Schule und was dann? Den richtigen Weg für sich finden
Unabhängig vom Berufswunsch gibt es elementare Fragen, die sich jeder Jugendliche in der Phase der Berufsorientierung stellt. Alice Braun von der Agentur für Arbeit beantwortet sie.
Welche Vorteile bietet eine duale Ausbildung?
Die duale Ausbildung punktet natürlich schon damit, dass die Auszubildenden von Beginn an ein Gehalt bekommen. Sie erhalten außerdem praktische Einblicke. Die Verknüpfung aus Theorie und Praxis macht die duale Ausbildung so wertvoll. Nach der Ausbildung gibt es die Möglichkeit, sich im Ausbildungsbetrieb beruflich weiterzuentwickeln. Wer sich dann entscheiden sollte, noch ein Studium anzuschließen, baut auf bereits fundiertem Fachwissen und erster Berufserfahrung auf. Manche Betriebe unterstützen ihre Azubis auch über die Ausbildung hinaus – zum Beispiel mit einem berufsbegleitenden Studium.
Studium oder Ausbildung? Für wen ist das Studium eine Alternative?
Das hängt in erster Linie vom angestrebten Tätigkeitsfeld ab. Für manche Berufe benötigt man ein abgeschlossenes Studium, für andere eine abgeschlossene Ausbildung – für manche am besten beides. In den Beratungsgesprächen regen wir die Jugendlichen dazu an, sich dieser Frage aus zwei Richtungen zu nähern: Wo will ich hin und was kann ich gut.
Kommt ein Studium in Betracht, bitten wir die Schüler sich selbst folgende Fragen zu stellen: Wie lerne ich? Und: Wie motiviere ich mich? Als Studierender muss ich in der Lage sein, Motivationstiefs eigenständig zu überwinden und auf den Punkt in den Prüfungen die Leistungen abzurufen. Wenn ich bereits in der Schulzeit ohne Aufforderung und aus eigenem Antrieb Dinge in Angriff genommen habe und gegebenenfalls auch bereit war, über das normale Maß hinaus zu arbeiten, so sind das bereits gute Indikatoren. Eine gewisse Freude am Lesen gehört ebenfalls dazu. Auch in Zeiten des Internets ist ein Studium nichts für Büchermuffel. Selbst, wenn jemand diese Fragen mit seinen Erfahrungen aus der Schule nicht eindeutig positiv beantworten kann, muss das nicht das Aus für ein Studium sein. Manche Menschen entwickeln gerade im Studium eine Begeisterung und eine Leidenschaft zum Lernen, die ihnen in der Schulzeit völlig fremd war.
Wann macht ein duales Studium Sinn?
Es bietet gleichzeitig Praxisbezug und einen Bachelor-Abschluss. Während des Studiums wird in der Regel ein gutes
Gehalt gezahlt und die Übernahmechancen sind hervorragend.
Der Anspruch an die dualen Studenten ist recht hoch. Sie müssen allen Akteuren gleichermaßen gerecht werden. Duale Studiengänge gibt es zum Beispiel in Wirtschaft, Technik und Verwaltung. Welche Richtung am besten passt oder ob eine duale Ausbildung besser geeignet ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab, die sich am besten in einer Beratung klären lassen.
Haben auch schlechtere Schüler Chancen auf dem Ausbildungsmarkt?
Bei der Bewerbung um eine Ausbildungsstelle sind die Zeugnisnoten wichtig, aber auch nicht alles. Neben den Noten sind persönliche Fähigkeiten entscheidend. Hier zählen für Arbeitgeber zum Beispiel Freundlichkeit und gute kommunikative Fähigkeiten sowie Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft.
Es ist richtig, dass ein höherer Schulabschluss vielfältige Möglichkeiten bietet. Aber: Das ist nicht der einzige Weg. Viele Berufe, in denen Jugendliche zum Beispiel mit einem Hauptschulabschluss in die Ausbildung starten können, bieten Entwicklungsmöglichkeiten.
In der beruflichen Laufbahn sind die Fort- und Weiterbildung, beispielsweise ein Studium oder der Erwerb eines Meisterbriefs, genauso möglich wie mit einem Abitur. Die berufliche Weiterentwicklung ist also auch auf diesem Weg möglich. (rps)