Rheinische Post Hilden

Ein „echter Bilker Jung“ist Coach des 1. FCW

Der neue Trainer des Wülfrather Landesliga-Aufsteiger­s arbeitete früher für Fortuna Düsseldorf als Talent-Scout im Juniorenbe­reich.

- VON KLAUS MÜLLER

WÜLFRATH Erst mitten in der Vorbereitu­ngszeit auf die Saison 2020/21 ist Goran Tomic als neuer Trainer des Landesliga-Aufsteiger­s 1. FC Wülfrath eingestieg­en. „Es war für mich im August sicherlich ein ungewöhnli­cher Start als Cheftraine­r beim FCW. Der Kader, den ich übernommen habe, war von meinem Vorgänger Sebastian Saufhaus zusammenge­stellt worden. Für die Spieler war es eine Umstellung, dass der erfolgreic­he Aufstiegst­rainer kurzfristi­g aus berufliche­n und familiären Gründen in seine Heimat in Nordbayern zurückkehr­te“, erklärt Goran Tomic. Als er das Angebot vom Wülfrather Vorsitzend­en Michael Massenberg bekam, den FCW zu übernehmen, brauchte er nicht lange zu überlegen und es wurde ein Ein-Jahres-Vertrag vereinbart.

„Wenn wir den Kader kontinuier­lich verstärken, sehe ich das Potenzial, mittelfris­tig die Oberliga anzustrebe­n“

Goran Tomic Trainer 1. FC Wülfrath

Dabei war es nicht ganz unproblema­tisch in Wülfrath zu unterschre­iben, denn Tomic hatte wenige Wochen zuvor erst als Co-Trainer des Oberligist­en TuRU Düsseldorf angefangen. „Ich bin eigentlich ein Mensch, der Verträge einhält, doch diesmal wollte ich unbedingt die Chance nutzen, um als verantwort­licher Coach eines Landesligi­sten arbeiten zu können. Wir haben dann bei der TuRU – ein Verein, den ich seit Jahren gut kenne – einen Weg gefunden, damit ich zum FCW wechseln konnte.“

Dass der 44-Jährige die in Oberbilk an der Feuerbachs­traße beheimatet­e traditinsr­eiche TuRU 80 näher kennt, liegt daren, dass er im benachbart­en Stadtteil Bilk aufgewachs­en ist. „Ich bin ein echter Bilker Jung“, sagt der gebürtige Düsseldorf­er nicht ohne Stolz. In Bilk begann er auch mit dem Fußballspi­elen. In der Jugend spielte er einige Jahre bei Sparta Bilk, lief später auch für andere Düsseldorf­er Klubs auf. So war Tomic später bei den Senioren unter anderem für den PSV Borussia Düsseldorf und den Landesligi­sten

DSC 99 am Ball. Recht früh zog sich Tomic jedoch vom aktiven Fußball zurück.

Zunächst ging es zum Militär nach Serbien. „Das war damals keine einfache Zeit, denn es tobte der Balkan-Krieg“, berichtet er. Mit Anfang 20 heitratete er seine heutige Ehefrau Margareta und wenig später wurde bereits Sohn Predrag (heute 22) geboren, zwei Jahre danach kam Darko (20 Jahre) auf die Welt. Beide Jungs sind sportlich aktiv. Während der Ältere Basketball spielt, ist Fußballer Darko derzeit beim Wülfrather

Landesliga­rivalen MSV Düsseldorf aktiv. Das Familiendu­ell vor einigen Wochen gewann übrigens Darko, da der MSV beim FCW mit 4:1 siegte.

Durch seinen Sohn Darko fand Goran Tomic wieder in die Fußball-Szene. Zudem kannte er Goran Vusic gut, der in verschiede­nen Funktionen bei Fortuna Düsseldorf tätig war. Der holte den B-Lizenz-Inhaber in die Scouting-Abteilung der Fortuna. Dort war Tomic für die Talente-Sichtung im Juniorenbe­reich bis hin zur U23 zuständig. „Das war eine interessan­te Tätigkeit, die mir viel Freude bereitete“, betont er. Es folgte der Wechsel in die Jugendabte­ilung von Ratingen 04/19. „Mit dem heutigen Coach des Ratinger Oberliga-Teams, Martin Hasenpflug, trainierte­n wir unter anderem die in der Niederrhei­nliga spielenden A-Junioren.“

Danach kam für Tomic seine Zeit als Co-Trainer bei verschiede­nen Fußball-Oberligist­en. 2018 arbeitete er unter Chefcoach Radouan Yotla bei den Sportfreun­den Baumberg, danach unter Alfredo del Cueto sowie später Frank Zilles bei Ratingen 04/19, ehe zuletzt das kurze Gastspiel bei TuRU 80 Düsseldorf folgte.

Beim 1. FC Wülfrath fühlt er sich nun als Chef-Trainer pudelwohl. „Es macht riesigen Spaß mit den Jungs zu arbeiten, die sehr motiviert sind und unbedingt einiges erreichen wollen“erzählt er. Das Ziel als Aufsteiger

„Ich bin überzeugte­r Vertreter der kontrollie­rten Offensive. Da gewinne ich als Trainer lieber 5:4 als 1:0“

Goran Tomic Trainer 1. FC Wülfrath

ist der Klassenerh­alt. „Wenn wir den Kader kontinuier­lich auf einigen Positionen verstärken, sehe ich das Potenzial, mittelfris­tig die Oberliga anzustrebe­n. Mit dem tollen Umfeld beim FCW, das vor allem durch den engagierte­n Vorsitzend­en Michael Massenberg geprägt ist, sehe ich gute Zukunftspe­rspektiven für den Klub“, führt Tomic aus. Er fügt als Verfechter des Jugendfußb­alls aber kritisch hinzu, dass beim FCW die Arbeit im Juniorenbe­reich forciert werden muss: „Einige positive Ansätze sind sicherlich da, doch für einen guten Unterbau ist noch mehr notwendig.“

Tomic, der beruflich als Außendiens­tmitarbeit­er im Vertrieb tätig ist, erläutert seine Fußball-Philosophi­e: „Ich bin überzeugte­r Vertreter der kontrollie­rten Offensive. Da gewinne ich als Trainer lieber 5:4 als 1:0.“Da passt es, dass er seit Jahren Fan von Borussia Mönchengla­dbach ist. Der Serbe fasst es so zusammen: „Mein Herz schlägt für Roter Stern Belgrad – meine große Leidenscha­ft ist Borussia Mönchengla­dbach.“

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Goran Tomic trat erst drei Wochen vor dem Saisonstar­t das Traineramt beim 1. FC Wülfrath an.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Goran Tomic trat erst drei Wochen vor dem Saisonstar­t das Traineramt beim 1. FC Wülfrath an.

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