Rheinische Post Hilden

Corona: Intensivme­diziner rüsten auf

Noch gibt es ausreichen­d Kapazitäte­n auf den Intensivst­ationen in Hilden und Haan, sagt Chefarzt Clemens Kehren. „Für uns ist das nicht die erste große Pandemie.“Angesichts der steigenden Zahlen bereiten sich die Krankenhäu­ser aber auf den Notfall vor.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN/HAAN Die Situation auf den Intensivst­ationen in Hilden und Haan hat sich im Vergleich zu den Sommermona­ten verschärft. „Aber es besteht kein Grund zur Panik“, erklärt Clemens Kehren, Chefarzt der Anästhesie, Intensivme­dizin und Schmerzthe­rapie sowohl für das St.-Josefs-Krankenhau­s Hilden als auch für das St.-Josef-Krankenhau­s Haan. Die acht Betten in Hilden und neun in Haan seien momentan zwar zu 70 bis 80 Prozent belegt, „aber damit liegen wir im Vorjahres-Bereich. Und damals gab es noch keine Covid-Patienten“, erklärt er

Momentan versorgen der promoviert­e Mediziner und sein Team täglich im Durchschni­tt zwischen ein und drei Corona-Patienten auf der Intensivst­ation. Der Großteil der Intensivbe­tten ist mit Menschen belegt, die an anderen Krankheite­n leiden. Viele Covid-Erkrankte werden auf normalen Stationen mit besonderen Sicherheit­svorkehrun­gen behandelt und sehen die Intensivst­ation in der Regel nicht von innen. „Wir untersuche­n die Patienten und haben mehrere Messwerte, an denen wir sehen können, ob eine intensivme­dizinische Betreuung nötig ist“, erklärt Clemens Kehren. So analysiere­n sie beispielsw­eise die Blutgase und damit den Sauerstoff­gehalt. Fällt dieser unter einen kritischen Wert, kommt der Patient auf die Intensivst­ation und wird beatmet. „Wir haben in Haan noch vier Betten, in denen wir schwer erkrankte Menschen betreuen können, sofern sie nicht beatmet werden müssen“, erklärt der Chefarzt. Dort stehen Monitore bereit, um die Vitalwerte zu erfassen – sozusagen eine „Intesivsta­tion light“.

Die Bedrohung durch das Coronaviru­s nimmt der Mediziner genau wie sein Arbeitgebe­r, die Kplus-Gruppe, sehr ernst. In den Krankenhäu­sern gilt beispielsw­eise ein Besuchsver­bot. „Wir beobachten die Entwicklun­g der Corona-Zahlen natürlich und auch mit Sorgen“, erklärt Clemens Kehren. „Im Winter kommen zudem auch wieder schwere Grippe-Fälle auf uns zu, die Zahl der Intensivpa­tienten nimmt zu.“Wenn dann auch noch deutlich mehr Menschen an Corona erkranken, könnte es eng werden. „Aber wir haben etliche Notfallplä­ne, die in solchen Fällen greifen“, erklärt der Intensivme­diziner. „Wir können beispielsw­eise den OP-Bereich zu einer Intensivst­ation umwandeln und dadurch neue Kapazitäte­n schaffen.“In diesem Fall sei die Pandemie bereits so weit fortgeschr­itten, dass Standard-Operatione­n nicht mehr durchgefüh­rt werden und dadurch die Räumlichke­iten zur Verfügung stünden.

„Außerdem rüsten wir technisch weiter auf“, berichtet Clemens Kehren. Die Kplus-Gruppe habe bereits vor einiger Zeit mehrere Beatmungsg­eräte bestellt. „Es gab jedoch Lieferschw­ierigkeite­n. Bis Ende des Jahres werden wir aber drei neue Geräte in Haan und vier weitere in Hilden in Betrieb nehmen können“, erklärt er. „Wir sind sehr gut aufgestell­t.“

Und Erfahrunge­n mit Pandemie-Situatione­n haben er und sein Team auch schon zur Genüge sammeln können, wie Clemens Kehren erklärt: „Wir hatten immer wieder mal große Grippewell­en: beispielsw­eise SARS Ende 2002 oder die Schweinegr­ippe 2009. Damals waren die Intensivst­ationen massiv mit Infizierte­n belegt, auch mit jungen Patienten.“Außerdem seien er und seine Kollegen Notfallsit­uationen gewöhnt. „Wir sind Intensivme­diziner und auf solche Stressmome­nte trainiert.“

Bisher ist das Coronaviru­s übrigens an der Intensiv-Belegschaf­t in beiden Kplus-Häusern in Hilden und Haan vorbeigezo­gen: „Wir hatten zum Glück noch keinen Fall“, sagt Clemens Kehren. Der Kreis Mettmann hatte in seiner neuen Allgemeinv­erfügung zur Quarantäne für spezielle Berufsgrup­pen in Aussicht gestellt, dass beispielsw­eise infizierte­s Pflegepers­onal weiter arbeiten kann, so lange keine Covid-Symptome auftreten. „Diese Karte mussten wir noch nicht ziehen – auch weil momentan noch ausreichen­d Personal vorhanden ist“, erklärt der Mediziner.

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FOTO: KPLUS Clemens Kehren ist Chefarzt Anästhesie, Intensivme­dizin und Schmerzthe­rapie in Hilden und Haan.

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