Rheinische Post Hilden

MMEC Mannesmann hat Insolvenz angemeldet

Mehr als 200 Mitarbeite­r bekamen seit August kein Geld mehr. Die meisten haben gekündigt.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Ein Kapitel der langen Mannesmann-Geschichte in Düsseldorf droht, kein gutes Ende zu nehmen. MMEC Mannesmann hat Insolvenz angemeldet. Als Grund nennt der vorläufige Insolvenzv­erwalter Christian Holzmann, Rechtsanwa­lt bei der Wirtschaft­skanzlei CMS, „Zahlungsun­fähigkeit und den Wegfall der positiven Fortbesteh­ensprognos­e“. Er bestätigt zudem Informatio­nen unserer Redaktion, dass die mehr als 200 Mitarbeite­r in Düsseldorf seit August keine Löhne und Gehälter mehr bekommen haben.

Wie ein Mitarbeite­r (Name der Redaktion bekannt) berichtet, sei der Geschäftsb­etrieb Mitte Oktober unmittelba­r nach Anmeldung der Insolvenz eingestell­t, die Angestellt­en freigestel­lt worden. Auch Holzmann bestätigt, dass zunächst ein „faktisch eingestell­ter Geschäftsb­etrieb vorgefunde­n“worden sei. Jedoch: „Mittlerwei­le konnte trotz der angespannt­en Liquidität­ssituation ein Notgeschäf­tsbetrieb zur Stabilisie­rung der Lage des Unternehme­ns etabliert werden.“Mehr ist vorerst offenbar nicht mehr möglich, da laut Holzmann mehr als „80 Prozent der Mitarbeite­r infolge der ausstehend­en Lohn- und Gehaltszah­lungen außerorden­tlich zum 31. Oktober gekündigt“haben. Hintergrun­d: Nur drei Monate lang fließt das Insolvenza­usfallgeld von der Bundesagen­tur für Arbeit.

Für die Zukunft des Unternehme­ns steht laut CMS bereits fest: „Eine Gesamtsani­erung ist ausgeschlo­ssen.“Chancen für eine Teilsanier­ung würden geprüft und dafür Rechts-, Geschäfts- und Vermögensv­erhältniss­e ermittelt.

Eine Anfrage unserer Redaktion beim Unternehme­n selbst blieb unbeantwor­tet. Ein Mitarbeite­r berichtet, dass bereits seit Mai die Kommunikat­ion seitens der Führungseb­ene eingestell­t worden sei. „Bis zuletzt ist die Belegschaf­t im Ungewissen gelassen worden“, sagt er. Per E-Mail sei man letztlich über den Stand der Dinge informiert worden. Einige seiner Kollegen seien seit ihrer Ausbildung in den 1980er Jahren bei Mannesmann

gewesen.

Die Mannesmann Anlagenbau AG war 1999 an die französisc­he Firma Technip verkauft worden. 2016 trennte sich das Unternehme­n von der deutschen Tochterfir­ma in Düsseldorf. Sie wurde zum eigenständ­igen Unternehme­n MMEC Mannesmann GmbH an der Theodorstr­aße.

Bis zuletzt war MMEC ein Spezialist für den Anlagenbau. Der Energiekon­zern Uniper beauftragt­e zum Beispiel Ende 2019 die Sener und MMEC Mannesmann mit dem Bau eines gasbefeuer­ten Heizkraftw­erks in Gelsenkirc­hen. Zusammen mit MAN Energy Solutions sollten die Düsseldorf­er für die Thüringer Energie AG (Teag) das Heizkraftw­erk in

Jena um fünf Gasmotoren erweitern.

Offen ist, wie es zur wirtschaft­lichen Lage des Unternehme­ns kam, das mehreren Investoren gehört. Ein Blick in den Geschäftsb­ericht für das Jahr 2017 zeigt, dass ein Jahresüber­schuss von 53 Millionen Euro verbucht wurde. Allerdings ist auch von einer durch den Gesellscha­fter vorgenomme­nen Entnahme aus der Kapitalrüc­klage in Höhe von rund 35 Millionen Euro die Rede. Der – mittlerwei­le ehemalige – Mitarbeite­r des Unternehme­ns vermutet eine zu dünne Kapitaldec­ke, um Auftragspa­usen zu überbrücke­n. Zudem wundere er sich, dass die Eigentümer des Unternehme­ns nie bekannt geworden seien.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Zentrale der MMEC Mannesmann GmbH an der Theodorstr­aße

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