Gesucht: Ausgezeichnete Architektur
Eine Jury von Architekten und Stadtplanern hat den Architekturpreis Bergisch-Land 2020 vergeben. RP-Redakteur Christoph Schmidt war als Juror eingeladen und hat erstmals eine Preisgerichtssitzung miterlebt. Hier ist sein Bericht.
lle drei Jahre vergibt der Bund Deutscher Architekten regiAonale
Architekturpreise. 16 insgesamt in Nordrhein-Westfalen. Für den BDA Bergisch-Land müssen die eingereichten Objekte in Hilden, Haan, Solingen, Langenfeld, Leichlingen, Monheim, Leverkusen, Burscheid, Remscheid, Wermelskirchen, Hückeswagen und Radevormwald liegen und nach dem 1. Januar 2017 fertig gestellt sein. Deren Architekten und Planer können sich gemeinsam mit ihren Bauherren für den Architekturpreis Bergisch-Land 2020 bewerben.
Mit dem Architekturpreis will der BDA die Qualität des Planes und Bauens in Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt fördern. Die Juroren sind Fachleute und unabhängig. Sie kommen im Wesentlichen nicht aus dem Gebiet des BDA Bergisch-Land. Man hat mich in die Jury eingeladen. Ich fühle mich geehrt. Seit 30 Jahren begleite ich als Journalist Bauprojekte in Hilden. Es gibt kaum ein Vorhaben, über das nicht kontrovers diskutiert und gestritten wird: im Stadtrat und in der Öffentlichkeit.
Architektur ist ein zentrales Thema, das viele betrifft – und emotional berührt. Weil die Gebäude nicht allein stehen, sondern in einer Straße, einem Viertel, einem sozialen Raum und deshalb vielfältige Wirkung haben. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie die Entscheidungsfindung in der Jury ablaufen wird.
Weil wir nur zu fünft sind, treffen wir uns persönlich zur Sitzung des Preisgerichts – unter Corona-Bedingungen mit viel Abstand und MundNase-Schutz. Alle kennen die eingereichten Projekte, haben sie auch persönlich angeschaut.
Wir legen Kriterien fest: Qualität des Bauwerks, Umgang mit dem Bestand, Nachhaltigkeit, wie passt sich das Gebäude städtebaulich ein, welchen Mehrwert hat es für die Gesellschaft. Dann gehen wir die eingereichten Projekte gemeinsam durch. Pro und Contra werden ausgetauscht und abgewogen. Die Urteile sind differenziert. Niemand fällt dem anderen ins Wort. Man geht aufeinander ein, hört zu. Schnell wird sich die Jury einig, welche Arbeiten in die nächste Runde kommen sollen.
Welche Projekte sollen eine Auszeichnung bekommen, welche eine
Anerkennung? Die Juroren schauen noch einmal genau hin. Für eine Auszeichnung sollen Gebäude beispielhaft, hervorstechend sein und eine hohe Qualität haben, sind wir uns einig. Aber gibt es überhaupt Gebäude in dieser Perfektion? Abwägungen: An der Vorderseite gelungen, an der Rückseite leider nicht. Das Gebäude ist nicht perfekt, reagiert aber gut auf die städtebauliche Situation. Bei anderen fehlt die Nachhaltigkeit. Viele Bauherren wollen kein Geld für begrünte Dächer und Fassaden oder Photovoltaik-Anlagen ausgeben. Sollte
man trotzdem eine Anerkennung aussprechen und genau das dann in der Begründung kritisieren?
Ausgezeichnete Projekte gehen in die nächste Runde zum Landesentscheid. Dort treffen sie auf andere Architektur von anderer Qualität. Auch das gilt es zu bedenken.
Am Schluss – nach mehr als vier intensiven Stunden – sind wir uns dann doch alle überraschend einig, wer die Auszeichnung und wer Anerkennungen erhalten soll. Es war mir eine Ehre. Ich habe viel über Architektur gelernt.