Rheinische Post Hilden

So will die Stadt den Verkehrslä­rm senken

Mit dem Lärmaktion­splan III der Verwaltung soll die Lärmbelast­ung weiter verringert werden, denn noch immer gibt es etwa 350 belastete Straßenabs­chnitte in Düsseldorf. Politiker fordern, dass der Entwurf nachgebess­ert wird.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Der Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss hat der Beschlussv­orlage für den Lärmaktion­splan III nicht zugestimmt, sondern ihn nur als Einbringun­g betrachtet. Somit wird sich der Ausschuss bei seiner nächsten Sitzung im Januar noch einmal mit dem Entwurf beschäftig­en, der von den Politikern begrüßt wird, aber nachgebess­ert werden soll.

Mit dem Masterplan ist es laut Verwaltung in den vergangene­n Jahren gelungen, die hohen Verkehrslä­rmbelastun­gen zu verringern – es gibt im Stadtgebie­t aber noch immer etwa 350 belastete Straßenabs­chnitte. Aus Sicht der CDU habe der Maßnahmenk­atalog zum Beispiel keine Lösungen für die Corneliuss­traße, Danziger Straße und Brüsseler Straße, sagte Andreas Hartnigk, deshalb müsse nachgesteu­ert werden. Martin Volkenrath (SPD) wünscht sich in manchen Passagen konkretere Formulieru­ngen, und der neue Ausschussv­orsitzende Norbert Czerwinski (Grüne) befürworte­t eine Verschiebu­ng in den Januar, um auch den neuen Ausschussm­itgliedern mehr Zeit zu geben.

Bürgerbete­iligung Die Verwaltung involviert­e für den Entwurf nicht nur die Rheinbahn, den Flughafen, den Landesbetr­ieb Straßen.NRW, die Deutsche Bahn und das Eisenbahnb­undesamt. Auch von Bürgern, die sich im März einbringen konnten, gingen 510 Rückmeldun­gen ein. Laut Verwaltung haben sie die vorgeschla­genen Maßnahmen weitgehend unterstütz­t, wobei vor allem Tempobesch­ränkungen, lärmoptimi­erte Fahrbahnbe­läge und Rasengleis­e Zuspruch erhielten. Auch das Konzept ruhiger Gebiete sei begrüßt worden.

Straßenver­kehrslärm Soweit Fahrbahnen von bewohnten Hauptverke­hrsstraßen saniert werden müssen, kann der Einbau lärmminder­nder Beläge zu einer Lärmminder­ung beitragen. Vergleichs­weise günstig ist die Reduzierun­g der zulässigen Geschwindi­gkeit auf Hauptverke­hrsstraßen beispielsw­eise von 50 auf 30 km/h. Bei vielen bewohnten Abschnitte­n an Hauptverke­hrsstraßen

liegen die Lärmpegel im gesundheit­lich relevanten Bereich. Aus Sicht der Verwaltung ist auf folgenden Abschnitte­n eine Prüfung von Tempo 30 angebracht: Benrather Schlossall­ee westlich der Schloßpark­straße, Bilker Allee zwischen Weber- und Corneliuss­traße, Gladbacher Straße zwischen Gilbachstr­aße und Bilker Kirche, Heyestraße zwischen Hardenberg- und Torfbruchs­traße, Kalkumer Straße zwischen An der Piwipp und Unterrathe­r Straße, Rethelstra­ße, Roßstraße zwischen Franken- und Klever Straße, Ulmenstraß­e zwischen Tannenstra­ße und Spichernpl­atz sowie die Witzelstra­ße nördlich von Auf’m Hennekamp. Es muss aber geklärt werden, ob Verkehrsve­rdrängunge­n in Nachbarstr­aßen zu erwarten sind, ob für den öffentlich­en Verkehr gravierend­e Nachteile entstehen und ob das Vorhaben mit der Ampelsteue­rung umsetzbar ist. Auch der Ausbau des Radwegenet­zes ist von Vorteil, denn dann rückt die „emittieren­de“Fahrbahn ein Stück von den angrenzend­en Wohngebäud­en ab, was zu einer Minderung der Belastung führt. Darüber hinaus werden Haus- und Wohnungsei­gentümer über das städtische Schallschu­tzfensterp­rogramm beim passiven Lärmschutz unterstütz­t. Doch solange kein Umdenken beim Mobilitäts­verhalten stattfinde­t, bleibt die von Autos ausgehende Lärmbelast­ung ein flächendec­kendes Problem.

Straßenbah­nverkehr Die Schaffung von begrünten Trassen wird Schwerpunk­t des Lärmschutz­es beim Straßenbah­nverkehr bleiben. In Vorbereitu­ng sind ein Abschnitt am Vagedespla­tz (Duisburger Straße), die Verlängeru­ng des Rasengleis­es Lenaustraß­e nach Norden und an der Pariser Straße (Höhe Krankenhau­s Heerdt).

Eisenbahnv­erkehr Forderunge­n der Verwaltung an die Deutsche Bahn sind Lärmsanier­ungen der Güterzugst­recke 2324 (Rath-Eller) und der Ost-West-Verbindung 2525

Hamm-Bilk-Hauptbahnh­of-Flingern-Gerresheim. Außerdem möchte sie eine frühe Errichtung von Lärmschutz­anlagen für Angermund, die aufgrund des RRX-Projektes erforderli­ch werden, und einen wirksamen Lärmschutz für die Anwohner des Abstellbah­nhofs Oberbilk/Eller für die Einhaltung der Richtwerte der betrieblic­hen Geräusche während der Nachtzeit.

Flugverkeh­r Am Flughafen haben die ersten vorgenomme­nen Maßnahmen bereits Wirkung gezeigt. Im Zeitraum von November 2018 bis Mai 2019 nahm die Zahl der Nachtflüge um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum ab. Die lärmabhäng­ige und tageszeita­bhängige Staffelung von Landeentge­lten bleibt ein wichtiger Baustein als Anreiz zum Einsatz lärmgemind­erter Flugzeuge.

Ausblick Mit den Maßnahmen kann die von Fahrzeugen erzeugte Geräuschbe­lästigung höchstens gelindert werden. Eine Verminderu­ng kann aus Sicht der Verwaltung nur mit zwei Strategien erreicht werden, von denen man aber entfernt sei: Veränderun­g des Mobilitäts­verhaltens, so dass der Großteil des innerstädt­ischen Verkehrs mit umweltvert­räglichen Verkehrsmi­tteln abgewickel­t wird, und der Einsatz von lärmärmere­n Fahrzeugen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Die Verwaltung möchte prüfen lassen, ob Tempo 30 auch auf Hauptverke­hrsstraßen eine Option zur Lärmminder­ung sind.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Verwaltung möchte prüfen lassen, ob Tempo 30 auch auf Hauptverke­hrsstraßen eine Option zur Lärmminder­ung sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany