Geschäftsbetrieb Mitte Oktober unmittelbar nach Anmeldung der Insolvenz eingestellt, die Angestellten freigestellt worden. Auch Holzmann bestätigt, dass zunächst ein „faktisch eingestellter Geschäftsbetrieb vorgefunden“worden sei. Jedoch: „Mittlerweile konnte trotz der angespannten Liquiditätssituation ein Notgeschäftsbetrieb zur Stabilisierung der Lage des Unternehmens etabliert werden.“Mehr ist vorerst offenbar nicht mehr möglich, da laut Holzmann mehr als „80 Prozent der Mitarbeiter infolge der ausstehenden Lohn- und Gehaltszahlungen außerordentlich zum 31. Oktober gekündigt“haben. Hintergrund: Nur drei Monate lang fließt das Insolvenzausfallgeld von der Bundesagentur für Arbeit.
Für die Zukunft des Unternehmens steht laut CMS bereits fest: „Eine Gesamtsanierung ist ausgeschlossen.“Chancen für eine Teilsanierung würden geprüft und dafür Rechts-, Geschäfts- und Vermögensverhältnisse ermittelt.
Eine Anfrage unserer Redaktion beim Unternehmen selbst blieb unbeantwortet. Ein Mitarbeiter berichtet, dass bereits seit Mai die Kommunikation seitens der Führungsebene eingestellt worden sei. „Bis zuletzt ist die Belegschaft im Ungewissen gelassen worden“, sagt er. Per E-Mail sei man letztlich über den Stand der Dinge informiert worden. Einige seiner Kollegen seien seit ihrer Ausbildung in den 1980er Jahren bei Mannesmann
gewesen.
Die Mannesmann Anlagenbau AG war 1999 an die französische Firma Technip verkauft worden. 2016 trennte sich das Unternehmen von der deutschen Tochterfirma in Düsseldorf. Sie wurde zum eigenständigen Unternehmen MMEC Mannesmann GmbH an der Theodorstraße.
Bis zuletzt war MMEC ein Spezialist für den Anlagenbau. Der Energiekonzern Uniper beauftragte zum Beispiel Ende 2019 die Sener und MMEC Mannesmann mit dem Bau eines gasbefeuerten Heizkraftwerks in Gelsenkirchen. Zusammen mit MAN Energy Solutions sollten die Düsseldorfer für die Thüringer Energie AG (Teag) das Heizkraftwerk in
Jena um fünf Gasmotoren erweitern.
Offen ist, wie es zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens kam, das mehreren Investoren gehört. Ein Blick in den Geschäftsbericht für das Jahr 2017 zeigt, dass ein Jahresüberschuss von 53 Millionen Euro verbucht wurde. Allerdings ist auch von einer durch den Gesellschafter vorgenommenen Entnahme aus der Kapitalrücklage in Höhe von rund 35 Millionen Euro die Rede. Der – mittlerweile ehemalige – Mitarbeiter des Unternehmens vermutet eine zu dünne Kapitaldecke, um Auftragspausen zu überbrücken. Zudem wundere er sich, dass die Eigentümer des Unternehmens nie bekannt geworden seien.